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REVIEW: SUMMONING

Posted by Radu On Januar - 20 - 2018

WITH DOOM WE COME

summoning_doomSchnelle Veröffentlichungen waren noch nie die Stärke von Protector und Silenius. Auch die Orientierung an Erwartungshaltungen gehen den beiden Herren seit der Gründung gepflegt am Arsch vorbei. So nimmt man sich die Zeit die es braucht, um den Nachfolger zu „Old Morning´s Dawn“ einzuspielen und schon sind die Fans 5 Jahre älter geworden.

„With Doom We Come“ hat hat gleich zwei groĂźe Stärken im Gepäck: einerseits sind alle bekannten Eigenheiten (sägende Gitarren, Ambient Songwriting und Herr der Ringe Thematik) mit an Bord. Gleichzeitig wurde hier sehr detailverliebt zu Werke gegangen und einige Neuerungen eingespielt. Dies merkt man bereits beim Opener ´Tar-Calion`, der nicht gewohnheitsmäßig als Intro herhalten muss, sondern direkt als vollwertiger Track auf den Tisch gepackt wird. Die gesprochenen Passagen lassen schnell Hörspielfeeling aufkommen und die Balance zwischen Ambient,Folk und Black Metal wird vom Beginn bis Ende des Albums auf intensivster Ebene durchgezogen. `Silvertine` schleicht sich mit Schellen und Pauken an, ehe die griffigen Gitarrenlinien einsetzen. Besonders schön die Steigerung mit Keyboards und Chören, bei denen 100%iges Bathory Feeling aufkommt. Auf knapp 9 Minuten haben SUMMONING hier ihre gesamten Stärken gebĂĽndelt und den Nachfolger zu `Passing Of The Grey Company` geschaffen, den ich bisher mit der Band verbunden hatte. Dezente Pianoklänge,Posaunen und sowohl krächzender,als auch cleaner Gesang ergieĂźen sich zu einem epischen Mittelerde – Moment, der seit Tagen nicht mehr aus meinen Boxen (oder dem Langzeitgedächtnis) weichen will.

`Carcharoth ` kommt sehr viel knarziger und old school mäßiger einher, versöhnt jedoch durch seine sphärischen Keyboards und den (beinahe cleanen) Gesang.`Herumor `hätte auch problemlos auf dem Vorgängeralbum seinen Platz gefunden; eigentlich nichts besonderes, aber irgendwie wohnt auch diesem Stück ein Zauber inne, dem ich mich nicht entziehen kann. `Barrow-downs ` ist der instrumentale Lückenfüller, ehe `Night Fell Behind `uns irgendwo zwischen der „Dol Guldur“ und bisher Unbekanntem träumen lässt. Der Ambient Einschlag kommt hier besonders zur Geltung, ohne seine schwarzen Krallen zu verlieren. `Mirklands `ist ein weiterer Langzeitgast in den Ohren; geht es gemächlich mit einem Pianopart los, wächst der Song im Laufe seiner 11 Minuten, während sich in seinem Schatten das Black Metal Feeling der 90er, Doom Elemente und Folkeinschläge widerspiegeln. Die Spielzeit vergeht wie im Flug und auch nach mehrfachen Durchläufen gibt es Neues zu entdecken. Am Ende der Reise wartet der Titeltrack und bleibt besonders aufgrund seiner charismatischen Gesangslinien und den Flöteneinsätzen hängen. Man sieht vor dem inneren Auge eine Schar von Elben auf ihrem letzten Marsch in Richtung Meer ziehen und im nächsten Augenblick einen jungen Mann alte Schriften entdecken, in denen von fernen Zeitaltern aus Mittelerde berichtet wird.

Insgesamt sind die Zutaten bereits bekannt und bewährt. Faszinierend ist, wie geschickt SUMMONING alle Elemente vereinen, ohne auch nur ansatzweise in irgendwelchen Kitschwassern zu fahren. Eigentlich könnte man das Album als „gut“ abnicken und fertig. Allerdings hat „With Doom We Come“ etwas, was mir seit vielen Jahren gefehlt hat: die Atmosphäre, die mich einnimmt und die Außenwelt komplett abschirmt. Das Album hat auf mich etwa die Wirkung, wie der Ring auf Gollum: ich weiß, was mich darauf erwartet und es gibt bestimmt massig bessere Alben. Allerdings lässt mich die Atmosphäre nicht los und ich will mich einfach nicht von der Platte lösen. Die Liebe zum Detail, das Herzblut und das Gefühl sind hier zu intensiv, um das Album im CD Regal oder auf der Festplatte versinken zu lassen. Wer sich das Rundum-Sorglos-Paket gönnen will, dem sei das Box Set empfohlen, in dem mal eben eine Bonus CD (2 Songs), Flagge, Patch und ein Ring beiliegen.

Fazit: Ein Mittelerde Soundtrack im schwarzmetallischen Ambient Gewand. Dazu die intensivste SUMMONING Atmosphäre, die ich seit Jahren vermisst habe und eine wertvolle Erkenntnis: auch wenn wir in der heutigen (schnelllebigen) Zeit mit Musik gefüttert werden, gibt es noch Bands, die kompromisslos ihr Ding durchziehen und entsprechend viel Zeit in ihr Album investieren. Wenn man als Hörer auch entsprechend viel Zeit in das Album steckt, wird man mit einem intensiven Trip belohnt, der old school Fans erfreuen und neugierige Ohren definitiv aufhorchen lassen wird.

5/6 Punkten

Radu

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