Es ist ein grauer Wintermorgen, wobei Winter eher als Umschreibung der Jahreszeit zu sehen ist und sich nicht auf die Temperaturen bezieht. Diese sind für Ende Januar ungewöhnlich mild, sodass sich die kleine Runde von Redakteuren in Mellrichstadt zunächst vor der Klangschmiede Studio E zusammenfindet und gespannt die Erwartungen an den kommenden Abend austauscht.

Im Studio in der unterfränkischen Provinz soll nämlich an diesem Abend “Freiheit”, das im Mai erscheinende Werk der Avantgarde Black Metaller DORNENREICH vorgestellt werden. Zu diesem Anlass haben sich neben der schreibenden Zunft auch zwei Drittel der Band sowie Stefan Belda von PROPHECY PRODUCTIONS und Produzent Markus Stock (THE VISION BLEAK) eingefunden.
In unbeschwerte Atmosphäre wurde nach einer kurzen Begrüßung der versammelten Hörerschaft anschließend die insgesamt acht Songs präsentiert.

Die Songs des Albums:
1. Im ersten aller Spiele
Der Opener beginnt zunächst sehr verhalten uns setzt minimalisiert Geige und Gitarre ein. Hierzu passend wird auch der Gesang zunächst ruhig gehaucht, um sich im Laufe des Songs zu aufbrausend zu steigern. Textlich behandeln DORNENREICH die unbeschwerte Kindheit eines Menschen und gehen gewohnt lyrisch zu Werke.

2. Von Kraft und Wunsch und jungen Federn
Auch der zweite Song kommt komplett mit akustischen Instrumenten aus und erinnert stark an das Album “In Luft geritzt”.

3. Des Meeres Atem
Eine ruhige Geige trägt den Song, der fast schon als Ruhepol des Albums zu verstehen ist, jedoch auch durchgehend Spannung trägt und durch Meeresrauschen verabschiedet wird.

4. Das Licht vertraut der Nacht
Durch einen direkten Ãœbergang zum vorherigen Song schließt sich dieses Lied an und DORNENREICH zeigen hier ihr das erste Mal ihre metallische Seite. Vom Stile her knüpft man nahtlos an “Flammentriebe” an und überrascht sowohl mit einem akustischen Mittelteil, als auch durch ungewöhnliche Takte und eine drückende Gitarre. Nach dem ersten Durchlauf das Highlight des Albums.

5. Aus Mut gewirkt
Auch in diesem Song wird die E-Gitarre ausgepackt und das Schlagzeug sogar mit einem modernen Rhythmus versehen. Hinzu kommt ein gehauchter Gesang der minimalen Lyrics sowie rasende Gitarren Soli und Melodien. Durch das Einsetzen dieser Elemente verbindet dieser Song Trademarks verschiedener früherer Alben zu etwas Neuem.

6. Im Fluss die Flammen
Es findet eine Rückkehr zur Akustik statt, wobei die Gitarre klar in den Vordergrund gestellt wird und das Geigenspiel nur ergänzend verwendet wird. Durch einen sich steigernenden Inhalt wird die textliche mit der musikalischen Komponente gekonnt verbunden.

7. Traumestraum
Der vorletzte Song beginnt mit einer ruhigen Gitarre, bei der die einzelnen Seiten einzeln angespielt werden. Durch Einsatz der Geige steigert sich der Song und wird durch Becken ergänzt. Im letzten Abschnitt des Songs wird der Songtitel mehrmals wiederholt und mit verschiedenen Sätzen kombiniert, wobei diese Zeilen durch eine lautere Stimme und E-Gitarren getragen werden und den wütenden Gegensatz zum ruhigen Anfang und Ende des Stücks bilden. Starke Dramaturgie.

8. Blume der Stille
Das instrumentale Ende des Albums bildet eine akustische Symbiose aus gezupfter Gitarre und ruhigem Geigenspiel. Nach einer druckvollen Mitte wiederholt man den Endtakt immer wieder und führt den Hörer gekonnt aus dem musikalischen Erlebnis zurück.

Fazit: DORNENREICH gelingt mit “Freiheit” ein Album, das Einflüsse aller früheren Alben in sich vereint und sowohl musikalisch als auch textlich Tiefgang und Klasse beweist. Ich persönlich freue mich darauf, welche Wirkung das Werk nach mehrmaligem Hören entfalten wird.