REVIEW:INFESTING SWARM
Desolation Road
âEin Soundtrack des Zerfalls in einer sterbenden Zivilisationâ- soweit die Kurzbeschreibung zum DebĂŒtalbum der Paderborner. Hatte man sich in der vorangegangenen Demo eher in vertrackteren Death Metal Gefilden ausgetobt, so wird hier die Hochzeit von Depression und Aggression im Extremsektor zelebriert. Wer jetzt einen weiteren Katatonia Klon oder hypnotische Riffs auf acht Songs verteilt erwartet, liegt völlig daneben. Vielmehr wartet das Album mit Herausforderungen, aber auch (teilweise schnelleren) Belohnungen auf.
`Ending` bietet sich dem Hörer sehr zutraulich an und könnte irgendwo zwischen der ersten Hypocrisy und einem verlorenen Katatonia Schnipsel schwanken. Das warÂŽs dann aber auch schon mit den Bandvergleichen, der Rest trĂŒmmert und gleitet durch ein dichtes DornengestrĂŒpp, durch das sich der Hörer durchkĂ€mpfen muss. Das rĂ€udige Songwriting einer Demoaufnahme wurde hier mit einer sehr guten Produktion eines DebĂŒts vereint, ohne dabei einen Deut des ursprĂŒnglichen Hungers einzubĂŒĂen. In `Desperation` gehen die GitarrenlĂ€ufe ein Wechselspiel zwischen klirrender KĂ€lte und schleppender Depression ein, wĂ€hrend das Drumming mit verspielten Rhythmen und Doublebassattacken den Spagat zwischen progressiv und aggressiv vollzieht. Ăberhaupt findet man hier viele Dinge, die ins Gleichgewicht gebracht worden sind: der Stil (depressiv-aggresiv),der Gesang (exakt in der Mitte zwischen Death- und Black Metal), sowie AusbrĂŒche und melodische Parts. Stellenweise versetzt das Album den Hörer in einen zeitlosen Zustand, so dass man sich wundert, wie schnell der erste Durchlauf bereits vorbei ist. Auch `Abandon Life` krallt sich schnell ins LangzeitgedĂ€chtnis, wĂ€hrend das zĂ€hflĂŒssige `Year Of No Light` seine Zeit braucht, ehe man sich auf das melodische Riff in der Songmitte stĂŒrzt, um den Rest fĂŒr sich zu ergrĂŒnden.
Auch das deutsche `Der Lauf der Zeit` funktioniert sehr gut und transportiert die Botschaft, dass man dem Schicksal in einigen Lebenssituationen hilflos gegenĂŒbersteht, sehr gut. Der am Ende des Albums lauernde Titeltrack eröffnet sich zwar erst nach mehrmaligen DurchlĂ€ufen richtig, dann aber auch um so intensiver. Schleicht er sich noch langsam an, so wird nach einem Befreiungsschrei eine aggressive Depressionswalze in Betrieb genommen, unter deren RĂ€der die Ăberreste einer sterbenden Zivilisation zermalmt werden. Auch das Cover wurde stimmig umgesetzt und rundet den Gesamteindruck ab. Besonders schön an diesem Output: viele Bands versuchen krampfhaft anders zu sein. Hier wird nichts versucht, sondern eine authentische BandidentitĂ€t auf den Tisch gepackt, die problemlos den Soundtrack zu jedem Zombiefilm abliefern könnte. Well done.
4,5/6 Punkten
[...] wird das komplette Album hier gestreamt! Weitere Infos rund um das Album könnt ihr in unserem Test und dem Interview nachlesen. [...]
Posted on MĂ€rz 30th, 2015 at 21:07
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