LIVE REVIEW: PSOA 2015

Posted by Samir On August - 18 - 2015

psoa2015Zum mittlerweile 20ten mal öffneten sich die Pforten der Hölle, besser bekannt als ThĂŒringen und versammelt Extreme Metal Fans aus aller Welt zum Party San Open Air. Was 1996 vor 170 Zuschauern begann, hat sich lĂ€ngst als eines der beliebtesten Festivals der Republik etabliert. Und dies auch, wie sich 2015 zeigt, vollkommen zurecht!

Logistik und Organisation waren mal wieder auf höchstem Niveau. Der Besucher hat die Auswahl zwischen verschiedensten kulinarischen Angeboten(Afghanisch, chinesisch, uvm.), kann bei allerlei VerkaufsstÀnden die Wirtschaft ankurbeln, oder auch einfach nur auf dem Rasen entspannen. Auch die Wege zum Zeltplatz sind durch die Aufteilung des Flugplatzes angenehm und nicht zu lang. Da auch das Wetter das gesamte Wochenende mitspielte, konnte man einiges von diesem Festival erwarten!

Donnerstag

Der erste Tag beginnt sofort mit der vollen Breitseite. DEGIAL aus Schweden prĂ€sentieren ihren schwarz angehauchten Death Metal und können gleich zu Beginn die Menge mobilisieren. Was die Jungs aus Uppsala haben, fehlt anschießend bei den Landsleuten MORBUS CHRON leider, nĂ€mlich Abwechslung. Dadurch zieht sich das 45 minĂŒtige Set ziemlich in die LĂ€nge und man kann in aller Ruhe ein schattiges PlĂ€tzchen aufsuchen.

MIDNIGHT waren mir bis dato nur am Rande begegnet, weswegen ich umso gespannter auf den Auftritt war. Die Anarcho Black-Thrasher entern maskiert die BĂŒhne und stellen sofort unter Beweis, warum sie zu solch einer vorabendlichen Zeit schon so viele Leute zum Gang zur BĂŒhne animieren können. Besonders Gitarrist Commandor Vanik kann keinen Moment still halten und schafft es trotzdem, absolut fehlerfrei seine Soli herunterzureißen. Erstes Highlight des Festivals, dem noch einige folgen werden.

Vor dem großen Triple am Abend wird erstmal wĂ€hrend NUCLEAR ASSAULT und SECRETS OF THE MOON eine Pause eingelegt und die zahlreichen StĂ€nde des FestivalgelĂ€ndes erkundet.

Rechtzeitig zu RUINS OF BEVERAST werden die Temperaturen angenehmer und  das GelĂ€nde fĂŒllt sich erneut beachtlich. Frontdenker Alexander von Meilenwald und seine Band schaffen es von der ersten Minute eine beachtliche Stimmung zu erzeugen und lassen die harten Extreme Metal Fans in eine andere Welt abtauchen. Auf große Ansagen wird glĂŒcklicherweise verzichtet und stattdessen ein Auftritt wie aus einem Guss kredenzt. Großes Kino!

An Pathos ist diese Leistung wohl nur durch eine Band zu ĂŒbertreffen, PRIMORDIAL. Alan Averill ist einfach der geborene Frontmann und schafft es neben seiner beachtlichen Stimme, das Publikum durch seine Gestik und Mimik in den Bann zu ziehen. Die Setlist der Iren liest sich mittlerweile wie ein Best-Of und hat mit Songs wie ‘As Rome Burns’, ‘Where Greater Men Have Fallen’ oder ‘The Coffin Ships’ keinerlei DurchhĂ€nger. Das Publikum liegt dem Quintett zu FĂŒĂŸen und schreit was das Zeug hĂ€lt. Besser kann nicht auf die letzte Band des Abends vorbereitet werden.

Diese ist heute keine geringere als BEHEMOTH. Egal wie oft man die Polen schon live erleben durfte, es wird niemals langweilig. Pyroshow, Zwischeneinspieler, Spielfreude und technische PrĂ€zision, hier wird einfach alles geboten. Die Setlist legt auf dem Party San den Fokus eher auf neuere Veröffentlichungen, sodass Songs wie ‘Slaves Shall Serve’ und ‘Christians To The Lions’ weichen mĂŒssen und beispielsweise ‘Ben Saha’ vom aktuellen Album Platz machen. Das mittlerweile obligatorische ‘O Father O Satan O Sun!’  beendet einen mehr als wĂŒrdigen Headlinerauftritt und einen ersten Festivaltag voller Höhepunkte!

Freitag

Zweiter Tag, Mittagszeit, die Sonne brennt und das GelĂ€nde ist trotzdem beachtlich gefĂŒllt? Ich habe bereits viel gesehen und erlebt; satanische Messen auf er BĂŒhne, Freakshow im Zuschauerraum und bestialisches GeknĂŒppel. Auch die erste Band des Tages CLITEATER hab ich bereits live erlebt. Was die bekloppten HollĂ€nder jedoch da vom Stapel lassen, beschert mir einen halbstĂŒndigen Lachanfall, den ich so noch auf keinem Konzert erlebt habe. Bereits bei den ersten KlĂ€ngen steigt die erste Konfettibombe aus dem Zuschauerraum raus, ein Strandball wird hochgeworfen und Seifenblasen von der Kette gelassen, wĂ€hrend sich eine wahrlich bunte Freakshow durch die Moshpit grinded. Es ist wirklich ALLES vertreten, was man sich nur vorstellen kann, denn die Fans haben sich extra rausgeputzt. Verkleidet als Batman, Chirurg, Jason, Metzger oder als riesige KĂŒchenschabe, ausgestattet mit einem Borat Anzug oder einem Burger King Shirt Ableger, die Fans geben Vollgas und lassen die Cicle Pit nicht still stehen. Es wird gerannt, gebangt und gewunken, dass sich die Grindcore Balken biegen, wĂ€hrend CLITEATER live alles killen, was geht. Mal eben an einem Muschituch schnuppern, oder sich akrobatisch ĂŒber die gesamte BĂŒhne bangen, es wird alles rausgeholt, ohne RĂŒcksicht auf Verluste. Alleine dem Drummer bei der Arbeit zu zu sehen, wĂ€hrend er seine Afro Bombe schwenkt, ist schon Kult, aber was die Fans abliefern, ist nicht mehr von dieser Welt. Der Gig wird definitiv von dem Zusammenspiel der Fans zur Band getragen und die Stimmung ist einfach nur herrlich. Gegen Ende des Gigs schmeißt sich der SĂ€nger kurzerhand in die Menge und grunzt sich crowdsurfing durch den Song, ehe die Mosphit ihn in den Strudel mitreißt (was ihm egal ist, er grinded auf den HĂ€nden der Fans einfach weiter). Gegen Ende es Gigs ist der Platz ĂŒbersĂ€t mit Konfetti und diversen Acessoirs, bei dem eine zerbrochene KlobĂŒrste, Kondome und ein blutverschmierter Stofffetzen nur eine kleine Auswahl sind. StimmungsmĂ€ĂŸig definitiv der heimliche König des Festivals, wĂ€hrend andere nur fassungslos daneben stehen und sich fremdschĂ€men.

Leider schaffen es VANHELGD mit ihrem skandinavischen Death Metal nicht dieses “Niveau” (kann man bei CLITEATER davon sprechen?) zu halten und wirken stellenweise wie eine etwas lustlose Kopie von Unleashed. Logische Folge: es leert sich vor der BĂŒhne, womit auch GEHENNAH und AETERNUS zu kĂ€mpfen haben.

Auch bei SOULBURN können nur geringfĂŒgig mehr Besucher mobilisieren, obwohl der  rohe Death Metal  der Höllander sicherlich zu einer anderen Tageszeit dem ein oder anderen gefallen hĂ€tte.

Die Mittagssonne fordert schnell ihren Tribut und auch die Tatsache, dass meine Autobatterie spontan den Geist aufgegeben hat, zwingt mich zurĂŒck zum CampinggelĂ€nde. Daher geht es erst spĂ€ter fĂŒr mich weiter mit

MELECHESH. Die israelisch/hollĂ€ndische Kombo um Ashmedi dĂŒrften besonders den Technikfetischisten mit ihren Alben die FreudentrĂ€nen in die Augen treiben. Der gut gefĂŒllte Platz zeugt von großem Interesse und bereits nach wenigen Momenten wird klar, dass die Stimmung der Alben auch live gut eingefangen werden kann. Neben neueren StĂŒcken wird auch ein kleiner Ausflug zum „Sphinx“ Album hingelegt, was besonders die Veteranen freut und die Neuspunde neugierig macht. Insgesamt ein sehr solider Auftritt, der das hohe Nivau der Bandauswahl mĂŒhelos hĂ€lt.

AGALLOCH setzen in erster Linie auf ihre Musik, ohne großartige BĂŒhnenperformance. Ein simples Backdrop ohne großartige Lichteffekte und fertig sind die Rahmenbedingungen fĂŒr einen emotionalen Auftritt. Zwei StĂŒcke der „Ashes against the grain“ werden zelebriert, wĂ€hrend mit `Hallways enchanted ebony` auch auch ein Trip in die Vergangenheit gefahren wird, der Staunen lĂ€sst. Sicherlich sind die langen StĂŒcke nicht unbedingt jedermanns Sache und daher kann man dazu auch nicht gepflegt ausrasten. Zu intensiv sind die Melodien, zu hypnotisch einige Riffs, als dass man sie mit bloßem KopfschĂŒtteln abtun könnte. Stattdessen ernten die Herren bewundernde Blicke und Applaus von einem amtlich gefĂŒllten Platz. Eine gute Verschnaufpause zu den Höllenriffs der letzten Stunden und gleichzeitig intensive Melodien, die sich ins LangzeitgedĂ€chtnis gebrannt haben. Ein simpler und gleichzeitig emotionaler Auftritt der beweist, dass man auch ohne großartige BĂŒhnenshow die Kraft der Musik fĂŒr sich sprechen lassen kann.

ASPHYX mussten zugunsten einem Besuch bei den Kollegen vom LEGACY/DEAF FOREVER Stand fĂŒr mich leider ausfallen. Die Stimmung dazu war jedoch leicht auf dem gesamten Platz zu spĂŒren, wĂ€hrend die HollĂ€nder den Death Metal Hammer kreisen ließen und Martin stimmlich wieder fleißig mit NĂ€geln gurgelte. Geil.

BLOODBATHÂŽs Auftritt mit Altmeister Nick Holmes am Mikro sollten fĂŒr unterschiedliche Meinungen sorgen. Viele Gewohnheitstiere wollten Mikael Akerfeld wieder am Mikro haben, bevor Nick ĂŒberhaupt die BĂŒhne betrat. Andere waren begeistert von der Tatsache, dass er wieder seine Vorliebe zum Grunzen gefunden hatte. Fakt ist, dass Mr. Holmes seine Rolle zu PARADISE LOST hier klar trennt und die Freakshow rauslĂ€sst. Die Stimme ist gut und er spielt seine charismatische Rolle als Priester der Hölle ĂŒberzeugend. Dennoch lĂ€sst sich nicht wegdiskutieren, dass gerade Klassiker wie beispielsweise `Eaten` oder `Breeding Death` auch bereits besser performt wurden. Gewohnheit ist manchmal ein schwerer Mantel und so muss sich auch Nick Holmes durchbeißen, was ihm jedoch grĂ¶ĂŸtenteils auch gelingt. An seinem Auftritt mangelt es nicht, doch die Erwartungshaltung der Fans sind dazu unterschiedlich.

ENSIFERUM und CANNIBAL CORPSE sollten zugunsten eines Campingbesuchs ausfallen, wobei der Sound der Kannibalen bis ins Zelt dringt. Glasklar und gleichzeitig brutal rĂ€udig bellt sich George durch sein Set und animiert die Fans zum ausrasten. Am nĂ€chsten Tag hört man viele Fans sagen, dass der Auftritt sehr routiniert sein soll und die Herren nicht mehr so leidenschaftlich sind wie frĂŒher. Allerdings folgt im gleichen Satz die Feststellung, dass der Auftritt dennoch in der Königsklasse spielte und CANNIBAL CORPSE ihre Stellung nicht umsonst haben. Ich gehe einmal davon aus, dass Webster & Co ihre Bestellung abgeliefert haben und alles im grĂŒnen Bereich ist, wie man es von den Kannibalen (leider oder zum GlĂŒck?) gewohnt ist.

Samstag

Samstag morgen, wieder mal Wind. Moment mal, Wind? Eine nette Abwechslung zur infernalischen Hitze der letzten Tage,allerdings pures Gift fĂŒr mein Zelt, dass aufgrund seines Alters und etwas maroden Zustandes nicht all zu lange stand hĂ€lt. Der kurz darauf einsetzende halbstĂŒndige Regenguss lĂ€sst unseren Pavillion bedrohlich wackeln und die Besucher des diesjĂ€hrigen Wackens schmunzeln. Die sind schließlich anderes gewohnt. Nachdem die Entscheidung gefallen ist, noch heute nach der letzten Band die Heimreise anzutreten (erwĂ€hnte ich, dass ich Campen hasse?), geht’s los zu

EVIL INVADERS. Der Mix aus Thrash und 80er Jahre Heavy Metal geht mir zu Beginn auf die Nerven. Allerdings sollte man sich nicht immer vom ersten Eindruck tĂ€uschen lassen und so dominieren die Gitarrensoli rasch ĂŒber die von mir anfangs nicht gemochte Stimme. Im Laufe des Gigs scheint sich die Stimmung merklich zu steigern, denn sowohl Applaus, als auch wehende MĂ€hnen werden, trotz brĂŒtender Hitze, vermehrt in der Menge sichtbar.

ZEMIAL sind da von anderem Kaliber, klappern sie nicht gemĂŒtlich ein Genre ab, sondern nehmen lediglich einige Elemente des Black und Heavy Bereichs als Ausgangsposition, um von dort aus ihre Soundcoullagen zu zĂŒnden. Drei Leute, ein singender Drummer und die auffallend aufwendige Kutte des Bassisten verleihen dem Trio eine eigenstĂ€ndige Note. Obwohl die Performance nicht sonderlich spektakulĂ€r ist, zĂŒnden die Songs und gerade die ausufernden Instrumentalpassagen und sorgen fĂŒr erstaunte Blicke auf den verschwitzten Gesichtern. AtmosphĂ€re pur, auch ohne großartige Showeffekte.

Es gibt Bands, die sind auf Album genial und live noch geiler. Dann gibt es aber auch noch den umgekehrten Fall. Leider fallen WINTERFYLLETH in zweite Schublade, denn man ist sich in Sachen Entertainment nicht wirklich einig. Charisma oder das GefĂŒhl, als komplette Band zusammenzustehen, sind hier leider Fehlanzeige. Zu oft wechseln sich die Blicke untereinander ab und auch einige Verspieler sind dabei. Allerdings schmĂ€lert das nicht die SongqualitĂ€t, denn die ist definitiv im grĂŒnen Bereich, was die Audienz mit fleißigem Applaus quittiert. Ob es zur Zeit ein Wechsel im BandgefĂŒge gegeben hat weiß ich nicht, allerdings wirkte der Auftritt etwas unbeholfen. Die Songs haben ihn jedoch nochmal gerettet.

Wer Katatonia liebt, wird sich schnell am Sound von GHOST BRIGADE gewöhnen. Hypnotische Riffs lullen den Flugplatz schnell ein und zelebrieren einen gute Mix unterschiedlicher Stile. Aufgrund der Hitze war der Gig nur aus dem Party Zelt fĂŒr mich zu sehen, oder besser gesagt viel mehr zu hören. Klingt amtlich, war wohl OK.

Geheimtipp des Festivals sind OPHIS, die im Party Zelt spielen. Die Herren kommen gemĂŒtlich auf die BĂŒhne geschlurft, schauen etwas böse drei und legen dann mit einem zĂ€hflĂŒssigem Sound los, der sich doomig durch die Boxen wĂ€lzt. Anfangs noch clean, den Rest des Gigs ausschließlich mit einer herrlich kranken Röchelstimme werden die Songs vorgetragen, die das Zelt schnell fĂŒllen. Leichte Anleihen zu alten My Dying Bride kann man raninterpretieren, dann warÂŽs das aber schon mit Vergleichen. Man muss Geduld fĂŒr die Songs mit bringen, aber das fĂ€llt wĂ€hrend des Auftritts sehr leicht, denn alles kommt authentisch und emotional rĂŒber. Auch die Ansage „Wir sind OPHIS und das ist unser letzter Song“ ist ein Augenzwinkern zu sĂ€mtlichen Doom Konzert Witzen. Eine halbe Stunde zu spĂ€t beim Konzert? Nicht schlimm, gerade mal das erste Riff verpasst. OK, bei OPHIS waren es gerade mal drei Songs in einer halben Stunde. Trotzdem geil.

KATAKLYSM zĂ€hlen mittlerweile zu den kommerziell erfolgreicheren Bands. Einst der Ursuppe der ersten Stunden von Nuclear Blast entstiegen, konnten sie beispielsweise mit Alben wie „Temple of Knowledge“ kranke und brutale Songs vorweisen. Mittlerweile haben sie ein professionelles Level erreicht, was sich auch live sehr gut einprĂ€gt. So fordert man Crowdsurfer und Moshpits, um mit Granaten wie `Slither` den Acker zu beschallen. Der Soundmischer muss einen extrem guten Tag gehabt haben, denn selbst das leichte Anticken der E Saite klingt wie ein musikalischer Bastard aus der Hölle. So prĂŒgelt man sich artig durch sein Set, wobei natĂŒrlich auch das neue Album abgegrast wird. Man hört den Kanadiern an, dass sie nach 9 Jahren Abstinenz wieder Bock aufs Party San haben und entsprechend voll ist es auch vor der BĂŒhne. Dennoch haben die letzten Tage und die Hitze Spuren hinterlassen, und so gehen einige Aufforderungen nach mehr Freakshow ins Leere. Dennoch ein solider Gig, mit dem man nichts falsch machen kann, obwohl getriggert wird.

Krank, kranker, MAYHEM. Entweder man liebt sie, oder man hasst sie. Ich gehöre zu letzterer Kategorie, nachdem man mir die Band so sehr angepriesen hat dass sie mich ankotzt. Dennoch tu ich mir den Gig an, um mir eine eigene Meinung von der Live Performance zu machen. Nach einem  schwarzmetallischem Einstieg, kann ich wirklich sehr flexible Songstrukturen erkennen. OK, die Stimme ist jetzt nicht so meins, aber egal. Im Laufe des Gigs legen sich die Jungs gut ins Zeug, können sich aber nicht fĂŒr ein Bandimage entscheiden. Erst keift der Bassist ein „Fuck You“ in die Menge und beschimpft die Zuschauer, kurz danach bedankt man sich bei den Leuten. Auch das abrupte Ende und das (fĂŒr mich nervtötende) Outro lĂ€sst erstaunte Gesichter und heftige Diskussionen zurĂŒck. Egal, weiter zur nĂ€chsten Band und zwar zu

MY DYING BRIDE. Einen Gig der sterbenden Braut nicht als gottgleich zu bezeichnen ist so, als wĂŒrde man immer noch versuchen, die Erde als eine Scheibe darzustellen. `Your River` lĂ€utet das old school set ein, bei dem Fans der ersteren Alben gut auf ihre Kosten kommen. Perlen von „Like Gods of the Sun“, The Angel and the dark river“ und „Turn loose the Swans (inklusive Titeltrack)“ werden  aus der Versenkung geholt und tauchen die Audienz in eine finstere AtmosphĂ€re der Trauer. Aaron leidet chronisch jede Textzeile mit, oder lĂ€sst viel zu lang angestautes in brutalen Growls raus, dass die Kinnlade konstant unten bleibt. Eine Mischung aus Konzert und Tragödie spielt sich auf den Brettern ab, wĂ€hrend jeder Ton sitzt und die Violine das GefĂŒhl von Schmerz und Verlust tief ins mentale Fleisch des Publikums treibt. Leiden kann so schön sein, besonders wenn man den Königen bei der Arbeit zusieht. Warum sie nicht Headliner waren, ist mir schleierhaft, aber auch als Co Headliner leben MY DYING BRIDE ihre Musik mit jedem Atemzug aus. Grandios!

Nun ist es an SAMAEL, das diesjĂ€hrige Party San wĂŒrdig abzuschließen. Teilweise eine recht undankbare Aufgabe hinter MY DYING BRIDE auszufegen, denn der Platz leert sich an einigen Stellen merklich. Der harte Kern der Audienz ist bereits gezeichnet von den letzten Tagen, inklusive  Glutofen. „Wir sind SAMAEL und wir bringen die Hölle“ sprach es und sprang mit `Black Trip` direkt ins Set, bei dem die „Ceremony of Opposites“ in voller LĂ€nger zelebriert werden sollte. Leider mit einem sehr minimalistischem Schlagzeug und kaum hörbaren Keyboards, dafĂŒr lautem Drumcomputer, was den Songs an manchen Stellen etwas SchĂ€rfe nimmt. Zum GlĂŒck entfalten die großartigen Songs dennoch ihre Wirkung und auch die Spielfreude der Schweizer Garde lĂ€sst keine WĂŒnsche offen: Xytras tobt sich zwischen Mischpult und Schlagzeug aus, an der Gitarre und Bass wird gebangt und Vorph versprĂŒht ein Charisma, das der gehörnten Menge wĂŒrdig ist. Zu geil sind die Songs, als dass man sich komplett ĂŒber die (teilweise sterilen) Drumsounds aufregen kann. Nach 40 Minuten ist das Album, sowie einige Fans, komplett durch. `Jupiterian Vibe` markiert die neue Ära SAMAELÂŽs und wird, genauso wie in Zeiten der Veröffentlichung, gemischt aufgenommen. Weniger Schlagzeug, mehr Computer, aber dafĂŒr einiges an Perlen fĂŒr den Abend. `Rebellion` und `Exodus` werden ebenfalls ins Publikum gefeuert, ehe man sich mit `My Saviour` verabschiedet. Ich hĂ€tte mir dennoch etwas mehr Schlagzeug und Keyboards gewĂŒnscht, so bleibt bei dem Auftritt noch Luft nach oben, den man hĂ€tte ausnutzen können.

Fliegeralarm und ein letzter Schuss der Flag „Esmiralda“ spĂ€ter beendet dann offiziell das Party San 2015. Nach einem kurzen Plausch mit Kollegen des Legacy und Deaf Forever Magazins geht es zurĂŒck Richtung Zeltplatz, um die 320 KM Heimfahrt anzutreten. Völlig erschöpft erreiche ich um 6 Uhr morgens mein zuhause, um mich auf die Vorteile der Zivilisation (Duschen und Klo ohne Anstellen, gemĂŒtliches Bett) zu freuen und bereits PlĂ€ne fĂŒr das PSOA 2016 zu schmieden. Vielleicht wird es nĂ€chstes Jahr ja was mit einem Hotelzimmer, ich hasse nĂ€mlich campen.

Tops des PSOA 2015:

BEHEMOTH, PRIMORDIAL und MELECHESH mit unglaublichen Auftritten

OPHIS fĂŒr mich entdeckt; sehr geile Band

Die Band „Dolch“ oder „Dagger“ entdeckt und gleich die limitierte Schallplatte gekauft,. Hammer!

Kollegen des Legacy und Deaf Forever Magazins endlich live getroffen

Brutus mein Depressive Age Shirt gezeigt

Mit Björn hemmungslos zu Iron Maiden und Manowar im Party Zelt gebangt

30 Minuten beim Autritt von Cliteater totgelacht

Skurile Erlebnisse:

Kloinschrift „Huldige dem Drachen LĂŒlĂŒllĂŒâ€œ

Die Camper, die den ganzen Tag Soundtrack von Kinderserien hören (Saber Rider) KULT!

Spontane Gesangssessions aus dem Duschwagen mit dem Titellied der „GummibĂ€renbande“

Der Schwabe, der die Muttersprache verloren hat und sich nur noch mit Pig Screams unterhalten konnte

Klassische Konditionierung: man freut sich auch zuhause noch, wenn man die KlospĂŒlung hört (ich bin endlich gleich dran)

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