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SPECIAL: DAYAL PATTERSON

Posted by Samir On September - 14 - 2017

dp_volutionÜber Metal, seine Geschichte und die meisten seiner AusprĂ€gungen gibt es bereits viele BĂŒcher, die sich qualitativ stark unterscheiden und auch oftmals versuchen, die gesamte Musikrichtung und alle Facetten die es in sich trĂ€gt zu beleuchten. Hierbei bleiben natĂŒrlich gelegentlich wichtige Aspekte der einzelnen Subgenres auf der Strecke und es wird vermehrt mit Klischees gearbeitet. Mit dieser Verallgemeinerung hat besonders der Black Metal zu kĂ€mpfen, der selbst in BĂŒchern, die sich mit Heavy Metal beschĂ€ftigen, als satanischer Krach abgetan wird und die Vielfalt dieser Musikrichtung außer Acht gelassen wird. Bislang hatten es nur wenige BĂŒcher wie „LORDS OF CHAOS“ geschafft die Grundidee des Schwarzmetalls auf Papier zu bringen, ohne dabei die zahlreichen AuswĂŒchse dessen unter den Tisch zu kehren. Doch selbst hier wurde natĂŒrlich lediglich an der OberflĂ€che gekratzt. Autor Dayal Patterson, der als Redakteur unter anderem fĂŒr den britischen Metal Hammer tĂ€tig ist, beschrĂ€nkt sich daher nicht darauf nur ein Buch ĂŒber die Geschichte und HintergrĂŒnde von Black Metal zu verfassen, sondern startet eine ganze Reihe, die mit „BLACK METAL: EVOLUTION OF THE CULT” ihren Anfang fand und bislang sechs Teile umfasst. Die Veröffentlichung der deutschen Ausgabe der ersten beiden Teile der Reihe haben wir zum Anlass genommen, die BĂŒcher genauer zu betrachten und auch den Autor selbst ĂŒber seine weiteren PlĂ€ne zu befragen.

BLACK METAL: EVOLUTION OF THE CULT

Widmen wir uns zunĂ€chst „BLACK METAL: EVOLUTION OF THE CULT“. Der erste Teil der Reihe fungiert als Chronologie des Black Metals und Betrachtung der einzelnen Macharten des Genres. Hierbei wird bei BLACK SABBATH und JUDADS Priest begonnen und anschließend zunĂ€chst in jedem Kapitel eine Band betrachtet, die die Entwicklung des Genres maßgeblich beeinflusst hatte. Neben den „klassischen“ Referenzen auf HELLHAMMER, CELTIC FROST und BATHORY wird dabei auch auf unterschiedliche LĂ€nder und Spielarten RĂŒcksicht genommen und daher auch  beispielsweise ROTTING CHRIST, MASTERÂŽS HAMMER und SAMAEL die Aufmerksamkeit zuteil, die man in anderen Veröffentlichungen oftmals vermisst. Bei den Beschreibungen der einzelnen Bands geht Dayal Patterson mit einer beachtlichen Liebe zum Detail zu Werke und selbst wenn man sich schon ausgiebig mit diesem Thema befasst hatte, kann man noch einiges neues lernen. Wenn sich die Musik einer Band wie zum Beispiel SAMAEL im Laufe ihrer Zeit in Richtung anderer Genres entwickelt hat, wird sich konsequenterweise nicht vollumfĂ€nglich der Historie dieser Band gewidmet sondern lediglich ihr Einfluss auf den Black Metal aufbereitet. Hierdurch entsteht eine konsistente Chronologie des Genres, die es wohl so detailreich bislang noch nicht gegeben hat.

NatĂŒrlich liegt der Fokus besonders in den Zeiten der zweiten Welle auf Norwegen und seinen wichtigsten Vertretern, so dass die Geschichte von DARKTHRONE, BURZUM, EMPEROR, GORGOROTH und Konsorten genauestens betrachtet wird. Umrahmt wird dieser Block von ganzen vier (!) Kapiteln, die sich mit der wohl „populĂ€rsten“ Band des norwegischen Black Metals, MAYHEM, befassen. Dabei wird der Mord am Kopf der Band Euronymous erwĂ€hnt, jedoch die genauere Schilderung des Hergangs dem bereits erwĂ€hnten „LORDS OF CHAOS“ ĂŒberlassen. Dadurch wird die Musik und der enorme Einfluss der Band fokussiert, da der Autor Mayhem als „wichtigste Band des Black Metals“ ansieht, die das Genre von den 80er Jahren in die 90er begleitet hat und maßgeblich fĂŒr seine Verbreitung verantwortlich war. DarĂŒber hinaus bestand und besteht die Band aus interessanten Persönlichkeiten, die in Interviews stets fĂŒr unterhaltsamen Input sorgten.

Eine weitere Besonderheit an „BLACK METAL: EVOLUTION OF THE CULT“ ist, dass auch Entwicklungen, die der zweiten Welle des Black Metals folgten, thematisiert werden. Im Gegensatz zur ersten HĂ€lfte des Buches, in dem wie beschrieben durch die kapitelweise Aufbereitung einzelner Bands der zeitliche Verlauf des Genres dargestellt wurde, wird in der zweiten HĂ€lfte vermehrt innerhalb der Kapitel (oder auch in mehreren Kapiteln gebĂŒndelt) einzelne Themenschwerpunkte wie beispielsweise der kommerzielle Erfolg von Black Metal durch CRADLE OF FILTH und DIMMU BORGIR, oder auch die schwedische Szene und der Einfluss von politischen Ideologien auf die Musik behandelt.

Der letzte Teil des Buches befasst sich mit den heutigen AuswĂŒchsen des Schwarzmetalls und der Vermischung des Genres mit Industrial und Post Rock. Auch hier ĂŒberzeugt Dayal Patterson mit einem beeindruckenden Wissen und einer Offenheit gegenĂŒber anderen Spielarten, die es leider innerhalb des Black Metals nicht so hĂ€ufig gibt. Im Interview beschreibt Patterson die wichtigsten Elemente von Black Metal als „AtmosphĂ€re, Dunkelheit und dem Kontakt mit etwas GrĂ¶ĂŸerem“. Dies muss keinesfalls nur auf Satanismus festgelegt sein, sondern kann auch andere spirituelle EinflĂŒsse in sich tragen. Dadurch seien auch Post Black Metal Bands durchaus ernst zu nehmen und nicht kategorisch abzulehnen.

Doch lohnt sich jetzt die LektĂŒre? Ein ganz klares JA. Dayal Patterson schafft es, dass man auch als Black Metal Fan noch einige neue Geschichten und Fakten zu den Bands zu lesen bekommt und zudem trotz des enormen Umfangs von fast 700 Seiten die gesamte Zeit Spaß an diesem Buch hat. Insgesamt stellt „BLACK METAL: EVOLUTION OF THE CULT“ eine absolute PflichktlektĂŒre fĂŒr alle Freunde des Schwarzmetalls dar. Außerdem sollte jeder Metaller das Schlusswort lesen und sich zu Herzen nehmen!

BLACK METAL: THE CULT NEVER DIES VOLUME ONE

dp_cultneverdies„BLACK METAL: THE CULT NEVER DIES VOLUME ONE” ist das zweite Buch aus Dayal Pattersons Reihe „BLACK METAL CULT“. In der deutschen Fassung beinhaltet das Buch „BLACK METAL: PRELUDE TO THE CULT“, welches bereits vor einigen Jahren erschienen ist. Im Vergleich zu „BLACK METAL: EVOLUTION OF THE CULT“ wird nicht das Genre an sich betrachtet, sondern Interviews, die Patterson fĂŒr das Buch, sein Fanzine oder wĂ€hrend seiner Arbeit als Redakteur gefĂŒhrt hatte und die fĂŒr ein besseres VerstĂ€ndnis der Bands oder des gesamten Genres hilfreich sind, enthalten. Hierbei kommen neben GenregrĂ¶ĂŸen wie GORGOROTH, SATYRICON und TAAKE auch Bands wie EVILFEAST, STRID und FORGOTTEN TOMB zu Wort, von denen man nicht allzu oft Interviews lesen kann.

Durch die langjĂ€hrige RedakteurstĂ€tigkeit weiß Dayal Patterson natĂŒrlich genauestens, wie er Interviews zu fĂŒhren hat, wodurch trotz der großen Anzahl unterschiedlicher Interviewpartner keine großen Wiederholungen der Fragen vorkommen und immer gekonnt auf den GegenĂŒber und dessen Ansichten eingegangen wird. Besonders im Gesamtkontext der Reihe und als ErgĂ€nzung des ersten Teils macht die LektĂŒre von „BLACK METAL: THE CULT NEVER DIES VOLUME ONE” Sinn. Einzeln sind die Geschichten der Musiker durchaus auch unterhaltsam, jedoch glaube ich nicht, dass man dann die Intension des Autors vollends verstehen kann.

DIE FORTSETZUNG DES KULTES

Mit  „EVOLUTION OF THE CULT“ und „THE CULT NEVER DIES VOLUME ONE“ sind die ersten beiden Teile der Reihe bereits in deutscher Fassung erschienen. In englischer Sprache ist der Kult schon um einige Veröffentlichungen weiter, hier gibt es bereits das fĂŒnfte Buch zu kaufen.

„BLACK METAL: INTO THE ABYSS“ ist als direkter Nachfolger von „THE CULT NEVER DIES VOLUME ONE“ anzusehen und beinhaltet exklusive Interviews mit Bands wie FURIA, MASSEMORD und URGEHAL. Da hierbei der Fokus erneut auf der ungekĂŒrzten Veröffentlichung tiefgreifender GesprĂ€che liegt, ist dieser Teil der Reihe fast ausschließlich fĂŒr Die-Hard-Fans des Genres oder Leser interessant, die mehr ĂŒber die Ansichten einzelner Bands erfahren möchten.

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Im Gegensatz hierzu stellt „CULT NEVER DIES: THE MEGA ZINE“ wiederum einen feuchten Traum aller Schwarzmetaller dar und ist das, was der Titel verspricht: Ein mega Fanzine! Auf fast 300 Seiten wird ĂŒber Black Metal und dessen Untergrund sinniert und dabei etliche hörenswerte Bands vorgestellt und zum Interview gebeten. Dabei glĂ€nzt Dayal Patterson erneut durch sein fast schon nerdiges Genrewissen und sein beachtliches Auge fĂŒr nennenswerte Details, ohne dabei die Marschrichtung der Buchreihe aus den Augen zu verlieren. Garniert wird dieser Teil durch eine beiliegende CD, die zum 20 jĂ€hrigen JubilĂ€um von Odium Records Bands wie THY FLES, TARAN und ARS MACABRA aus den Boxen schallen lĂ€sst und fĂŒr jeden noch so großen Kenner bestimmt etwas neues bietet.

Da Black Metal nicht nur von der Musik alleine lebt, sondern untrennbar mit AtmosphĂ€re, Kunst und Malerei verbunden ist, befasst sich der fĂŒnfte Teil der Reihe mit dem Schaffen von David ThierrĂ©e, dessen Kunst bereits von Bands wie BEHEMOTH, GORGOROTH und GEHENNA als Coverartworks genutzt wurde. Neben der Illustration von etwa 200 Bildern werden die HintergrĂŒnde der Bilder nĂ€her beleuchtet und durch Interviews mit Nergal, Norcturno Culto und dem KĂŒnstler selbst ein besseres VerstĂ€ndnis fĂŒr dessen Vision geschaffen. Hoffentlich stellt „OWLS, TROLLS & DEAD KINGÂŽS SKULLS: THE ART OF DAVID THIERRÉE“ nicht das einzige Buch dieser Art dar, denn meiner Meinung nach lebt ein Black Metal Album auch von seinem Artwork und die verantwortlichen KĂŒnstler erfahren viel zu selten die Aufmerksamkeit, die ihnen in Wirklichkeit zusteht. Absolute Kaufempfehlung!

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Anfang September erschien mit „ULTRA DAMAGED: DAMAGE INC. ZINE ANTHOLOGY 1985/2017“ das sechste Buch, das sich mit dem 1985 von ex-MAYHEM SĂ€nger Maniac gegrĂŒndeten Fanzine Damage Inc auseinandersetzt und den kultigen Ruf des Originals erneut aufleben lassen möchte.

Doch wie wird der Kult weitergehen? Laut Mastermind Dayal Patterson sind die Ideen fĂŒr weitere BĂ€nde nahezu endlos und versprechen noch viele Jahre feinsten Lesestoffs. Nachdem in „BLACK METAL: EVOLUTION OF THE CULT“ die Szenen einzelner LĂ€nder und ihre wichtigsten Vertreter bereits kurz erwĂ€hnt wurden, möchte sich der Autor in weiteren Veröffentlichungen jeweils einem spezifischen Land widmen. Der erste Teil dieses Vorhabens fokussiert Griechenland, doch auch den Szenen der USA, Deutschland und Australien sollen weitere BĂ€nde gewidmet werden.

Neben seiner AutorentĂ€tigkeit leitet Dayal Patterson seinen eigenen Verlag, ĂŒber den auch bislang alle „BLACK METAL CULT“ BĂŒcher erschienen sind und möchte ĂŒber diesen auch anderen Genres genauer unter die Lupe nehmen. Hierbei ist konkret ein Buch ĂŒber die Entwicklung des Doom Metals in Planung und soll in naher Zukunft erscheinen.

Ein Fazit zu den bisherigen Veröffentlichungen der Reihe zu ziehen ist nicht leicht, da diese sich stetig weiterentwickelt und somit auch reprĂ€sentativ fĂŒr die gesamte Szene steht. Black Metal steht nicht nur fĂŒr eiskalte Riffs und monotones GeknĂŒppel, sondern stellt eine Vielzahl an unterschiedlichsten Strömungen und Bands dar. Dayal Patterson widmet sich in jedem einzelnen Buch diesem PhĂ€nomen und schafft es durch die Kombination aus journalistischem Handwerk, mitreißender Begeisterung und umfassendem Fachwissen, jeden Genrefan und auch Szenefremde an die BĂŒcher zu fesseln. Ich freue mich auf die weiteren Teile und verbleibe mit den Worten: LONG LIVE THE CULT!

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