REVIEW: ANATHEMA
Distant Satellites
Mit „Distant Satellites“, dem zehnten Album der Band, haben die britischen ANATHEMA nun endlich das Folgewerk von „Weather Systems“ an die Öffentlichkeit gebracht. Ist es den Gebrüdern Cavanagh gelungen dieses Werk zu toppen? Das ist sicherlich eine Frage, die sich der geneigte Fan wohl auch gestellt haben muss, als er das Album zum ersten Mal in den Händen gehalten hat.
Die Band hat eine lange Entwicklungsphase hinter sich und es ist ihr gelungen, vom düstereren Metal über Gothic, bis hin zum heutigen Artrock sich selbst zu entwickeln, ohne an Identität zu verlieren. Spätestens seit dem Album „We´re Here Because We´re Here“ aus dem Jahre 2010, welches von Mastermind Steven Wilson (PORCUPINE TREE) produziert wurde (und er einen kleinen Stempel seinerseits hinterließ), hat sich die Band wohl endlich gefunden. Daraufhin folgte dann die logische Weiterentwicklung, das Niveau wurde erheblich gesteigert, was ihnen mit „Weather Systems“ absolut perfekt im Jahre 2012 gelang und welches für mich immer noch eines meiner absoluten Lieblingsalben ist.
„Distant Satellites“ ist ein brillantes Rockalbum geworden, ein Mischung aus Rock/Progressive/Alternativ und einer klaren Brise Pop, ohne aber in seichtes Gewässer abzudriften. Das Album ist vom Sound her auf das Wesentlichste reduziert worden, so dass hier alles gut zur Geltung kommt. Angefangen vom hochemotionalem Gesang von Danny Canvanagh, der hier mit seiner Stimme seine Texte zum Leben erweckt, die nicht minder einzigartige Stimme der Lee Douglas, besonders vor allem, wenn sie mit Danny zweistimmig singt, kommt der Gänsehautfaktor voll zur Geltung. Die wohl temperierte Gitarrenarbeit, der klangvolle Keyboardsound und die wunderbare Rhythmussektion machen das Album zu dem was es ist! Eine wahre Perle. Hier merkt man, dass die Band ihre Musik liebt. Und das ist auch gut so!
Die Songs sind wie aus einem Guss, haben zwar fast alle das gleiche Grundgerüst, was aber nicht als negativ zu werten ist. Hier sei besonders der Song `Anathema` zu erwähnen, der für mich wirklich das Highlight des kompletten Albums darstellt und alles bietet, was ANATHEMA wirklich ausmacht: Emotionaler Gesang, großartige Harmonien und eine in sich steigernde Dynamik, die dann explosiv zum Höhepunkt kommt, um dann wieder sanft ab zu klingen.
Mit `You`re Not Alone` gibt es hier einen Song, der das Gesamtkonzept etwas aus dem Gleichgewicht bringt: Dieser beginnt zwar sehr ANATHEMAmäßig verhalten, nervt aber hinterher durch seinen nervösen vertrackten Drumsound und hinterlässt einen leichten faden Nachgeschmack! Und deshalb kann „Weather Systems“ leider nicht getoppt werden. Aber was macht das denn schon! Das daraufhin rein akustisch instrumentale `Firelight` hat schon fast einen sakralen Charakter, welches aber dann wieder alles wett macht. Mit `Distance Satellite` und `Take Shelter` endet dann ganz entspannt ein überragendes Album, das ich allen Leuten wärmstens empfehlen kann, die auf anspruchsvolle Rockmusik stehen.
ANATHEMA hat sich endlich gefunden, ist angekommen und ruht nun in sich selbst. Was dabei herausgekommen ist, lässt sich in ein paar Worten sagen: Harmonie, Frieden und ergreifend wunderschöne Musik! Augen schließen und genießen! Eine wahre Perle!!!!
5,9
Uli
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