Archive for März, 2020

TRAVELER OBERHAUSEN

Posted by P e t e r On März - 20 - 2020

1573243463Das Coronavirus ist allgegenwärtig, stetig neue Infos beeinflussen auch das Konzertverhalten vieler Menschen. Wie also siehts heute Abend mit dem Gig der jungen Wilden TRAVELER / RIOT CITY den wohl hoffnungsvollsten Kanadischen Metalbands und ihrem Special Act MIDNIGHT FORCE aus Schottland aus?

Da die Anreise mit Bus und Bahn zur Location ne totale Katastrophe ist, steig ich ausnahmsweise mal ins Auto. Nach gut 20 Minuten, Ankunft in Oberhausen-Holten und direkt zweimal am Jugendzentrum “Emscherdamm” vorbeigefahren. Von aussen und im Nieselregen betrachtet sieht das JZ wie n Parkhaus aus. Also voll der Betonklotz, egal die inneren Werte zählen. Also rein in die optisch an einen Oldschool Partykeller erinnernde, 150 Personen fassende Location. In einer Ecke finden wir direkt mal einige Bandmitglieder die fleissig Merch verkaufen. Bei der Auswahl zu echt fairen Preisen wird fleissig geshoppt.

So, Zeit für die erste Band, MIDNIGHT FORCE bestehend aus drei Schotten und dem Gitarristen Ansgar aus Oberhausen. Also Heimspiel, was aber gerade für ihn nicht so positiv verläuft, da man seine Gitarre während des gesamten Gigs überhaupt nicht wahrnimmt, ein echtes Problem für eine Band mit nur einem Gitarristen. Musikalisch wird ein bisserl kauziger Metal gespielt mit hohem Folk Anteil. Das heisst, schön schunkelige Mittelteile. die mit genügend Gertsensaft zum mitgrölen einladen. Der Sänger trifft zwar kaum einen Ton, unterhält aber mit seinen ausführlichen Geschichten zu jedem Song das Publikum.

Dann Umbaupause und warten auf RIOT CITY. Ich hab ja in letzter Zeit viele gehypte Newcomer live erleben dürfen, aber das was jetzt folgt pulverisiert mehr als die Hälfte von denen. Mit einer Energie, die sich auch direkt nach wenigen Minuten aufs Publikum überträgt, starten RIOT CITY ihren Siegeszug. Am meisten bin ich ja auf Neu Sänger Jordan Jacobs gespannt. Der ist bekanntlich nach der Scheibe “Burn The Night” eingestiegen, die noch Gitarrist Cale Savy überragend eingesungen hat. Nach den ersten Tönen ist jede Skepsis verflogen. Man was hat der Typ ne Stimme und wo verdammt findet man nur solche Talente?

IMG_7601Bei bei der Bühnenpräsenz gibts die volle Punktzahl, hier wird gebangt, gepost und das Publikum animiert als wäre das hier nicht Oberhausen-Holten sondern Rock In Rio. Respekt, so eine Glanzvorstellung habe ich, abgesehen von den Kaliforniern HAUNT selten von einer Newcomerband gesehen. Auch die beiden Coversongs “The Sentinel” (PRIEST), mit Verstärkung von TRAVELER Sänger J.P. Abboud und “See You In Hell” (GRIM REAPER) passen wie die Faust aufs Auge. RIOT CITY sind Live eine Bank, jetzt müssen sie nur noch ein fantastisches zweites Album nachlegen und dann entscheidet sich wohin die Reise geht. Ich drück die Daumen!!!

Die Umbaupause nutzt Drummer Chad Vallier, der auch gleich bei TRAVELER hinter den Kesseln sitzen wird, zum Energie auftanken. Kurze Zeit später steht dann TRAVELER Sänger Jean Pierre Abboud, den man ja auch von GATEKEEPER kennt, mit seinen Jungs auf der Bühne. Um das zuvor gesehene zu toppen braucht die Band aber schon einen Sahne Tag. Leider wird das Niveau von RIOT CITY heute nicht ganz erreicht, obwohl TRAVELER sich voll ins Zeug legen. Meine Faves “Speed Queen”, ”Street Machine” und der kleine Hit “Starbreaker” werden ordentlich abgefeiert, aber zwischendurch geht ihnen immer mal wieder die Puste aus. Aber ich jammere hier natürlich auf hohen Niveau ;-)

Ich glaube jeder der anwesenden Fans geht zufrieden nach Hause und wird per Mundpropaganda dafür sorgen, dass die Bands auch demnächst wieder vor vollen Häuser spielen.

Großer Dank geht auch an den Veranstalter From Beyond Events, der mit solchen und ähnlichen Veranstaltungen (demnächst SABIRE) den wirklich talentierten Newcomern eine Plattform schenkt.

Also nun mein Fazit: Fantastische RIOT CITY, wirklich gute TRAVELER und leider vom schlechten Sound bestrafte MIDNIGHT FORCE.

Peter

SAGA Oberhausen 2020

Posted by Andre On März - 15 - 2020

SAGA, THORSTEN QUAESCHNING, Oberhausen, Turbinenhalle II, 03.03.2020 Sie hören und hören einfach nicht auf: SAGA! Die Progressive Rocker um ihren charismatischen Frontmann Michael Sadler touren auch im 43. (!) Jahr ihrer ewig langen Laufbahn quer durch die Welt und lassen dabei natürlich auch Deutschland, neben Costa Rica ihr erfolgreichstes Land, nicht außer Acht. Dabei sah dies vor drei Jahren, als Sadler das Ende der Band bekannt gab, noch ganz anders aus. Mittlerweile spricht der Sänger allerdings von einem Missverständnis und so beehren die Kanadier einmal mehr ihre treue Fangemeinde. Metal Impressions ist in der gut besuchten Turbinenhalle II mit von der Partie.

_D3_9846Den Auftakt pünktlich um 20 Uhr macht allerdings ein Support Act. Thorsten Quaeschning, ganz in schwarz gekleidet, betritt die Bühne und verschanzt sich förmlich hinter seiner Armada aus Keyboards und Reglern und Knöpfen, um fortan für eine andächtige Soundcollage zu sorgen, die Richtung Ambient tendiert. Man muss an dieser Stelle vielleicht anmerken, wer Thorsten Quaeschning überhaupt ist. 1977 in Berlin geboren erarbeitete sich der Komponist und Multi-Instrumentalist einen guten Namen, ist seit 2005 Mitglied von Tangerine Dream und seit 2015, dem Todesjahr des Bandgründers Edgar Froese, auch deren musikalischer Leiter. Er arbeitete bereits mit Größen wie Brian May (Queen) oder auch Jean Michel Jarre und ist Konsolenfans eventuell vom Soundtrack des Klassikers GTA – Grand Theft Auto V her ein Begriff.

Nun, hinter seinen Keyboardtürmen wirkt Thorsten Quaeschning etwas schüchtern, ist kaum zu erkennen, gibt sich indes ganz seinen fast schon entspannenden Soundcollagen hin und versucht gar nicht erst, großartig mit dem Publikum zu interagieren. Gute 40 Minuten später ist die durchaus angenehme Beschallung dann auch vorbei. Thorsten Quaeschning löst in dieser Zeit gewiss keine Begeisterung aus, erntet aber immerhin respektvollen Applaus. Gleichwohl ist gewiss niemand sehr enttäuscht, als die Bühne für den Act des Abends vorbereitet wird.

_D3_0050Pünktlich um 21 Uhr ist es dann auch soweit: SAGA betreten die Bühne und legen direkt los mit ‚Out Of The Shadows‘ vom 1985er Album „Behaviour“, das es in Deutschland seinerzeit bis auf Platz 2 der Albumcharts brachte. Übrigens ein passender Auftakt, schließlich benennen die Kanadier ihre aktuelle Tour „Out Of The Shadows Tour“. Generell orientiert sich das Quintett bei der insgesamt 21 Songs langen Setlist stark an den ersten sechs Alben der Band Diskographie, wagt es nur dreimal, Songs aus dem letzten Jahrzehnt einzustreuen. Nein, dieser Abend gehört ganz klar den späten 70ern bzw. frühen 80ern. Der Stimmung tut das natürlich keinen Abbruch. Vom ersten Ton an fliegen Sadler und Co. die Herzen förmlich zu.

_D3_0032Und das hat auch einen Grund. Die Band zeigt sich in hervorragender Form. Speziell Frontmann Michael Sadler singt wie ein junger Gott und macht dabei einen so unfassbar fitten Eindruck, dass man meinen könnte, er hätte ein Mittel gegen das Altern erfunden. Es ist wirklich beeindruckend, dass der Sänger auch anno 2020 noch nahezu exakt so klingt wie auf den ersten Alben von vor teils über 40 Jahren. Großartig!

_D3_0116_D3_9975Die Performance des ewigen Jungbrunnens überstrahlt dabei auch die nicht minder tolle Leistung seiner vier Mitstreiter. Da ist zum einen Ian Crichton, der einen hervorragenden Job an der Gitarre macht. In diesem Zusammenhang ist auch der Soundtechniker zu loben, denn der Klang, der insbesondere von Chrichtons Gitarre erzeugt wird, klingt wunderbar mächtig und klar.

_D3_9926Auf der anderen Seite am vorderen Bühnenrand steht „the new guy“. Dusty Chesterfield ersetzt Jim Crichton am Bass und an den Keyboards, sorgt dabei als Küken für frisches Blut im SAGA Clan. Er fügt sich nahtlos in die Gruppe ein, hat offenbar eine verdammt gute Zeit auf der Bühne, lächelt immer wieder ins Publikum. Und als neuer „new guy“ hat er zudem Mike Thorne an den Drums abgelöst. Mike‘s Drumkit ist nicht hinten mittig platziert, sondern hinten rechts. Man sieht ihm quasi von der Seite aus spielend zu. Spätestens mit dem Drumsolo während der zweiten Hälfte des Abends zeigt er seine ganze Klasse, die er nicht nur mit SAGA präsentieren darf, sondern auch mit SPOCKS BEARD, mit denen er gemeinsam auf Tour geht.

_D3_9918Fehlt noch Keyboarder Jim Gilmour, der im hinteren Bereich der Bühne die andere Seite in Beschlag genommen hat. Routiniert und eher unauffällig spult der Keyboarder seinen Part runter, sorgt aber bei ‚Days Like These‘ und ‚Scratching The Surface‘ auch für den Gesang, kann aber hier (natürlich) weit weniger punkten als Michael Sadler (wer kann das schon?) und ist zudem etwas zu leise und kann sich kaum gegen die Instrumente durchsetzen.

Fast genau zwei Stunden begeistern die Kanadier die gut gefüllte Turbinenhalle. Das eher gesetztere Publikum zeigt sich entsprechend begeistert und geht gut mit, unterstützt die Band immer wieder durch leidenschaftliches Mitsingen, was insbesondere bei Sadler gut ankommt. Und Sadler wiederum heimst Sympathiepunkt und Sympathiepunkt ein, weil er sich zwischen vereinzelten Songs immer wieder in der deutschen Sprache versucht. So geht er beispielsweise gegen Ende des Konzerts auf die Knie und reicht einem 10-jährigen Knirps ein Plektrum (?) und fragt den Jungen „Wie alt sind Sie?“.

_D3_9857Ach, ich könnte die Band noch weiter über den Klee loben, aber ich fass mich jetzt besser kurz: SAGA anno 2020 sind immer noch bockstark! Der Abend war eine Demonstration in Sachen Musikalität, Spielfreude, Spaß an der Musik. Vielen Dank für diesen Abend, SAGA!

Andre´

PhotoCredit: Andre`

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