REVIEW:HARPYIE
BLINDFLUG
Deutsche Texte, knackige Gitarren, Vergleiche mit bereits bekannten Bands. Klingt nach einem soliden Mittelklassealbum einer Band, von der ich noch nie etwas gehört habe. Egal, einmal rein mit dem Silberling und erstmal ein charismatisches Intro in Form von `Siebenbyrgen` hören, das auf die vertonte Sagenthematik einstimmen soll, ehe `Hundertdreyssig` aus den Boxen galoppiert und innerhalb weniger Sekunden Subway to Sally und Saltatio Mortis Fans freudig aufhorchen lĂ€sst. Der Mix aus fetten Gitarren und verspielter Violine zĂŒndet sofort und trĂ€gt den Hörer durch die Geschichte des RattenfĂ€ngers. Vielleicht nur ein GlĂŒcksgriff auf dem Album? Keine Chance, `Nemo` setzt direkt in seiner langsameren Gangart nach und entblöĂt dabei nicht nur OhrwurmqualitĂ€ten, sondern auch erneut eine charismatische Stimme, die den refrain bereits beim ersten Durchlauf ins LangzeitgedĂ€chtnis drĂŒckt. Der FuĂ klatscht mit `Die Tanzende Schlange` auch mal aufs Gaspedal und eröffnet die heimische Moshpit; besonders schön auch der konsequente Einsatz der Violine, die konstant ein Grinsen auf sĂ€mtlichen Mittelalterfans zaubern dĂŒrfte. Wer sich bis jetzt noch nicht sicher war, was er von dem Album halten soll, wird spĂ€testens beim Titeltrack HARPYIE qualitĂ€tsmĂ€Ăig mit Subway und Saltatio gleichsetzen, denn die AtmosphĂ€re, das spielerische Können und der SpaĂ beim Hören ist definitiv in der 1. Liga angesiedelt.
Eigentlich ist der Rest nur noch Formsache, denn begeistert ist man definitiv von der Scheibe. Allerdings ruht sich die Band nicht auf ihren ersten Hits aus, sondern haut mit `Lunas Traum` Textzeilen in die Menge, die von DudelsĂ€cken getragen in die GehörgĂ€nge hĂ€mmern, ehe sich ein langsamer Pianopart mit dem Gesang liebĂ€ugelt. `Hexe und Halunken` hĂ€lt von der Beschaffenheit als Trinklied her, ist allerdings (zum GlĂŒck) nicht so kitschig wie bei den gröĂeren Bands; dafĂŒr knĂŒppelt sich das Schlagzeug viel zu dynamisch durch den Song, der ebenfalls von knackigen Gitarren unterstĂŒtzt wird. Einmal Ballade gefĂ€llig? `Legenden` bedient auch diese Erwartungshaltung, ehe Doublebass Fetischisten sich im Stakkato Rhythmus den Beginn von `König und Bettler` zelebrieren. `Irrlichter` beschlieĂt als Halbballade die erste CD des Albums, das eigentlich âlediglichâ eine Neuauflage des ersten Albums dieser Band ist. Die Arbeit an dem Album hat sich allerdings definitiv mehr als gelohnt, denn zusĂ€tzlich zu den QualitĂ€ten der oben genannten Bands, kommt noch der jugendliche Hunger, den diese Band verspĂŒrt und zu keiner Sekunde des Albums auch nur ansatzweise aus den Augen lĂ€sst. Auf der zweiten CD befinden sich noch 6 weitere StĂŒcke, bei denen unter anderem Subway To Sally und Equilibrium mitgewirkt haben). Eine Akustikversion von `Löwenherz` , sowie ein Orchestral Mix von `Karneval der Kreaturen` wurde hier aufwendig arrangiert und ist als Beilage auch sehr gut zu gebrauchen. Allerdings hat die erste CD die Messlatte derart hoch angelegt, daĂ die zweite CD mit Remixen und teils extrem elektronischen Elementen (`Two Face`) gĂ€nzlich bei mir verpufft. Kann man mache, muss man nicht.
Fazit: HARPYIE zelebrieren auf âBlindflugâ eine musikalische Reise, die Mittelalter Fans und Metaller gleichermaĂen begeistern dĂŒrfte. Knackige Gitarren, griffige Melodien umgarnt von DudelsĂ€cken und Geige, auf denen ein charismatischer Gesang thront. Besser kann man sich der Sagenwelt nicht widmen und zelebrieren. Daumen hoch!
5/6 Punkten
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