SCORPIONS DORTMUND
SCORPIONS 27.12. Dortmund-Westfalenhalle „Das war´s dann wohl“. Mit diesem Gedanken und mehr als nur einer Träne im Knopfloch haben wohl zahlreiche der mitunter augenscheinlich hart gesottenen Fans der harten Musik am Samstag die Dortmunder Westfalenhalle verlassen. Denn die SCORPIONS hatten zum großen Hallenabschlusskonzert gerufen. Es stehen nunmehr nur noch ein paar Auftritte in Russland und wenige Open-Airs im nächsten Jahr an, bevor der Abschied endgültig abgeschlossen ist.
Allein die Menschenmassen vor der Halle zur Öffnung der Tore sieht diese nicht alle Tage. Eine Menschentraube bis auf die Parkplätze und Schlangen bis zur Westfalenhalle 2 mit Eltern, die ihre inzwischen volljährigen Kinder dabei hatten, Rocker, Rentner, Schüler, junge und jung gebliebene warteten geduldig und vereint im Namen der Musik auf diesen großen Auftritt.
Und das Warten lohnte sich. Es war noch keine 20 Uhr, als EDGUY die BĂĽhne zum Einheizen nutzte. Bereits hier zeigte sich ein groĂźer Teil der Fans textsicher und sangesfreudig, sodass die Hessen nach ihren sieben StĂĽcken bereits reichlich gefeiert wurden. Artig bedankten sie sich bei den Hauptakteuren und kĂĽndigten diese entsprechend an.
Was dann aber für zwei Stunden folgte, war absolut geeignet, als legendär in die Geschichtsbücher einzugehen. Mit dem Auftritt ihrer „Get Your Sting And Blackout“-Tour zog die Band alle Register ihres Könnens. Klaus Meine lief Meter um Meter auf dem langen Steg, der weit in das Auditorium hereinragte. Ein guter Schachzug. Denn so präsentierte sich die Band tatsächlich als eine Band für die Fans und bei den Fans. Sie waren tatsächlich mittendrin. Das Herz der Pyrotechnikfreunde schlug bereits direkt zum Start des ersten Stückes `Sting In The Tail` höher. Die Gitarristen Schenker und Jabs bearbeiteten ihre Instrumente, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her. Drummer James Kottak stand dem nichts nach und spielte von seinem zirka vier Meter hohen Turm ein Solo, welches über zehn Minuten dauerte, als wolle er seine Anlage zerschlagen. Und auch Bassist Pavel Maciwoda zupfte seine Basssaiten am Rande der Genialität.
Visuell angereichert wurde die riesige Bühne mit drei großen Bildwänden, auf denen immer wieder Filmsequenzen vergangener Zeiten, Livebilder aus der Halle und Fotos gezeigt wurden.
Und musikalisch? Darauf kam es an diesem Abend wohl den Wenigsten an, denn man wollte sich schließlich gemeinsam voneinander verabschieden. Dennoch haben sich die fünf auch hierfür das Gütesiegel mit dem Prädikat „wertvoll“ verdient. Insbesondere ist es immer wieder erstaunlich, zu welchen gesanglichen Höchstleistungen Klaus Meine nach so vielen Jahren immer noch fähig ist.
Zwischen ruhigen, zutraulichen und balladesken Tönen haut er mitunter Rock´n´Roll-Kracher raus, die ihresgleichen such, um danach, nachdem ein Stück längst beendet ist, dieses ohne Instrumente noch einmal anzustimmen, nach dem Motto: Einmal will ich es von euch noch hören.
Und so kam die ausverkaufte Halle auch früh und im Eiltempo zum Siedepunkt. Denn bereits als drittes Stück wurde `Bad Boys Running Wild` lauthals mitgesungen. Und nach weiteren Stücken wie `The Zoo` oder `Coast To Coast` hieß es `The Best Is Yet To Come`. So wurde das Tempo schon einmal leicht gedrosselt, um anschließend `Send Me An Angel` und `Holiday` im akustischen Gewand darzubieten. Insbesondere hier bekam das Publikum immer wieder Gelegenheit, sich stimmlich und einzig mit Sänger Meine zu verausgaben.
Gänsehaut folgend natürlich bei `Wind Of Change`, anschließend aber wurden wieder die musikalischen Knüppel ausgepackt, bis hin zu `Big City Nights`.
Nach weiteren drei Zugabestücken war dann Schluss. Und auch den härtesten Fans sah man die Wehmut an, dass hier ein Buch musikalischer Zeitgeschichte zugeschlagen wurde. Immerhin fand man Trost darin, an diesem Abend ein paar Zeilen mitgeschrieben zu haben.
Pics (5) und Review: Ludger Heitmann
Add your comment
You must be logged in to post a comment.