KILLING JOKE in Hamburg – Eine Zeitreise voller Emotionen
Montage sind ja grundsätzlich immer etwas total Blödes. Man kommt am ersten Arbeitstag der Woche geschafft nach Hause und möchte sich eigentlich nur noch die Decke über den Kopf ziehen. Nicht jedoch am vergangenen Montag. Am 15.10.2018 gab sich nämlich KILLING JOKE – die Lieblingsband der Lieblingsbands – in der Hamburger Markthalle die Ehre.Als Support waren TURBOWOLF aus den UK am Start. Leider war es uns vom Metal Impressions nicht möglich, ihren Auftritt zu verfolgen, denn wir erreichten erst um 20:30 Uhr die Markthalle. Sehr schade. Das was uns aber zugetragen wurde von anderer Seite war zumindest positiv. Nunja, vielleicht ergibt sich noch einmal die Möglichkeit TURBOWOLF live an anderer Stelle zu erleben.
Die Markthalle füllte sich gut. Es ging auf 21:00 Uhr zu. Ein Publikum 40+ schien an diesem Abend anwesend zu sein. Schätzungsweise gut 800 Leute, die nun sehnsüchtig auf ihre Lieblingsband warteten. Man spürte eine gewisse Spannung in Hamburgs liebstem „Metal-Hardrock-Wohnzimmer“ (so wird die Markthalle oftmals liebevoll betitelt). Die Backliner absolvierten auf der Bühne noch kleine letzte Handgriffe und stellten die Instrumente parat. Räucherstäbchen wurden überall auf der Bühne gezündet.
Pünktlich 21:00 Uhr Auftritt KILLING JOKE. Das Hamburger Publikum applaudierte und sogleich legten die 5 Briten mit ihrem wohl größten Hit der 80er Jahre `Love Like Blood´ los. Die Besucher waren sofort von Null auf Hundert. Was für eine wahnsinnige Stimmung. Jaz Coleman, bekleidet mit einem schwarzen Overall und einer aufgemalten Spinne auf dem Rücken, brillierte von der ersten Minute an. Was für ein Spirit geht doch von diesem Mann nur aus. Ein Meister der Mimik, der während seines Gesanges tänzelnd, niemals stillstehend, seine Songs celebriert. Selten so etwas erlebt. Währenddessen Gitarrist Kevin „Geordie“ Walker und Bassist Martin „Youth“ Glover mit einer absoluten Coolness ihre Parts absolvierten, war Jaz Coleman schlicht und ergreifend DAS Alphatier auf dieser Musikreise.
KILLING JOKE touren derzeit auf großer 40Jahre-Jubiläumstour. Dementsprechend spielten sie sich durch ihre größten Hits. So zum Beispiel `Eighties´, bei dem Coleman hüpfend, stampfend, tänzelnd, stetig den Beat von Bass oder Schlagzeug mit seinen Füßen wiedergab. Die Hamburger waren spätestens hier auch nicht mehr zu halten. Bei `Requiem´ war es ebenso. Man sang textsicher mit, verfolgte das Tun auf der Bühne mit großen Augen und oftmals konnte man erleben, wie sich die Zuschauer glückselig anschauten. Man war spürbar zufrieden mit allem was auf der Bühne geschah.
Der Sound in der Markthalle war an diesem Montagabend ebenfalls sehr gut – es stimmte wirklich alles von hinten bis vorne. Wer sich mit KILLING JOKE beschäftigt hat all die Jahre, weiß, dass es kaum eine andere Band gibt, die so genreübergreifend Musik über 40 Jahre den Fans überliefert hat. Sie begannen in den 80er Jahren eher mit Brit-Post-Punk, durch Coleman´s spirituelle dann folgende Lebensweise und auch seiner Zeit in Indien, bekam jedes weitere der nunmehr 15 Alben eine komplett andere Note. Der Metal wurde angefasst, Industrial-Rock, Grunge, Indie-Rock – jedoch alles immer gewürzt mit einer Prise Punk. Viele heute namenhafte Bands zogen viel aus genau dieser einen Band. Jedoch blieben sich KILLING JOKE immer treu und gaben sich niemals dem Mainstream hin. Und das war gut so, denn sonst hätten wir zum Beispiel am Montag in Hamburg nicht dieses Hammer-Konzert genießen können.
Als Abschluss-Song spielten KILLING JOKE noch einen ebenfalls großen Song. `Pandemonium´ von ihrem gleichnamigen Album aus dem Jahre 1994. Eine gut gewählte Perle zum Ende. Coleman sang und tanzte sich noch einmal komplett in Ekstase und war vollkommen in Trance, bevor zum Ende des Liedes allesamt die Hände nach oben rissen, Gitarre, Bass, Keyboard und Schlagzeug sich noch einmal aufbäumten und es eines Siegeszuges gleich pompös endete. Das Publikum war voller Adrenalin und die Briten standen mit dem letzten Taktschlag dankend auf der Bühne. Noch einmal wurde die Gitarre in die Luft gehalten, Drummer Paul Ferguson, stand ebenfalls auf und dankte dem Publikum. Die Briten waren sichtlich zufrieden mit ihrem Hamburger Publikum und das Hamburger Publikum mit „ihrer Band“.
Schon lange nicht mehr haben wir einen solchen Gänsehautmoment erleben dürfen; denn sah man diese vollkommene Glückseligkeit Coleman´s, der sich fast gar nicht von diesem tollen Publikum trennen konnte und immer wieder auf sein Herz deutete und sich die Hände vor das Gesicht legte, hatte man eben „goose bumps“. Ein wundervoller emotionaler Höhepunkt nach 90 Minuten Spielzeit, jedoch ohne Zugabe. Das Licht in der Halle ging an. KILLING JOKE verließen mit einem letzten Winken die Bühne, das Hamburger Publikum zog mit einem Lächeln ins Foyer und man hatte sich sicherlich bei einem letzten Bier oder auf der Heimfahrt einiges zu erzählen. Schön war es!
KILLING JOKE – Ihr habt uns eines dieser Konzerte beschert, welches einen auf ewig begleiten wird.
Metal Impressions sagt DANKE !
Berichterstattung und Photo-Credits:
Stefanie Preuß
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