MAIR1 2012 REVIEW

Posted by Anna On Juni - 20 - 2012



Genre Rock - Fullsize

Bands top – Wetter flop!

Freitag, 15.06.12 – Tag 1

Waren die Wettervorhersagen bis eine Woche vor dem „Mair1 Festival“ noch großartig, so wurden sie, je nĂ€her das Wochenende rĂŒckte, immer schlechter. Und dies sollte sich leider auch bewahrheiten. Bei der Ankunft regnete es und der Himmel sah nicht gerade so aus, als ob sich daran an diesem Tag noch etwas Ă€ndern sollte. Doch Petrus war gnĂ€dig mit den Festivalbesuchern und ließ kurz vor Beginn der ersten Band die Wolken verschwinden, ja es reichte sogar zu ein bisschen Sonnenschein.

GlĂŒck fĂŒr LEECHING PROJECT, die um kurz vor drei das Festival eröffnen durften. Noch war recht wenig los (100-200 Mann), doch der Sound war fĂŒr diese Uhrzeit schon ĂŒberragend, wenn auch etwas zu laut. Die Jungs stimmten fĂŒr ein Festival dieser Art recht softe Töne an, wobei man jedoch sagen muss, dass lediglich die Growls ĂŒberzeugen konnten. In Punkto Cleangesang besteht noch etwas Übungsbedarf.

Weiter ging es auf der zweiten BĂŒhne, der EMP Stage, mit der Gewinnerband des „Chesterfield Contest“. Die Newcomer zeigten sich sehr bemĂŒht und gaben alles, um ihr Publikum zu motivieren. Vor allem der Gitarrist konnte durch seine professionelle BĂŒhnenshow ĂŒberzeugen. Auch hier wurde dem Gast ein guter Sound geboten und es kam sogar schon der erste Mini Circle Pit zustande.

Danach kam mit NEAERA das erste Highlight des Tages. Ab der ersten Minute gaben SĂ€nger Benny und seine Band Vollgas. Schon wĂ€hrend der ersten drei Songs stĂŒrzte er sich ins Publikum und zettelte die erste Wall of Death an. Mit einem Blick zum Publikum, das vor der anderen BĂŒhne auf die nĂ€chste Band wartete, und dem Spruch „Was ist eigentlich mit euch Hanseln da drĂŒben? Ist euch das zu hart oder was???“ hatte Benny endgĂŒltig die Sympathie des Publikums auf seiner Seite. Alles in allem eine Hammer-Show!

Kontrastprogramm gab es im Anschluss: ESKIMO CALLBOY enterten die BĂŒhne. Man kann ĂŒber diese Band denken, was man will, aber eines muss man ihnen lassen: Sie machen Stimmung ohne Ende und sorgen definitiv fĂŒr eine richtig geile Party. Dementsprechend stellten sie sich auch als absoluter Publikumsmagnet heraus und versammelten mehr Leute vor der BĂŒhne als manche Band am spĂ€ten Abend.

EMMURE, die im Anschluss auf der Mainstage spielten, waren meine persönliche Neuentdeckung des Festivals. Die fĂŒnf Musiker brachten ordentlich Power auf die BĂŒhne und konnten das Publikum voll mitreißen. Musikalisch recht simpel, aber dennoch mit Druck nach vorne und einer brachialen Stimmgewalt von SĂ€nger Frankie. Top!

Danach wurde es oldschoolig mit UNEARTH. Die Band lieferte eine gute Show, obgleich ich mir hier mehr erwartet hatte. Gerade der Cleangesang konnte, wie noch bei mehreren Bands auf diesem Festival, nicht wirklich ĂŒberzeugen.

CALIBAN ĂŒbertrafen im Anschluss wieder einmal alle Erwartungen. Voller Power schleuderten sie ihren neuen Giganten „I Am Nemesis“ dem Publikum entgegen. BĂŒhnenshow und musikalische Umsetzung: top! Ein Gastauftritt von NEAERA-SĂ€nger Benny krönte dieses Highlight. Note: Eins mit Stern.

Auf der Talent Stage fanden sich um 22 Uhr BREAKDOWN OF SANITY ein und kĂ€mpften mit aller Gewalt gegen ihre Konkurrenz auf der großen BĂŒhne, PUDDLE OF MUDD, an. Und es gelang ihnen! Die Menge bekam eine erstklassige Show mit PublikumsnĂ€he geboten und feierte eine gute Party. Und zum PUDDLE OF MUDD-Klassiker ‚She Hates Me‘ schafften es die meisten sogar noch zur EMP Stage.

Mit dem Headliner PARKWAY DRIVE fand der erste Festivaltag sein Ende. Die australische Metalcore-Band zĂ€hlt momentan zu den erfolgreichsten ihres Genres und bewies dies auf dem „Mair1“ auch zur GenĂŒge. Als kleines Special hatten die Musiker die komplette BĂŒhne mit Palmen und Kakteen dekoriert – na ja, warum auch nicht *g* Auffallen konnten sie damit auf jeden Fall! Doch das hatten PARKWAY DRIVE definitiv nicht nötig. Die sehr gute musikalische Leistung und eine klasse, zum „Dschungel“ passende, Lightshow sorgten fĂŒr eine super Stimmung und brachten den Freitag zu einem gelungenen Ende.

Samstag, 16.06.12 – Tag 2

Der zweite Tag begann weniger erfreulich. Der Himmel war noch dunkler als am Morgen zuvor und es regnete in Strömen – und sah auch nicht danach aus, als ob es bald aufhören wĂŒrde. So war es dann auch. Zu Beginn der Bands setzte der Regen zwar wieder fĂŒr kurze Zeit aus, doch trocken bleiben war an diesem Tag Fehlanzeige. Die Besucher ließen sich ihre Laune jedoch nicht trĂŒben und veranstalteten wilde Schlammschlachten auf dem ganzen GelĂ€nde.

Bevor es losgehen konnte, wurden die GĂ€ste allerdings noch einmal aufgehalten. Obwohl laut Plan um 13.40 Uhr die erste Band spielen sollte, blieben bis nach 14 Uhr die Tore zum BĂŒhnenbereich geschlossen. Eine wirkliche Information, was los war, bekam man nicht. Das gibt ein dickes Organisations-Minus!

Irgendwann wurden dann jedoch die Pforten geöffnet und kurz darauf begann auch schon die erste Band: MIDDLE FINGERS HIGH. Ja, wie jetzt? Sollten die nicht erst spĂ€ter spielen und auf einer ganz anderen BĂŒhne? Whatever. Vom Hocker hauen konnte die Band das Publikum nicht, das – wohl auch aufgrund des Wetters – noch nicht so wirklich in Stimmung war. Auch der Sound war hier im Vergleich zu den guten VerhĂ€ltnissen des Vortags etwas mĂŒllig.

Weiter ging es mit XIBALBA und noch mehr Verwirrung. Diese hĂ€tten eigentlich schon eine Band frĂŒher spielen sollen und ebenfalls auf einer anderen BĂŒhne. Nun gut, wenigstens normalisierte sich die Running Order im Anschluss und ab der nĂ€chsten Band ging es dann auch planmĂ€ĂŸig weiter. XIBALBA, deren Musik eindeutig ihre Wurzeln in der Ecke CROWBAR und Co. hat, lieferten eine gute Show und vor allem SĂ€nger Brian ging gut auf der BĂŒhne ab. Zeit zum Aufwachen!

Auf der Mainstage waren anschließend EVERGREEN TERRACE an der Reihe. Der Gitarrensound konnte hier nicht wirklich begeistern, der Rest allerdings schon. Dem Publikum gefiel’s und es ließ sich zu den ersten zaghaften „TĂ€nzchen“ verfĂŒhren.

Danach musste EVERGREEN TERRACE-Gitarrist Joshua bei seiner Zweitband STICK TO YOUR GUNS gleich noch einmal ran. Diese lieferten eine geile BĂŒhnenshow voller Power und Bewegung – top! Einziger Kritikpunkt: Ohne die Cleanparts wĂ€re das Ganze definitiv besser und stimmiger gewesen.

YOUR DEMISE konnten das hohe Niveau dieses Tages leider nicht halten. Auf CD eigentlich nicht schlecht, live jedoch eher ein Reinfall. Die Instrumentalisten spielten ziemlich unsauber und SĂ€nger Ed griff nicht nur ein- oder zweimal bei den Tönen völlig daneben. Immerhin wusste er sich zu helfen und gab das Mikrofon bei den sauber gesungenen Parts ans Publikum ab. Aber ob das die richtige Lösung ist
?

Die nĂ€chste Band, DESTRAGE, fiel vor allem durch ihren verrĂŒckten Bassisten auf, der auf der BĂŒhne herumalberte und die (Fotografen-)Augen auf sich zog. Aber auch sonst kam die Band, die durch hohe AuthentizitĂ€t und Ehrlichkeit punkten konnte, sehr gut beim Publikum an. Die Italiener geben definitiv nichts darauf, was andere sagen, sondern ziehen ihr Ding durch. Gute Einstellung! Leider fing es nun wieder an zu regnen. Die Schlammschlacht konnte beginnen


Danach betrat eine der toughsten Frauen des Metal-/Hardcore-Bereichs mit ihrem Gefolge die BĂŒhne: Candace Kucsulain und WALLS OF JERICHO. Von Anfang an gab die Powerfrau Vollgas und stĂŒrmte wie eine Furie ĂŒber die BĂŒhne. Doch dann ertönte bereits nach einer knappen halben Stunde die traditionelle Schlusshymne ‚Revival Never Goes Out Of Style‘. Was war da los? Hatten Candace und ihre Jungs es dem Publikum ĂŒbelgenommen, dass es auf die zahlreichen Circle Pit Aufforderungen kaum reagiert hatte? Dabei war es doch einfach nur unglaublich rutschig vor der BĂŒhne
 Dennoch ein grandioser, wenn auch kurzer Auftritt.

Nachdem die Besucher bei ZSK die EMP Stage und den Bereich davor in einen einzigen großen „Mud Pit“ verwandelt hatten, traten wĂ€hrend der AufrĂ€umarbeiten AUGUST BURNS RED ihren Dienst auf der Mainstage an. Die Metalcore-Band aus den Staaten kam sehr gut an, was noch dadurch getoppt wurde, dass beim dritten Song der Regen aufhörte, der Himmel aufriss und die Sonne sogar einen Regenbogen an den Himmel zauberte. Lediglich von SĂ€ngerseite fehlte hier etwas die Power. AUGUST BURNS RED machten ihre Sache gut, aber mehr auch nicht. Bis auf das Schlagzeug! Das Solo von Drum-Gott Matt Greiner ĂŒbertraf alles und auch sonst spielte er seine Band – auch wenn das bei deren Können schwer ist – in Grund und Boden. Ein Genie eben.

Weniger ernsthaft und musikalisch anspruchsvoll ging es bei LESS THAN JAKE zur Sache. Die Ska-Punker brachten ihre obligatorischen dummen SprĂŒche, das Publikum feierte und das sich bessernde Wetter trug sein Übriges zur Stimmung bei.

Der krönende Abschluss des Abends begann mit dem ‚Rocky Theme‘ und stimmte auf die perfekte Party ein. Und dann ging sie los: HATEBREED betraten die BĂŒhne. In den nĂ€chsten eineinhalb Stunden jagte ein Klassiker den nĂ€chsten und das ohne viel Drumherum-Gerede. Eindeutig ein Sympathie-Bonus fĂŒr Jamey Jasta, denn wer will schon, dass auf einem Konzert große Reden geschwungen werden. Und genauso will auch ich hier keine großen Reden schwingen, denn dieses Konzert kann man nicht in Worte fassen, sondern muss es erlebt haben! In diesem Sinne: Auf ein erfolgreiches und hoffentlich trockenes „Mair1 Festival“ 2013!

Fazit

PRO:

–> Bandauswahl, Sound, Toiletten (!!!), Securitys (sehr freundlich), familiĂ€res Klima

CONTRA:

–> Organisation (teilweise doch sehr große LĂŒcken, z.B. erster Tag kaum Kontrollen, zweiter Tag ĂŒbertriebene Kontrollen), Aufteilung der Location (sehr weiter Weg vom Campingplatz zu den BĂŒhnen)

Alles in allem auf jeden Fall ein supertolles Festival, das genau die Gratwanderung zwischen familiĂ€r und massentauglich schafft. Die Bandauswahl ist im Bereich Hardcore/Metalcore kaum zu toppen und auch die Location ist an sich gut, man könnte sie lediglich etwas sinnvoller strukturieren. Wem das “With Full Force” zu groß ist, fĂŒr den ist das “Mair1″ auf jeden Fall eine echte Alternative.

Fotos zum Festival gibt es hier.

Anna

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