BLIND GUARDIAN DÃœSSELDORF REVIEW
BLIND GUARDIAN Düsseldorf Phillipshalle 09.10.2010
Endlich wieder die Wächter live sehen! Seit Tagen freue ich mich schon endlos wieder die Lauscher durchgeblasen zu bekommen und gebe mir seit Tagen nur noch die volle GUARDIAN-Bedienung im CD-Player meines Autos. Acht Jahre ist es her, seitdem ich sie das letzte Mal gesehen habe und mittlerweile ist einiges passiert; die umstrittene „A Twist In The Myth“ ist draußen und das neue Killeralbum haben sie auch im Gepäck. Mein letztes Konzert hatte ich in traumhafter Erinnerung, ob es dieses Mal auch so wird? Schnell die Freundin ins Auto gescheucht, ab auf die Autobahn und nach 1,5 Stunden in die Warteschlange vor der Halle. Nach einiger Wartezeit hat man es endlich ins Foyer geschafft und deckt sich rasch mit einem Longsleeve, Brezeln und Getränken ein, bevor es auf den Sitzplatz geht (Konzert vom Sitzplatz aus, eine völlig neue Erfahrung für mich).
Licht aus, Spot an für STEELWING. Die Schweden rocken sich durch ihr klassisches Metal Set, als wenn es kein Morgen gäbe. Der Sänger post in bester Bruce Dickinson-Manier, die Gitarren schwenken eifrig von links nach rechts und auch das obligatorische Power Metal-Gequietsche wird zelebriert. Sehr viel Anklang finden die Newcomer leider nicht, denn viel zu oft nervt das Gequieke des Sängers und man erträgt geduldig und tolerant den Gig. Zwischendurch gibt´s einige Beifallsausbrüche, weil STEELWING sich Mühe geben und eigentlich auch recht sympathisch rüberkommen, aber musikalisch leider nicht zu zünden vermögen.
Kurze Pause, einen Klogang später und VAN CANTO entern die Bühne; es wird sofort Gas gegeben und abgesehen vom Schlagzeug wird alles a cappella erledigt; Bass- und Gitarrenlinien, Keyboardsounds und sogar Gitarrensoli werden von VAN CANTO ordentlich mit ihren Stimmen dargeboten, was schon eine unglaubliche Leistung ist. Dabei werden u.a. GRAVE DIGGER, METALLICA und IRON MAIDEN zelebriert, was die Stimmung in der Halle stellenweise schon zum Kochen bringt. Bei den Alben würde ich zwar lieber auf die Originalbands zurückgreifen, aber als Einheizer für die Hauptband sind VAN CANTO definitiv die Abräumer des Abends (Enforcer hatten abgesagt).
Danach folgt der Hauptgang: das Intro von ‚Sacred‘ läutet ein, was noch kommen wird, und dann kracht der gleichnamige Opener durch die Boxen. Laut, bombastisch, melodisch, dynamisch, göttlich! Eine siebenminütige Gänsehaut, staunende Gesichter und jubelnde Fans sind das Ergebnis. Nach einer kleinen Ansage, in denen BLIND GUARDIAN sich eher als heimkehrende Väter statt Söhne fühlen (ja, auch große Metalbands werden mal alt), platzt mit „Welcome To Dying“ auch der letzte Knoten und die Philippshalle kocht. Im Laufe des Sets greifen die blinden Gardinen auch auf Computeranimationen zurück, die manchmal deplaziert (schon fast kitschig), aber meistens gut und stellenweise zum Niederknien rüberkommen. Dabei scheuen sie sich nicht das aktuelle Album mühelos in ihr bereits aus Hits bestehendes Set mit einzustreuen. Albenmäßig wird sich hier auf „Tales From The Twilight World“, „Imaginations From The Other Side“, „Nightfall In Middle-Earth“ und natürlich auf das neue Album konzentriert, auch wenn Klassiker wie ‚Valhalla‘ natürlich nicht fehlen dürfen. Nachdem das Publikum sich mit mindestens vier Sprechgesängen von ‚Valhalla‘ warm gesungen hat, wird u.a. mit ‚Nightfall‘, ‚Bright Eyes‘, ‚Born In A Mourning Hall‘ und ‚Lost In The Twilight Hall‘ ordentlich zur Kasse gebeten.
Hansi Kürsch hat das Publikum stets im Griff und die Chemie zwischen Band und Fans ist einfach nur ganz großes Entertainment (schließlich haben BLIND GUARDIAN hier immer ihr Heimspiel gefeiert). Die Rübe wird abgeschraubt zu ‚A Voice In The Dark‘, die Feuerzeuge geschwenkt zu ‚A Past And Future Secret‘ und gestaunt beim ‚When Time Stands Still…‘. Viel zu früh wird das Ende der Show angekündigt und natürlich springen die Wächter nach dreiminütiger Pause wieder auf die Bühne, um noch vier Zugaben in die Menge zu feuern. Der ‚Bard´s song‘ wird natürlich komplett vom Publikum durchgesungen (und sogar von der Band aufgenommen) und als großes Finale wird ‚Wheel Of Time‘ mit einer atemberaubenden Computeranimation im Hintergrund dargeboten. Saugeile Stimmung, göttliche Songauswahl, gemütliches und doch ergreifendes Konzert vom Sitzplatz aus und starke Verwunderung, wie schnell doch zwei Stunden vergehen können.
Fazit: BLIND GUARDIAN sind erwachsen geworden; das lässt sich sowohl an der Songauswahl, als auch anhand der Bühnenshow feststellen. Mittlerweile sind die Wächter zu einer professionellen Truppe geworden, die sowohl junge als auch alt eingesessene Metaller glücklich machen können. Man hat nicht gelebt, wenn man noch nie auf einem BLIND GUARDIAN Konzert war, es ist immer wieder ein atemberaubendes und göttliches Erlebnis. Alle Daumen steil nach oben!!!
Sebastian Groß
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