REVIEW:ARCTURUS

Posted by Radu On Mai - 13 - 2015

ArcturusARCTURIAN

„ARCTURUS haben bei Prophecy unterschrieben und bringen im Mai ein neues Album raus.“ Ein simpler Satz, der einschlug wie eine Bombe und sämtliche Magazine aufhorchen ließ. Immerhin hat „Sideshow Symphonies“, das eher zwischen Tür und Angel geschrieben wurde, bereits stolze 10 Jahre auf dem Buckel. Dieses Mal haben sich die verrückten Norweger jedoch zum Glück Zeit gelassen, um in aller Ruhe an neuen Songs, Experimenten und Überraschungen zu schrauben.

Bereits der Opener `The Arcturian Sign`geisterte im Vorfeld durchs Netz und ließ Großes Erahnen. Fernab irdischer Grenzen tobt sich „Arcturian“ im ARCTURUS Kosmos aus, schickt den Hörer durch unerforschte Klangwelten und zaubert dennoch weltliche Gefühle wie Staunen, Gänsehaut und Dauergrinsen hervor. Der Opener greift schnell und besticht gleichzeitig durch seine Komplexität, während „Angst“ eine Space Metal Version dessen abliefert, was in den 90ern von aufstrebenden Black Metal Bands abgeliefert wurde. Den „Warp“ erfährt man in der perfekten Mischung aus fettem Riffing und sphärischen EBM/Drum´n Bass Klängen. Genregrenzen? Gibt´s in der Welt von ARCTURUS nicht, hier wird jedes Mittel genutzt, um eine einzigartige Atmosphäre zu erschaffen, ohne vom roten Faden abzuweichen. Die Konsequenzen sind dabei enorm, denn jeder Song krallt sich schnell ins Gedächtnis und infiziert erfahrungsgemäß die Hirnrinde rasch mit einem langlebigen (teils Jahre andauernden) Ohrwurm, der unerwartet an die Bewusstseinsoberfläche gespült wird.

Auch Gesangskommander ICS Vortex hat in den letzten Jahren einiges an Stilvolumen zugelegt. Kein Wunder, denn wer Borknagar, Dimmu Borgir und eine Solokarriere auf seinem Portfolio verzeichnen kann, weiĂź dies auch hier zu nutzen. Charismatischer Gesang, hemmungsloses Geschreie oder auch abgedrehte Phrasierungen sind kein Problem fĂĽr ihn, besonders beim technoangehauchten „Demon“ driftet er, auch fĂĽr seine Verhältnisse, in unbekannte Sphären ab. Die größte Ăśberraschung liefert jedoch `Crashland`ab, bei dem sich ARCTURUS auĂźergewöhnlich eingängig präsentieren; der Song knallt dem Hörer eine derart intensive Gänsehaut um die Ohren, dass die Seele in den Kosmos abdriftet und den Körper als glĂĽcklich grinsende HĂĽlle zurĂĽck lässt. Intensiver geht’s nicht! Die gesamte Reise bietet vielschichtiges, avantgardistisches und charismatisches Kino ab, dessen Veröffentlichung mich an die Zeiten von Meisterwerken wie Emperors „Anthem…“ oder den visionären Ulver erinnert. Wie selbstverständlich flieĂźt die Musik aus den Boxen und zerrt den Hörer in eine Parallelwelt und spuckt ihn nach knapp 48 Minuten wieder aus. Doch dann ist es bereits zu spät, man ist sĂĽchtig nach der Scheibe geworden.

Fazit: „Arcturian“ schreitet selbstbewusst über meinen bisherigen Liebling „La Masquerade Infernale“ hinweg und markiert einen neuen Meilenstein der Band. Nichts ist abgedroschen oder an den Haaren herbeigezogen, für jeden ist etwas dabei. Straight in die Fresse, extrem atmosphärisch oder auch mal chaotisch schräg? Hier vereint sich alles zu einer symbiotischen Einheit. Wer seinem Nerd Sammlertrieb frönen will, kann sich die schöne Box gönnen, inklusive dem Bonus „Rearcturianized“, auf der unter anderem Remixe von Germ zu finden sind. Geiles Teil mit extrem hohem Suchtfaktor!

5,5/6 Punkten
Radu

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