Das Rockharz Festival 2019 aus unserer Sicht

Posted by Stefanie On Juli - 19 - 2019

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Einmal im Jahr geht es für viele zur Teufelsmauer nach Ballenstedt in den Harz, denn dann ist R O C K H A R Z - Zeit und für viele, so auch für uns, ist es immer mit eines der sogenannten „Urlaubsfestivals“. Das Rockharz startete bereits am Mittwoch, den 03. Juli 2019. Dies ist der Warm-Up-Tag, der mit 6 Bands bestückt wurde. Es spielten COMBICHRIST, U.D.O., FROM NORTH, J.B.O., VADER und BROTHERS OF METAL. Für uns vom Metal Impressions Magazine begann das Rockharz Festival, wie auch die Jahre zuvor, erst am Donnerstag.

Aus Schleswig-Holstein zeitig aufgebrochen, fielen wir auf Höhe Hannover einem Stau zum Opfer und kamen so mit gut zwei Stunden Verspätung an. Zum Festivalgelände selbst – aus Quedlinburg kommend (denn hier waren wir im Appartement untergebracht) – bis zum Flughafengelände Ballenstedt, wo alljährlich dieses Festival stattfindet, war freie Fahrt angesagt und wir konnten in diesem Jahr sogar einen weitaus besser gelegenen Tagesparkplatz in Anspruch nehmen. Der Dienstag als Anreisetag zum Rockharz Festival war – so entnahmen wir zumindest der Rockharz Community auf Facebook – mit 2-3 Stunden Wartezeit verbunden, da in diesem Jahr erstmalig auf den Campingflächen Platzeinweisungen vorgenommen wurden. Es entstand vorweg ein regelrechtes Murren und Knurren an jeder Ecke und wir waren schon durch das Lesen vorab etwas erschrocken, da man dieses „Gemeckere“ doch so gar nicht kannte aus den Jahren zuvor. Aber seien doch einmal ehrlich, liebe Rockharz-Besucher, das war doch rückblickend gesehen wirklich Jammern auf hohem Niveau. Schaut Euch doch einfach einmal Anreisen, z.B. der Wacken-Besucher oder aber auch anderen größeren Festivals an. Da wird nicht gemeckert, sondern entspannt der Grill im Stau auf der Autobahn ausgepackt und gegrillt. Das alles gehört zu einem Festival dazu und letztendlich siegt doch dann das Feeling der weiteren Tage und der Anreisestress ist vergessen.

Kommen wir aber wieder zurück zu uns. Wir hatten diese Probleme dann am Donnerstag natürlich gar nicht mehr. Wir kamen nach dieser langen Autofahrt und einem Zwischenstop in unserer Unterkunft gegen 17.30 Uhr auf dem Festivalgelände an und konnten nach einem absolut freundlichen und schnellen Einlass (der in diesem Jahr mit einem zweiten kleineren Eingangsbereich auf der anderen Seite des Infields zusätzlich aufgebaut war) noch die letzten Teile von OVERKILL auf der Bühne genießen.

MI-LordiSchnell hieß es nun in den VIP-Bereich und Kollegen sowie Freunden kurz „Hallo“ sagen und dann sollte für uns der Donnerstag mit LORDI beginnen. Ein kurzer Blick unserer Fotografin Stefanie in Richtung Bühne, die dann doch etwas schlucken musste, als sie auf eine Bühnenhöhe von 4 Metern schaute und einen wesentlich schmaleren Pit als in den Jahren zuvor sah. Somit aus Fotografensicht eine schwierige Ausgangslage. Aber gut, dann sollte es in diesem Jahr wohl eher Portraitfotos der Künstler geben.

DafĂĽr, dass in diesem Jahr rund 20.000 Besucher das Rockharz Festival besuchten (also noch einmal gut 3.000 Besucher mehr als im Jahre 2018), war es zu diesem Zeitpunkt auf dem Infield besuchermäßig wirklich noch recht entspannt. Bereits zuvor spielten folgende Bands: BLOODRED HOURGLASS, STAM1NA, NERVOSA, LACRIMAS PROFUNDERE, THE UNGUIDED, VAN CANTO, COPPELIUS und FEUERSCHWANZ. LORDI ernteten auf jeden Fall schon einmal erheblich Aufmerksamkeit und brachten sogar eine Zombie-Frau mit, die während des Slots ĂĽber die BĂĽhne krabbelte. Bekannte Songs wurden gespielt, so natĂĽrlich auch „Hardrock Halleluja“ – der Klassiker. Wie immer eine nett inszenierte, bunt-blutige Show – das können die Finnen auf jeden Fall.

Häm5 (1 von 1) (1)Als nächster Act waren dann HÄMATOM angekündigt und so ging es auch gleich auf der linken Seite der Zwillingsbühne, der Dark Stage, weiter. Nord, Ost, West und Süd, die vier Himmelsrichtungen wurden – wie schon erwartet – von einer guten Menge, die nun vor der Bühne aufgezogen war, total gefeiert. Songs zum Mitsingen waren angesagt und die Stimmung war verdammt gut. Als dann noch Drummer „Süd“ auf einer kleinen Plattform mit kleinem Drumset als Crowdsurfer über die Köpfe der Besucher spielend wanderte, hatten die Publikumslieblinge von HÄMATOM ihre Sympathiepunkte endgültig gesammelt. Noch weit nach dem Konzert sprach man von dieser geilen Showeinlage.

MI-WintersunWeiter ging es mit der nächsten finnischen Band, die zuvor bei Umfragen von vielen Besuchern des Rockharz Festivals auf der Wunschliste standen. Der Wunsch ging in Erfüllung und es kamen WINTERSUN auf die Rock Stage. Kai Hahto, der eigentliche Drummer der Band, der derzeit mit NIGHTWISH unterwegs ist, wurde bei diesem Auftritt würdig durch Heikki Saari von FINNTROLL vertreten. Sänger Jari konnte die Fans total mitziehen und sie selbst schienen sichtlich Bock auf ihren heutigen Auftritt gehabt zu haben. Freudige Finnen mit gutem Melodic Metal. Echt empfehlenswert, denn auch wir sahen WINTERSUN live erst zum ersten Male.

MI-COFDie nächsten beiden Slots sollten unsere Highlights des Tages werden. Auf der Dark Stage ging es um 21:45 Uhr weiter mit CRADLE OF FILTH. DĂĽsterer wurde es und natĂĽrlich mit einer ordentlich Portion Nebel zogen die Briten auf die BĂĽhne. Dani Filth und Gefolge läuteten die Dunkelheit ein geniales Set nahm seinen Lauf. Gänsehaut-Momente bekamen wir natĂĽrlich auch bei „Nymphetamine Fix“. Immer noch genial und live – gerade auch durch den glockenhellen Gesang von Lindsay Schoolcraft – ein Song „with goose bumbs“. FĂĽr den Auftritt von CRADLE OF FILTH geht der schwarze Daumen steil nach oben !

AA-MetalImpressions22:45 Uhr – Viking-Time. Die Nordmänner von AMON AMARTH zogen als Headliner in den Donnerstagabend. Zu diesem Zeitpunkt waren wohl auch die letzten Rockharz-Besucher aus ihren Zelten gekrochen, um die Trinkhörner in die Höhe zu halten. Wir als Nordmenschen lieben ja diese Truppe und gerade auch Frontmann Johan Hegg ist eine totale Axt. So auch bei diesem Headliner-Slot. Ein groĂźer Wikingerhelm diente als Podium fĂĽr das Drumset. Ein paar nette auf deutsch gesprochene Worte durch Johan an das Rockharz-Publikum und ab ging die Post. Songs wie „Ravens Flight“, „Raise Your Horns“ oder aber „Guardians of Aasgaard“ waren natĂĽrlich mit am Start. AMON AMARTH, wie immer eine Wand und ein absolut wĂĽrdiger Headliner fĂĽr diesen zweiten Festivaltag.

Wer noch wollte und konnte, ging nun noch zu WITT, wir entschieden uns aber Abfahrt und Bett, um so wieder fit und ausgeschlafen in den nächsten Tag starten zu können.

MI-NFOOpener des Freitages waren um 11:20 Uhr ELVELLON. Es folgten MILKING THE GOATMACHINE, NAILED TO OBSCRURITY, WARKINGS, ELVENKING, MR. IRISH BASTARD und OMNIUM GATHERUM. Wir setzten ein bei THE NIGHTFLIGHT ORCHESTRA. Die zweite Hälfte ihres Sets konnten wir noch vollends genießen.

MI-KDWeiter ging es dann mit KISSIN DYNAMITE. Feuerfontänen zündeten und mit ihnen zündeten auch KISSIN DYNAMITE. Vom ersten Takt ab an war eine wahnsinnig geile Stimmung da und die fünf Schwaben gingen ab wie Dynamit. Immer wieder eine pure Freude diese junge, aber dennoch professionelle Band zu sehen. Sie haben trotz ihres Erfolges nicht den Boden unter den Füßen verloren und haben immer noch sichtlich Freude bei ihren Auftritten. Sie spielten mit dem Publikum, lieferten eine intensive und gute Performance und begeisterten sichtlich viele junge Damen. Man liebt diese Band und auch wir finden sie nach wie vor echt stark.

MI-CalibanAuf der Dark Stage ging es danach weiter mit CALIBAN. Auch hier war deutlich zu erkennen, dass einige mehr vor der Bühne landeten und natürlich gab es hier auch den ersten Circle Pit. Nach dem Core ging weiter mit Soilwork und Dragonforce. Aufgrund des zu diesem Zeitpunkt doch starken Staubes, der durch die Luft flog und einer Allergie die einsetzte und Augen zum Tränen brachte, zogen wir kurz vom Gelände und kamen sodann zu HYPOCRISY zur Rock Stage.

MI-HypoAuf diese Band und auch auf Frontmann Peter Tätgren freuten wir uns irre. Und wir wurden auch keineswegs enttäuscht. Immer wieder ein Garant für geile Songs und gute Show. Für uns rückblickend waren HYPOCRISY unser persönliches Highlight des diesjährigen Rockharz Festivals.

Nun aber erst einmal schnell etwas essen. Langsam knurrte der Bauch. Gebratene Nudeln beim Asia Stand. Die sind einfach zu lecker und jedes Jahr für uns ein Muss. An dieser Stelle sei einmal wieder die absolut geile „Fressmeile“ des Rockharz Festivals erwähnt. Selten haben wir so gute kulinarische Köstlichkeiten auf einem Festival bekommen, wie hier. Eine große Auswahl und alles immer oberlecker.
MI-SaltatioGut, nun aber noch schnell ein Espresso mit auf den Weg und weiter ging es zu SALTATIO MORTIS. Sie waren deutlich von der Menschenmenge vor der Bühne der eigentlich Headliner. Das Publikum feierte Alea und sein Gefolge wie nichts Gutes. Es wurde mitgesungen, getanzt, Crowdsurfer ohne Ende landeten im Pit und an Feuer aus Fontänen wurde nicht gespart. Noch lange nach dem Auftritt stand Alea auf dem Wellenbrecher und verteilte Autogramme und schüttelte Hände. Partylaune wie sie das Rockharz Publikum liebt.

MI_DimmuUmso gespannter konnte man nun sein, wie der nahtlose Übergang von Party-Folk-Musik auf Black Metal verlief. Auf der anderen Seite zog erneut Nebel auf (und davon jede Menge) und der Headliner des heutigen Abends, die Norweger von DIMMU BORGIR, erschienen mit schön schaurigem Intro in düsterer Kapuzenkluft. Auch bei DIMMU BORGIR war eine große Menschenmenge vor der Bühne und man sah sichtlich die Spannung. Gespielt wurden Songs des aktuellen Albums „Eonian“, aber auch Klassiker-Songs, wie z.B. „Mourning Palace“. Ein schöner Tagesabschluss mit einer dicken Portion Mystik und Darkness. Für uns war nun der Tag zu Ende, für den einen oder anderen ging es noch um kurz nach Mitternacht mit den letzten beiden Acts von RUSSKAJA und HEIDEVOLK zu Ende.

Letzter Festivaltag Samstag ! Heute spielten ab 11:20 Uhr FOLLOW THE CIPHER, danach HELL BOULEVARD, VISIONS OF ATLANTIS. Wir kamen gegen 13:30 Uhr auf das Festivalgelände und erhaschten noch die letzten 20 Minuten von FREEDOM CALL.

MI-BurnWGespannt waren wir auf die uns im Vorwege empfohlenen BURNING WITCHES. Diese vier heiĂźen Hexen waren schon etwas fĂĽrs Auge. Keine Frage. Auch rockten sie ganz ordentlich, aber uns selbst (ist ja immer alles Geschmackssache) holten die Schweizerinnen nicht so wirklich ab. Power Metal der 80er Jahre. Es erreichte uns der Hype, der uns zuvor von vielen entgegen schwappte, allerdings nicht.
Umso mehr kamen wir alten Hasen nun doch auf unsere Kosten bei den beiden nachfolgenden Bands.

MI-GrandMNachdem die brennenden Hexen ihren Slot beendeten, ging es auf der Dark Stage weiter mit GRAND MAGUS aus Schweden. Diese Band gibt es bereits seit 1996. JB und Fox, die beiden Gründungsmitglieder als auch Drummer Ludwig Witt zündeten die ersten Klänge und schon war der Stoner „on stage“. Die Stockholmer spielen so eine schöne Mischung aus Stoner-, Doom und Metal. Sehr basslastig und tiefgehend. We love it!

MI-AnvilNach dem schwedischen Trio ging es weiter mit dem kanadischen Trio von ANVIL. Lips, Robb und Chris kamen mit ihrer witzig gewohnten Rock-Show um 15:30 Uhr auf die Bühne. Die Lässigkeit, aber auch diese Attitude, die diese Truppe, auch nach 46 Jahren Bandgeschichte, an den Tag legt, ist immer wieder der Hammer. Auch wenn die Setlist seit vielen vielen Jahren die gleiche ist, so werden uns diese Spaßvögel, die ihr Handwerk wahrlich beherrschen, niemals langweilig. Da wird dann schon einmal der Vibrator angeworfen, um damit ein Solo zu spielen. Auch die Bitch wurde wieder aus ihrer Box gelassen. Und man fragte sich wieder „Metal or Metal“? ANVIL – einfach supremé ! 40 Minuten, die echt im Fluge vergingen.

Nun aber Kaffeezeit. Schnell eilten wir noch in den EndzĂĽgen von ANVIL in Richtung Kaffeestand und zogen uns nebenher auch noch schnell eine Portion von diesen total geilen Churros mit Apfelmus rein.

MI-HardLFrisch gestärkt ging es nun weiter zu HARDLINE. Sänger Johnny Gioeli als auch die bezaubernde Bassistin Anna Portalupi waren einfach der Blickfang auf der BĂĽhne und bescherten uns nun richtig guten Melodic Rock. Da war viel Power und GefĂĽhl in den Songs, die wundervoll an das Rockharz Publikum weiter transportiert wurden. Die fĂĽnf Musiker hatten sichtlich SpaĂź bei ihrem Auftritt und das begeisterte auch augenscheinlich die Besucher vor der BĂĽhne. HARDLINE – Live echt eine tolle Nummer.

MI-GraveAuf der Rock Stage ging es weiter mit GRAVE. Death Metal aus Schweden sollte es nun sein. Diese Band gibt es seit 1986 und ihre erfolgreichsten Jahre waren in den frühen 90ern. Somit auch „alte Hasen“ der Szene und dies zeigten sie uns auch. Da war Kraft auf der Bühne. Klasse Auftritt.

Die nächsten Bands, wie z.B. KĂ„RBHOLZ, LEGION OF THE DAMNED, EPICA oder aber MONO INC. wollten wir uns nicht anschauen und fuhren einstweilen, um ein wenig der Staublandschaft zu entkommen, zurĂĽck nach Quedlinburg in unsere Bleibe. Ein wenig war der Kreislauf im Keller und die Augen brannten. Auch die Kameras mochten gar nicht mehr so, denn der Staub kroch ĂĽberall hinein. Wir wollten eigentlich noch einmal zurĂĽck zum Festivalgelände, um uns KORPIKLAANI und auch CHILDREN OF BODOM anzuschauen, aber gegen 21:00 Uhr setzte in Quedlinburg der Regen ein und uns war eigentlich klar, Staub und Regen, mit Kameras und Co. – nein fĂĽr uns war leider das Festival an dieser Stelle zu Ende.

MI-Rockharz

Fassen wir fĂĽr uns das Rockharz Festival 2019 einmal kurz zusammen: Wie immer vom Ablauf her, von der Organisation, der Freundlichkeit von Personal und Security (Letztere liebevoll “Grabenschlampen” genannt), ist das Rockharz Festival noch immer ganz weit vorne. Auch wenn in diesem Jahr die Anreise etwas beschwerlicher fĂĽr einige war und viel Unmut im Internet in den Communities geäuĂźert wurde, war an den Festivaltagen selbst von diesem Unmut nichts mehr zu spĂĽren. Kulinarisch wurde man wie immer mit diversen Ständen bestens versorgt. Einzig und allein knurrte man doch hier und dort ĂĽber die angezogenen Preise bei den “Snacks”. Man konnte eigentlich eine Erhöhung von einem bis zwei Euro auf jeden “Genusshappen” oder auch beim “Duschen” im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Toll wären auch aus unserer Sicht stabilere Pfandbecher, die dann nicht nur mit 20 Cent Pfand belastet werden, sondern ruhig mit mehr. Funktioniert woanders auch bestens und der eine oder andere freut sich dann sicherlich auch ĂĽber ein Souvenir in Form eines Rockharz-Bechers mit coolem Aufdruck.

In diesem Jahr machte doch arg der Staub zu schaffen, was man auch deutlich am vermummten Publikum sehen konnte. Vielleicht hier in den Folgejahren, falls es wieder so sein solllte, einfach vormittags vor den ersten Konzerten das Infield etwas “wässern”.

Ansonsten gibt es von unserer Seite nicht mehr zu sagen, auĂźer >>> ROCKHARZ, du warst echt wieder klasse und bist nach wie vor unser “Urlaubsfestival” im Jahr. Wir kommen gerne wieder !

Berichterstattung / PhotoCredits: Stefanie PreuĂź

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