RH-FESTIVAL 2. Tag

Posted by Anna On Juni - 7 - 2012

Samstagmorgen; strahlender Sonnenschein. Frisch auf dem Festivalgelände angekommen und erstmal den Metal Market begutachtet, bevor es dann zur ersten Lärmkapelle des Tages geht.

IMG_1957Die schwedische Crossover Truppe DR. LIVING DEAD macht heute den Anfang und bläst den ersten Besuchern den Schlaf und Restalkohol aus dem Körper. Neben thrashigen Riffs und SUICIDAL TENDENCIES Anleihen liefern die vier Herren eine amtliche Bühnenperfomance. Die vier Totenkopfgesichter geben tüchtig Gas und können als Opener bereits die ersten Beifallsbekundungen und Mini Moshpits abräumen. Ein guter Start in den Tag.

IMG_1987Eine kurze Umbaupause und das erste Bier des Tages später betreten MOTORJESUS mit einer Alditüte bewaffnet die Bühnenbretter. Ohne langes Vorgeplänkel legen die Mönchengladbacher auch los und pfeffern ein ordentliches Rockgewitter ins bereits angewachsene Publikum. Der Mix aus griffiger Gitarrenarbeit und ohrwurmartigen Gesangslinien kommt gut an, und nach zwei Songs frisst ihnen die Masse aus der Hand. Lässige Ansagen und authentisches Auftreten bringt den Jungs ordentlich Sympathie ein und spätestens ab `Fist Of The Dragon` hagelt es auch bereits die ersten Crowdsurfer des Tages. Einige Besucher auf den Sitzplätzen ziehen erste Vergleiche zu Motörhead oder Volbeat, während ein bestens gelaunter Chris den Inhalt der Alditüte (Dosenbier) an die Leute der ersten Reihen verteilt, bevor er sich hemmungslos bei der Audienz unter stürmischem Beifall bedankt. Ein großer Fortschritt für die Band, die bisher nur in Jugendzentren aufgetreten ist und eine musikalische Stimmungsgranate abgeliefert hat.

IMG_2142Die Hitze der frühen Nachmittagssonne treibt die Besucher fleißig zu den Bierständen und auch Dönerbuden & Co bekommen tüchtig was zu tun. Eine kurze Umbaupause später legen PORTRAIT los und versuchen die Gunst des Publikums für sich zu gewinnen, was zu Beginn nicht ganz gelingen will. Zu groß sind die Nachwirkungen der Vorband und so benötigt man einige Songs, bevor das Publikum sich umgestellt hat. King Diamond würde sich freuen zu sehen, was die Schweden so alles in seinem musikalischen Terrain veranstalten und so dauert es nicht lange, bis die ersten „PORTRAIT“ Rufe aus dem Publikum ertönen. Alle Klischees werden dabei durchgezogen, angefangen vom Corpsepainting bis hin zu hohen Stimmgefilden. Die gut gelaunte Masse bekundet dies mit ordentlich Beifall am Ende des Sets.

Während der Umbaupause fällt auf, dass die Besucher dieses Jahr besonders dem klassischen Metal zugetan sind. Trotz der Hitze sieht man vermehrte Kutten durch das Publikum rauschen und auch die obligatorischen Dauergäste (eine Dame mit schrägem Tanzstil und der grüne Superfreak) geben sich die Ehre. Abgesehen von vielen BOLT THROWER Shirts sind kaum extrem Richtungen vertreten, wobei die Spandexhosen und 80er Jahre Klamotten wieder ans Tageslicht gezerrt worden sind. Nach einem erfrischenden Cocktail und einem Besuch beim hemmungslos belagerten BOLT THROWER Merchandise Stand geht´s weiter zur nächsten Band.

IMG_2286Very britisch geht´s mit HELL zur Sache; ein aufwendiges Bühnenbild und eine bis ins kleinste Detail durchdachte Kostümierung fallen bereits vor den ersten Klängen der Truppe auf. Der Sänger verzichtet auf das Mikro und ist mit einem Headset ausgestattet, damit er beide Hände für eine theatralische Bühnenshow frei hat. Zu Beginn erscheinen seine Zuckungen noch ein wenig seltsam, doch im Laufe des Gigs spürt man die Magie der Band immer deutlicher. Die Spielfreude ist den Briten deutlich anzuhören und so pfeffert man auch fleißig aus dem Album „Human Remains“ einen Nackenbrecher nach dem anderen in die Meute. Die stimmliche Glanzleistung und das tighte Zusammenspiel der Gitarren tun ihr Übriges, um für Stimmung zu sorgen. Bedenkt man die Geschichte, die hinter dem Album steckt, (es sollte ursprünglich Mitte der 80er veröffentlich werden, scheiterte jedoch am Selbstmord des damaligen Sängers Dave Halliday; Andy Sneap reformierte die zerstreute Truppe und produzierte die Scheibe, während er als zweiter Gitarrist ebenfalls aushalf) gönnt man der Truppe den Erfolg nach diesem Gig gleich doppelt.

„Da bin ich ganz deiner Meinung“ (Uli)

IMG_2445„We are UNLEASHED“ beginnt Johnny Hagel das Set und eine beachtliche Menge füllt das Amphitheater, während die schwedischen Urgesteine losbrettern. Der Bandname ist Programm, denn sie entfesseln eine ordentliche Packung Nackenbrecher und bedienen sich dabei Klassikern, als auch neueren Songs. Im Laufe des Sets ist es völlig Wurst, welchen Song sie ausgraben, die Truppe wird zurecht gefeiert. Neben live Granaten wie `Fimbulwinter` oder `Victims Of War` gibt´s noch einige Mitgrölspielchen gratis obendrauf, die zum Ende des Gigs leider etwas zu sehr ausufern. Auch die mehrsprachige Kommunikation zwischen Band und Audienz (`Wir kapitulieren niemals`) klappt sehr gut, so dass nach dem Gig eine zufriedene Meute und überfüllte Bierstände zurück bleiben.

IMG_2521A propo Bierstände; genau diese werden vor der nächsten Truppe teilweise an die Kapazitätsgrenze getrieben, denn TANKARD laden zum 30. jährigen Bandjubiläum ein. Um es kurz auf den Punkt zu bringen; es werden ordentliche Gassenhauer in ein volles Amphitheater gerotzt, während ein prächtig gelaunter Gerre mit lässigen Ansagen und geschmeidigen Ausdruckstanzeinlagen seine Liebe zum Publikum bekundet. Es ist einfach nur noch als eine Riesenparty zu beschreiben, bei denen gefeiert, gesoffen und selbstverständlich auch gemosht wird. Crowdsurfer gibt´s zwar auch, aber die meisten Leute sind mit Grölen und Saufen beschäftigt, und so vereint dieser Gig Freunde sämtlicher Metalstilrichtungen in einer einzigen Sause. Daumen hoch!

„Trifft den Nagel auf den Kopf“ (Uli)

IMG_2691Lange Zeit und eine Wiedervereinigung hat´s gedauert, bis PSYCHOTIC WALTZ ihren Weg ins Amphitheater gefunden haben. Im Publikum sieht man bereits einige Die Hard Fans das Theater füllen, aber auch neugierige Blicke, die von der Band noch nichts gehört haben und die Jungs mal live sehen wollen. Neben der Tatsache, dass Gitarrist Brian McAlpin im Rollstuhl sitzt, sorgte Sänger Devon Greaves mit seinem Nebenprojekt DEADSOUL TRIBE für Aufsehen und die Erwartungen waren recht hoch. Eine Stunde und 15 Minuten wurde auf der Bühne absolute Magie pur geboten. Songtechnisch schoss man sich in erster Linie auf „A Social Grace“ und „Mosquito“ ein, bevor der Rundumschlag über „Into The Everflow“ gemacht wurde.

Interessant dabei war, die Band aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. War man auf den Sitzplätzen von der Band sehr angetan, so spürte man mitten im Pulk die Magie deutlich intensiver und es spielten sich magische Momente ab. Die progressive und atmosphärische Gitarrenarbeit sorgte für offene Kinnladen und auch die Gesangsleistung von Deavon inklusive Bühnenshow (der Mann atmet die Musik wirklich!) jagten allen Anwesenden eine ordentliche Gänsehaut über den Rücken. Als bei `I remember` die ersten Tränen flossen und der Song durch mehrere Applause weiter getragen wurde kamen tiefe Dankesworte der Band und beendeten einen epischen und intensiven Gig.

IMG_2855„In a World of Compromises…some don´t” – Diesen Spruch sieht man heute an vielen Shirts auf dem RĂĽcken der Zuschauer und das Motto soll heute Abend Programm werden. Nach dem Intro wälzt sich ein Todesteppich brachialer Riffs und bösartiger Schlagzeugarbeit durch die Massen. BOLT THROWER machen heute Abend kurzen Prozess und zĂĽnden bereits frĂĽh die Live Granaten `IVth Crusade` `Mercenary` oder `The Killchain`, was der Stimmung keinen Abbruch tut. Es ist schon ein Phänomen wie diese Band, die bereits seit 6 Jahren kein Album mehr rausgehauen hat und live nur sehr spärlich präsent sind, sich eine so treue und breite Fangemeinde erspielt hat, die sie heute Abend auch frenetisch abfeiern.

Die Songs krachen bereits in Albumversion ordentlich, aber live können sie einen Nackenwirbel nach dem anderen brechen, was aber kein Grund zum Aufhören ist. Die Briten sind für ihre Fannähe bekannt, die sie bereits beim Merchandise Stand (Shirts zu absolute fairen Preisen) gezeigt haben, ohne eine Spur von Starallüren. Gerade das authentische Auftreten ist es, was die Fangemeinde zusammenschweißt und das Konzert zu einem wahren Highlight werden lässt. 2 Minuten Pause und einige Zugaberufe später entern die Briten erneut die Bühne und ballern mit `At First Light` und `No Guts No Glory` die letzten Patronenhülsen nach, bevor sie mit `As Cannons Fade` ein ehrwürdiges Konzert beschließen. BOLT THROWER haben ihren Status als absolute Live Band wieder einmal bestens unter Beweis gestellt, Daumen hoch!

„Wie kann ich dir da widersprechen“ (Uli)

Radu

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