LIVE REVIEW:EVIL HORDE METALFEST
Wenn Dan Swanö nach 10 Jahren mit NIGHTINGALE sein Stelldichein in Deutschland gibt, ist das eine einmalige Gelegenheit. Auf dem EVIL HORDE METALFEST im Kulttempel Oberhausen soll es soweit sein und so machen wir uns auf den Weg, um GĂ€nsehaut, Ăberraschungen und Kurioses live zu erleben.
Die Location ist sehr gĂŒnstig in der NĂ€he von einem MC Donalds und einem Dönermann gelegen. Geparkt wird teilweise mit Improvisation aber mit weniger als 5 Minuten FuĂweg durch das nasse und windige Wetter. Im Inneren des Kulttempels lĂ€uft gerade ein Soundcheck und bereits nach wenigen Minuten fĂ€llt auf, dass hier einiges anders ist:die perfekte Mischung aus Entspannung und KonzertatmosphĂ€re herrscht hier von der ersten Minute an vor, was an den vielen Kleinigkeiten liegt, die man hier vorbereitet hat. Am Merch Stand wird sich lĂ€ssig abgewechselt, zwei HĂ€ndler mit CDÂŽs, Patches, Shirts und sogar Vinyl sind vorhanden und die Bierpreise sind ebenfalls moderat gehalten. Auch wenn es noch recht ĂŒberschaubar ist, kommt schnell Stimmung auf, als VICTORIUS die VerstĂ€rker anschmeissen
Ich habe ehrlich gesagt noch nie von VICTORIUS gehört, aber live macht man definitiv nichts verkehrt. Der authentische Power Metal pendelt irgendwo zwischen Gamma Ray und Helloween, kracht schnell in durch die Ohrmuscheln und weiĂ zu gefallen. Die wenigen Anwesenden werden schnell mobilisiert und besonders der SĂ€nger gibt alles, um die Stimmung anzuheizen. Aufforderungen zum Mitklatschen, sing alongs bei âMetal Heartâ oder einfach die NĂ€he zum Publikum zu suchen, wird dem SĂ€nger als Aufgabe zuteil, der seine Sache auch sehr gut macht. SpĂ€testens bei `Blood Alliance` ist der Knoten geplatzt und die Meute auf Betriebstemperatur und so können VICTORIUS den live Sieg fĂŒr sich verbuchen und werden nach dem Set unter groĂem Applaus verabschiedet.
Auf jedem Konzert gibt es Ăberraschungen und Kurioses zu entdecken. Die KuriositĂ€t des Abends fĂŒr mich nennt sich ZWAKKELMANN, der mit seiner Mischung aus Kaspertheater (in schlecht) und Helge Schneider (in noch schlechter) sein Entertainmentprogramm abzieht. Schade eigentlich, denn die Jungs beherrschen die Instrumente und könnten anstĂ€ndig abliefern, wenn nicht der nervige Gesang und die inhaltsleeren Monologe des SĂ€ngers wĂ€ren. Diesen Humor muss man halt mögen, oder halt auch nicht. Einigen Gesichtern sieht man Ă€hnliches Erstaunen an und so kann ich mir gut vorstellen, dass der benachbarte MC DonaldÂŽs und Dönermann wĂ€hrend dieser Performance einen plötzlichen Besucherandrang bekommen haben.
KADFAVRIK sind da vom ganz anderen Kaliber, erinnern sie mich bei den ersten KlĂ€ngen und vom Backdrop her an Dark Fortress. Zumindest teilweise, der Gesang war leider in der ersten HĂ€lfte kaum hörbar, was sehr schade ist, denn die Jungs strengen sich sichtlich an. Der mittlerweile angewachsenen Horde ist es egal, denn sie unterstĂŒtzen und feiern dennoch ab und was die Mikros nicht hergeben, korrigieren die aggressiven GitarrenwĂ€nde. Gleichzeitig wurde der Merchandise Stand geplĂŒndert, bei dem sich die komplette Belegschaft von NIGHTINGALE fĂŒr Fans und Fotos versammelt haben.
Mittlerweile hat man schon einige Leute getroffen, die sichtlich angetan vom Festival sind. So schlieĂt man auf dem Klo neue Freundschaften (âGeiler Black Sabbath Backpatch!â), freut sich ĂŒber ergattertes Merchandising (âSwanö Merch sind heute hier?â) und beobachtet, wie einem fern angereistem Fan ein AufnĂ€her aus Respekt vor der langen Anreise geschenkt wird. Es sind gerade diese Kleinigkeiten, die ein familiĂ€res Festival ausmachen.
WORDS OF FAREWELL treten das Erbe von den alten Soilwork und In Flames an. Mit ihrer letzten Scheibe âThe Black Wild Wonderâ hinterlieĂen sie eine moderne und doch bodenstĂ€ndige Duftmarke im Extremsektor, was sie live nun untermauern. Es ist eine Kunst, seine eigenen StĂŒcke live noch einmal etwas mehr zu pushen und das gelingt der Truppe problemlos. Das Publikum rastet aus, der SĂ€nger lĂ€sst eine gute Gesangsbandbreite vom Stapel und auch das Zusammenspiel der kompletten Band mit dem Publikum lĂ€uft sehr rund. Es macht einfach SpaĂ und so wundert es auch nicht, dass sich viele diesen Bandnamen im Nachgang notiert oder bei Facebook reingehĂ€mmert haben.
MOTORJESUS haben in etwa das Entwicklungsstadium erreicht, das Volbeat kurz vor ihrem internationalem Durchbruch hatten. Auch MOTORJESUS werden dieses Jahr das Rock Hard Festival rocken und geben an diesem Abend bereits eine Vorgeschmack, was uns erwartet. BodenstĂ€ndiger Rock mit metallischen Gitarren, da freut sich der Gehörgang, die wippt die Frisur. Kein Wunder, schlieĂlich spielt man sich seit ĂŒber 10 Jahren den Arsch ab und kann eine beachtliche QualitĂ€t vorlegen. Innerhalb weniger Takte frisst die Meute der Band aus der Hand und ab dann ist alles nur noch Formsache. Die Kapelle bedient sich fleiĂig aus ihrem Repertoire und geizt auch nicht mit neueren Songs von âElectric Revelationâ & Co. Der SpaĂfaktor ist so groĂ, das sogar die Damen am Bierstand kurz Pause haben, wĂ€hrend sich die Meute die Nackenmuskulatur verdreht. Moshen, rocken, eintĂŒten, es lĂ€uft wunderbar fĂŒr alle Anwesenden.
Ăber Dan Swanö Worte zu verlieren ist ĂŒberflĂŒssig. Wem der Name noch nicht gelĂ€ufig ist, dem sei unser Special wĂ€rmstens ans Herz gelegt, bei dem ein Bruchteil seines Schaffens beleuchtet wird. An diesem Abend steht er mit NIGHTINGALE seit 10 Jahren wieder in Deutschland auf der BĂŒhne und der Erwartungsdruck ist groĂ. Ob die Schweden nochmal sowas groĂartiges wie in Krefeld reiĂen können? `On Stolen Wings`eröffnet das Set und macht klar, dass sich die neuen Songs sehr gut in die Klassiker einfĂŒgen werden. Wer sich bis dato noch ansatzweise halten konnte, wird spĂ€testens bei `Nightfall Overture` komplett aus den Socken gehauen, es killt live einfach nur zu gut! PerformancemĂ€Ăig fĂ€llt wieder einmal Dans Bruder Tom Nouga auf, der mit seinen Posen (inklusive oben ohne Auftritt) glĂ€nzt. Am Schlagzeug kann man ein Dauergrinsen sehen, wĂ€hrend Dans Stimme auch live eine sehr positive Entwicklung durchgemacht hat. Was frĂŒher bereits gut war, geht heute noch intensiver, denn er nutzt sein Gesangsspektrum voll aus. Live werden die Songs noch einen ordentlichen HĂ€rtegrad nach oben geschraubt, was sowohl RockanhĂ€nger, als auch Death Metal Freaks in Ekstase versetzt. Auch fĂŒr Ăberraschungen ist man sich nicht zu schade, und so wird kurzerhand ein Medley aus `Steal the moon` und `Shadowman`gezaubert, was die Nackenmuskeln noch Tage spĂ€ter um Erbarmen flehen lĂ€sst. âEdge Of Sanityâ Rufe werden lĂ€ssig mit âIron Maidenâ von Dan gekontert, ehe die Zugabe alle EOS Fans höher schlagen lĂ€sst: genau wie vor 10 Jahren folgt die Gesangspassage von `Enigma`, ehe `Black Tears` die Horde zappeln lĂ€sst. Wieder einer dieser Momente, die sich ins LangzeitgedĂ€chtnis brennen und noch Tage spĂ€ter ein Dauergrinsen hinterlassen.
Auch wenn es eine TodsĂŒnde ist, so verlassen wir vor PROJECT PRIEST (Judas Priest Coverband) die Hallen, um den Heimweg anzutreten. Bei dem Gesamteindruck gehen wir aber davon aus, dass sie groĂartig und die Aftershow Party sehr geil war. Auch die ersten beiden Bands des Tages haben wir leider aufgrund der spĂ€ten Anreise verpasst. UrsprĂŒnglich war eigentlich nur der Gig von Nightingale geplant und den Rest als Nebensache verbucht. Klare FehleinschĂ€tzung, denn die anderen Bands haben SpaĂ gemacht und die Kaufliste erweitert. Das gröĂte Lob an die Veranstalter gilt fĂŒr die gemĂŒtliche Location und die bodenstĂ€ndige AtmosphĂ€re, in der man entspannte Leute trifft, ehe man sich vor der BĂŒhne hemmungslos den Arsch abbangt. Das fĂŒnfte Evil Horde Festival ist vorbei, bleibt aber in sehr guter Erinnerung und sollte definitiv wiederholt werden!
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