Hell Inside Festival 2012
Zum ersten Mal fand in diesem Jahr am 5. und 6. Oktober das Hell Inside Festival in der Posthalle WĂŒrzburg statt. Da das Festival als der Nachfolger des, 2011 zum letzten mal stattgefundenen, Way Of Darkness Festivals gehandelt wurde, lagen die Erwartungen hoch, galt das W.O.D doch als eines der kultigsten und hochkarĂ€tigsten Festivals fĂŒr Extreme Metal in Deutschland. Leider wurde im Vorfeld nicht der, ehemals sehr fanfreundliche, Preis fĂŒr die Tickets ĂŒbernommen und so musste man als Besucher im Vorverkauf 45 Euro bezahlen, was in Foren bereits kritisiert wurde und den ein oder anderen bestimmt vom Gang nach Unterfranken abgehalten hat. Arbeitsbedingt konnte ich Freitag leider erst um 17.30 Uhr anreisen, weshalb ich unter anderem Cripper verpasst habe, deren Shows immer sehenswert sind. An der Posthalle angekommen, konnte man gleich einen groĂen Nachteil der Posthalle erkennen. Dank der sehr zentralen Lage existieren fast keine Parkmöglichkeiten, so dass man unter UmstĂ€nden weite Wege auf sich nehmen muss, um nicht in Parkverbotszonen stehen zu mĂŒssen oder durch Parkscheine arm zu werden. Nachdem auch diese HĂŒrde gemeistert wurde, ging es endlich in die Halle. Leider musste man dort feststellen, dass nur etwa geschĂ€tzte 800 Besucher zum Hell Inside gekommen waren. Damit kann der Veranstalter bestimmt nicht zufrieden sein. Die Aufteilung der Halle war ĂŒberraschend gut gehandhabt. Merchandise StĂ€nde standen zentral, so dass man auch dort stöbern konnte ohne eine Band zu verpassen, GetrĂ€nke StĂ€nde waren seitlich jederzeit erreichbar und auch die BĂŒhne war von allen Seiten gut sichtbar. Absolutes Plus war das durchgehend freundliche Personal, egal ob am Ausschank oder die Security. Hier können anderen Festivals sich eine groĂe Scheibe von abschneiden. Nun aber zu dem Hauptgrund fĂŒr den Weg nach WĂŒrzburg, den Bands.
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Freitag
Die erste Band des Festivals waren fĂŒr mich Revocation aus Amerika. Die Thrasher mussten vor ca. 500 Zuschauern ans Werk und konnten mit ihrer sehr eintönigen Performance auch leider nicht begeistern.
Ganz anders Evocation. Die Schweden zÀhlen meiner Meinung nach zu den konstantesten Death Metal Bands. Wo immer sie spielen, gewinnen sie neue Fans hinzu und begeistern ihre alten. So auch hier.
Job For A Cowboy sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits liefern die Amis technisch perfekten Death Metal mit Grindcore Anleihen. Andererseits fehlt irgendwie das besondere Etwas, um wirklich zu begeistern. Aber sehenswert ist das Quintett allemal.
Bei Onslaught bin ich das erste Mal an diesem Tag nicht der Meinung der ĂŒbrigen Besucher. FĂŒr mich ist ihr Thrash Metal nach einem Lied bereits zu eintönig und langweilig, das Publikum jedoch feiert die Briten.
Dying Fetus hingegen begeistern jedermann! Die Amis sind live einer der besten und prĂ€zisesten Bands dieses Planeten und beweisen dies auch auf dem Hell Inside. Egal ob âHomicidal Retributionâ oder âFrom Womb To Wasteâ, jeder Song sitz und ist absolut tight gespielt. Dabei liefern Dying Fetus zu dritt technisch mehr ab, als andere Bands zu zehnt schaffen wĂŒrden. Der brutale Gesang des Duos Gallagher/Beasly tut sein ĂŒbriges und walzt erbarmungslos alles nieder, was ihm in den Weg kommt. Wer extreme Musik mag, muss Dying Fetus lieben! Einziger Kritikpunkt ist, dass die Amis auf âOne Shot, One Killâ verzichten. Aber anhand der Vielzahl an ĂŒbrigen Klassikern sei es ihnen verziehen. Absolutes Highlight des Festivals!
Die Schweden von Arch Enemy haben anschlieĂend die schwere Aufgabe, das Publikum nach Dying Fetus weiter zu begeistern. Und sie liefern das, was man auch erwartet hat: einwandfreie und technisch anspruchsvolle Soli des Gitarren Duos Michael Amott und Nick Cordle, gekonnte Growls von Angela Gossow, sowie melodischen Death Metal, der seinesgleichen sucht. UnterstĂŒtzt wird die Performance durch eine beeindruckende Licht- und Videoshow, welche an jeden Song individuell angepasst ist und diesen zielgerecht unterstĂŒtzt. UnverstĂ€ndlicherweise verlassen einige Zuschauer wĂ€hrend der Performance bereits die Halle, so dass groĂe LĂŒcken im Publikum entstehen. Insgesamt liefern Arch Enemy eine Headliner wĂŒrdige Show ab, die jedoch nicht an die QualitĂ€t von Dying Fetus herankommt.
Um am nÀchsten Tag wieder munter ans Werk gehen zu können, lasse ich die Aftershow Party mit Krow aus Brasilien aus.
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Samstag
Der Tag beginnt fĂŒr mich mit Kali Yuga. Die ThĂŒringer legen von der ersten Minute los und ĂŒberzeugen das Publikum schnell mit ihrem melodisch angehauchten Death Metal. Mit ordentlich Druck und Tempo, stellen die FĂŒnf klar, warum sie auch ĂŒberregional immer bekannter werden.
Dawn Of Disease sollten den meisten Besuchern bekannt sein. Kein Wunder, bieten die OsnabrĂŒcker doch Swedish Death Metal wie einst Entombed und Nihilist. Mit pompösen Backdrop und gutem Sound werden den Anwesenden sowohl Ă€ltere Songs, als auch Material des neuen Albums âCrypts Of The Unrottenâ kredenzt. Eine starke Show von einer Band, von der man in Zukunft noch einiges hören wird.
Zu Dr. Living Dead wird es voll in der Halle. Es hatte sich im Vorfeld bereits herumgesprochen, dass die Stockholmer live einfach Spaà machen und das beweisen die Herren in den Totenkopfmasken auch heute wieder. Der Thrashmetal/ Crossover des Quartetts begeistert das komplette Publikum und animiert sie zu zahlreichen Moshpits. DrxApe schreit dazu als gÀbe es kein Morgen und liefert so mit seinen Jungs die stimmungsvollste Show des Festivals.
Mit Resurrection ist anschlieĂend Florida Death Metal angesagt. Zu einem ihrer seltenen Auftritte in Deutschland prĂ€sentierten die MĂ€nner aus Ăbersee prĂ€zise Riffs, tiefe Growls und wummernde Double Bass und können so die Festivalbesucher rundum zufrieden stellen.
Nach einer Pause, in der Entrails und die Franzosen von Loudblast verpasst wurden geht es am Abend mit Immolation weiter. Und das Warten hat sich gelohnt: die Amis prĂ€sentieren ihren Death Metal mit gnadenloser PrĂ€zision und besonders Drummer Steve Shaltay ist eine absolute Maschine. Mit ihrer technischen PrĂ€zision erinnern die Vier stellenweise an Behemoth oder die am Vortag aufgetretenen Dying Fetus. Mit âNo Jesus, No Beastâ wird zudem mein absoluter Favorit gespielt und auch das Publikum feiert ohne Ende.
Die beiden Headliner des Abends lassen sich fĂŒr mich unter solide, aber mit Spielraum nach oben zusammenfassen.
Marduk holzen sich gekonnt durch ihr Set, Mortuus keift und der Rest der Band erzeugt eine klangliche Panzer- AtmosphÀre. Das alles kennt und mag man, aber begeistern kann es nicht.
Bei Asphyx gilt das gleiche. Mit ihrem Death Metal, gemischt mit Elementen des Doom, liefern die NiederlĂ€nder eine gute Vorstellung ab, aber auf die Dauer eines Headliner Sets werden die schleppenden Songs zĂ€h und langweilig. Dem Publikum gefĂ€llt es zum groĂen Teil trotzdem.
âKurz & schmerzhaftâ geht es auf der Aftershow mit Rogash zu. Die ca. 150 verbliebenen Zuschauer werden von den sympathischen Bekloppten aus Jena, mit einer stimmigen Mischung aus Death Metal und Grind, aus dem Festival verabschiedet. SĂ€nger Erik kann hierbei keine Sekunde auf der BĂŒhne stillhalten und stellt so die perfekte Frontsau dar. Songs wie âSoulrustâ sollten sich Extreme Metal Fans unbedingt anhören, zĂ€hlt diese Band meiner Meinung nach doch zu den Besten und Unterhaltsamsten, die der deutsche Untergrund derzeit zu bieten hat. Besser hĂ€tte man den Schlusspunkt nicht setzen können.
Pro: nettes Personal, gute MerchandisestÀnde, Dying Fetus, Dr. Living Dead, Rogash, sehr zuvorkommende Organisation (Vielen Dank an Ralph und Heiko vom Hell Inside ), kurze Wege, friedliches Publikum
Contra: schlechte Parkplatzsituation, Karte zu teuer
Fazit: Insgesamt war das erste Hell Inside ein sehr gelungenes DebĂŒt mit leider zu wenigen Besuchern. Bleibt zu hoffen, dass die Veranstalter dennoch keinen allzu groĂen Schaden tragen mĂŒssen und nĂ€chstes Jahr eine Fortsetzung starten können. Dann aber vielleicht in einer Halle mit besseren Parkmöglichkeiten.
Bilder gibt es u.a. unter:
Metal Hammer
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