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NACHBERICHT: PSOA 2017

Posted by Radu On September - 26 - 2017

psoa2017Einmal im Jahr ist es soweit, und die Fans pilgern zum hĂ€rtesten Metal Festival nach Schlotheim. Das PARTY SAN hat auch 2017 einige hochkarĂ€tige Bands, skurrile Anekdoten und natĂŒrlich eine familiĂ€re AtmosphĂ€re am Start.

Donnerstag

Der Donnerstag beginnt eher gemĂŒtlich mit NIGHT DEMON. Statt der fiesen Todeskeule, wird hier amtlicher NWOBHM zelebriert, der den Platz auch schnell fĂŒllt. Man sieht in den Reihen die ersten Leute abgehen, Freunde nach einem Jahr ihr Wiedersehen feiern oder auch einfach gut gelaunte Kopfnicker in den ersten Reihen. Die Stimmung und Vorfreude auf das gesamte Wochenende schrauben sich gleichermaßen wĂ€hrend des Gigs hoch und so hat die Band ein leichtes Spiel mit den Zuschauern. Als zum Schluss die Coverversion von `Wasted Years` angestimmt wird und die Technik ausfĂ€llt, nimmt man es ebenfalls mit Humor, und setzt wenige Sekunden spĂ€ter einfach direkt mit dem Refrain ein, der die Partystimmung schnell zum Kochen bringt. Ein gelungener Start ins Festival!

AZARATH sind da von einem gÀnzlich anderen Kaliber und bringen den Black Metal unters Folk. Sich endlich mal wider nach allen Regeln der Schwarzkunst anschreien lassen hat den Besuchern offensichtlich gefehlt, denn die Stimmung geht steil. Man merkt, dass auch immer mehr Leute die Pforten passieren, weil einige auch erst frisch angereist sind und so dauert es nicht lange, bis sich ein gutes VerhÀltnis zwischen Band und Meute aufbaut. Aggressiv und gierig fressen sich die Songs in die wehenden MÀhnen der Leute und hinterlassen eine dankbare Meute.

God Dethroned_Thorten Fiolka 03MISTHYRMING rauschten zugunsten von Treffen mit alten Bekannten und einer kleinen Mahlzeit an mir vorbei. Daher geht es direkt weiter mit GOD DETHRONED. Die NiederlĂ€nder fĂŒr das Party San zu verpflichten ist in etwa, wie sich in seiner Stammkneipe auf sein Lieblingsbier zu freuen; man weiß was man bekommt. Die Fans der Band hatten die Auflösung zu beklagen, die sich letzten Endes zum GlĂŒck nur als kreative Pause herausgestellt hat. Nach einem eher lockeren geplanten Auftritt anno 2015 hatte der Panzer wieder Sprit getankt und war bereit, seine Kriegstrilogie in Form des aktuellen Albums „World Ablaze“ ab zu schließen. Die Voraussetzungen fĂŒr einen guten Gig stehen gut: 10 Alben in der Setlist, feierwĂŒtige Meute und hochmotivierte Band. Bereits nach den ersten Riffs wird klar, daß GOD DETHRONED nie wirklich weg gewesen sind, denn sie sind live einfach eine konstante Abrissbirne, die zuverlĂ€ssig abliefert. Der Platz fĂŒllt sich rasch und innerhalb der (leider viel zu kurzen) Spielzeit wird das Party San auf Betriebstemperatur gebracht.

MANTAR sind nicht wirklich meins, werden aber von vielen Leuten sehnlichst erwartet, da ihre Alben reichlich Staub aufwirbelten. Das Zusammenspiel zwischen der Gitarre und den Drums bei nur zwei Leuten auf der BĂŒhne lĂ€uft und fesselt eine immer anwachsende Zuschauermenge. Man hat sich stellenweise in Ekstase gespielt und fordert die Menge auf, entsprechend die Sau raus zu lassen, was jedoch nur teilweise fruchtet. Faszinierend ist die Energie der beiden auf der BĂŒhne trotzdem, obwohl die Mucke fĂŒr mich eher nach 08/15 klingt.

DARKENED NOKTURN SLAUGHTERCULT spielten Anfang 2005 noch im Partyzelt in Bad Berka. Mittlerweile hat sich die Institution einen Namen erspielt und heizt auf der großen BĂŒhne mĂ€chtig ein. Onielar wirkt mit dem weißen Outfit recht gespenstig, trĂŒmmert die Songs jedoch unheilig durch die Reihen. Mittlerweile ist das Festival auch im vollen Gange, was man beim Bierkonsum schnell erleben kann. Purer Hass wird auf der BĂŒhne vertont, der seine Energie herrlich  in die Menge entlĂ€dt.

PĂŒnktlich zu URFAUST kommt es zum Wolkenbruch und ein guter Teil der Anwesenden verkriecht sich ins Zelt oder sucht Unterschlupf bei den MerchstĂ€nden. GlĂŒcklicherweise trotzen auch einige Fans dem Regen und frönen dem Gastspiel der HollĂ€nder. Und sie werden definitiv nicht enttĂ€uscht. Durch den perfekt abgestimmten Sound kommen die atmosphĂ€rischen Songs von URFAUST noch gewaltiger zum Tragen als auf CD und die Zuhörer werden von der ersten Sekunde an in den Bann gezogen. Frontmann IX ist sich seiner Ausnahmerolle in der Szene durchaus bewusst und leitet wortlos und dennoch gekonnt durch das Set, das nach 45 Minuten sein Ende findet. Absolutes Highlight!

Abbath_Thorsten Fiolka 03Mit ABBATH gibt es dann am ersten Tag auch einen hochkarĂ€tigen Headliner. Zwar regnet es noch immer BindfĂ€den, doch trotzdem sind viele gekommen, um sich das Soloprojekt des ehemaligen IMMORTAL-Fronters, bei dem auch King von ehemals GORGOROTH mit von der Partie ist, anzusehen. Nicht nur Songs wie ‚Winterbane‘ vom ersten bis dato erschienen Album des Projekts rockten ordentlich die BĂŒhne, sondern auch einige IMMORTAL-Klassiker wie ‚Tyrants‘ und ‚One by One‘. Zwar könnte der Sound besser sein, doch wer dem Regen trotzt, kann hier eine Show erleben, die wirklich Spaß gemacht hat, den bekannten HĂŒftschwung inklusive. Uns wird es nach etwa der HĂ€lfte leider doch zu nass.

Zu spĂ€t gemerkt, dass DAWN OF DISEASE aus OsnabrĂŒck bereits im Party Zelt spielen. Sie haben neben einen Arsch voll Spielmotivation auch ihr neues Album „Ascension Gate“ im GepĂ€ck, das die Nackenmuskulatur vor eine Zerreissprobe stellen. Dumm nur, daß ich zu spĂ€t komme und lediglich den letzten Song noch mitnehmen kann. Dieser knallt allerdings herrlich durch die Boxen und dĂŒrfte Freunden von Obscenity einige FreudentrĂ€nen beschert haben.

Freitag

The Day after tomorrow! Nach einer Dusche, die mich zurĂŒck ins Leben reist, geht’s ans Hose föhnen. Zelt ist nass, alle Klamotten ebenfalls. Nach einer (halbwegs trockenen) Hose, geht’s einmal ĂŒber das CampinggelĂ€nde, wo ich wieder auf meine geliebten FundstĂŒcke stoße: der WohnanhĂ€nger mit dem „Please, no fat chicks“ Sticker, dem „Muschi Magneten“ Campingground und einer Vikinger Regenuhr. Leider sehe ich dieses Jahr nicht mehr meine Lieblingsfraktion (die Fist Fuck Family), aber dafĂŒr erlebte ich, wie unterschiedlich die Leute in den Tag starten; gemĂŒtlicher Sex im Zelt (der mit einem jĂ€hen Klaps beendet wird), etwas Underground Death Metal zum FrĂŒhstĂŒck oder ein Hörbuch aus Riesenlautsprechern, das eine komplette Reihe beschallt.

TraditionsgemĂ€ĂŸ gibt es Freitag etwas Grind zum FrĂŒhstĂŒck und GUT wollen uns etwas aufs Trommelfell geben. Auch heute sind wieder alle da; bunte Klamotten, Konfettiorgien und abstrakte Gestalten, die eine Circle Pit bilden. Über die Mucke kann man hier unterschiedlicher Auffassung sein, aber Fakt ist, dass dieser Gig von den Fans getragen wird. Man hĂ€tte auch einen Staubsauger in regelmĂ€ĂŸigen AbstĂ€nden auf der BĂŒhne explodieren lassen können, es hĂ€tte keinen Unterschied zu der Band gemacht. Spaß macht es trotzdem und der Name PARTY San ist wieder Programm.

DEMILICH sind mir bis dato völlig unbekannt, ĂŒberzeugen jedoch auf ganzer Linie. Technischer Death Metal, die von Growl Vocals aus dem Bilderbuch gekrönt werden. Im Gegensatz zur vorangegangenen Band geht man hier ernster und mit viel Konzentration zu Werke, was bei den Anwesenden auf fruchtbaren Boden trifft. Ich fĂŒhle mich an 2005 erinnert, als Necrophagist mit ihrer Performance mich Ă€hnlich aus den Socken gehauen haben. Sehr geile Technik, ohne an AtmosphĂ€re einzubĂŒĂŸen.

Demolition Hammer_Thorsten Fiolka 03DEMOLITION HAMMER sind von den Alben her nicht meins. Live wĂŒten sie jedoch barbarisch wie eine Abrissbirne unter den Fans. Der Platz ist voll, der Adrenalinpegel konstant oben und wetteifert mit der Stimmung. Die Truppe peitscht die Meute mit Ansagen an, deren „Fuck“ Faktor eine verbale Verbeugung an das Tourette Syndrom sind. Wuchtig wird Schlotheim in seine Einzelteile zerlegt wĂ€hrend ich mich noch frage, woher die bereits etwas Ă€lteren Herrschaften die Energie nehmen, um so ein Set durch zu prĂŒgeln. Die Antwort: aus den Songs und dem Zwischenspiel mit den Leuten. Das gegenseitige Geben und Nehmen funktioniert tadellos und so werden sĂ€mtliche Anwesenden mit einem erinnerungswĂŒrdigen Gig belohnt.

KALMAH rĂ€umen definitiv den Preis als lĂ€ssigster Gig ab. Entspannt plaudert der SĂ€nger mit den Leute ĂŒber Sport und das Wetter, ehe er mit seiner Truppe am Griffbrett zaubert. Sie nehmen sich nicht allzu ernst und haben auch noch etwas Zeit zu posen oder sich selbst zu verarschen. Musikalisch klingt es wie eine nicht ganz so KeyboardgeschwĂ€ngerte Version von Children Of Bodom, die noch herrlich aggressiv ist. Auch wenn es bei weitem nicht mehr so voll ist wie bei der Vorband, fĂŒllt sich der Platz im Laufe des Gigs. Die Rechnung geht auf, denn auf und vor der BĂŒhne sieht man lachende Gesichter, die sich fleißig austoben.

WĂ€hrend der Umbaupause hört man bereits mehrfach GlockenlĂ€uten. „Where is Your God Now?“gurgelt es in voller LautstĂ€rke ĂŒber Schlotheim, ehe es brachial zur Sache geht. VITAL REMAINS machen keine Gefangenen und sind bis zum Anschlag in ihrer aggressiven Satanistenwelt gefangen, die sie allen Anwesenden nun entgegenspucken. Staunend dastehen oder nur mit dem Kopf nicken? Vergiss es, Brian fordert das volle Programm an Einsatz vom Publikum und hilft auch gerne einmal nach. Den Gesang mal eben beim Crowdsurfen oder in der selbst erschaffenen Moshpit abliefern? Kein Thema, sogar mehrfach, ohne daß die doppelten Vocals auch nur einen Milimeter voneinander abweichen. So angestachelt rastet die Menge aus und der Platz platz bald aus allen NĂ€hten. Bibel verbrennen, Satanistenflagge (inklusive Pyroeffekt) schwenken, alles inklusive, um dem Gehörnten musikalisch und atmosphĂ€risch zu huldigen. Mit `In A World Without god` gibt es auch noch einen neuen Song auf die Lauscher, woraufhin der Himmel auf die blasphemische Ansage mit Regen beantwortet. Killer Auftritt!

UADA fahren ein gĂ€nzlich anderes Prinzip, ihre Songs zu prĂ€sentieren; Ă€hnlich wie bereits MGLA wird hier auf das Minimum gesetzt. EingehĂŒllt in schwarze Kapuzen mit einem atmosphĂ€rischen Backdrop spielt man seinen Stiefel runter, ohne mit der Wimper zu zucken oder gar mit dem Publikum zu kommunizieren. Die Musik spricht fĂŒr sich und auch wenn keine Pausen zwischen den StĂŒcken gemacht wird, erkennt man dank optimalen Sound alles wieder. Ob man sowas live unbedingt braucht ist zwar fraglich, aber der gut gefĂŒllte Platz und die faszinierenden Blicke sprechen hier BĂ€nde.

MOONSORROW auf dem Party San hat schon fast etwas traditionelles; man weiß hier einfach, was man bekommt. Nach den letzten Aggressionsgewittern sind die epochalen StĂŒcke schon fast entspannend, wenn sie nicht durch GĂ€nsehautmomente unterbrochen werden. Schon Wahnsinn, was die einstigen Jungspunde mittlerweile fĂŒr eine Karriere hinter sich haben und wie selbstverstĂ€ndlich sie ihre 13 Minuten Nummern ĂŒber das Publikum ergießen. Die Finnen liefern zuverlĂ€ssig die Bestellung ab und so sieht man die Leute bangen, staunen oder einfach nur zufrieden grinsen.

PĂŒnktlich um 18.10 Uhr gibt es im Zelt die Belgier von KOSMOKRATOR zu sehen. Dass ihre EP „First Steps Towards Supremacy“ bei VĂĄn Records erschienen ist, deutet darauf hin, dass es sich bei dieser Band um einen weiteren okkulten Geheimtipp handelt. Entsprechend viele Leute finden sich im Zelt ein, doch von unserem Standpunkt am Rand aus war der Sound leider so bescheiden, dass wir schnell die Lust am Auftritt verloren. Schade, da die genannte erste EP der Jungs wirklich großartig ist.

AURA NOIR hab ich zugunsten den Merchandise StĂ€nden sausen lassen, ehe erneut der Regen ĂŒber den Flugplatz hereinbricht. VADER kommen daher fĂŒr mich lediglich vom Auto zum hören in Frage. Was ich jedoch höre zeugt von einem wuchtigen Arschtritt, der sich gewaschen hat.

NILE werden von mehreren Fans sehnlichst erwartet. Als das Intro durch die Boxen rauscht, beginnt es sich erneut einzuregnen, was aber der Stimmung keinen Abbruch tut. Drei abartig geniale Röchler am Mikro, sehr tightes Zusammenspiel und die Gute Laune auf der BĂŒhne stecken schnell an. Die Freude der Fans wetteifert mit der BrutalitĂ€t der Songs um die Wette, was auch gelegentlich zur GĂ€nsehaut fĂŒhrt. „Ihr seid Metal, weil ihr extra fĂŒr uns im Regen steht“ tönt es aus den Lautsprechern, ehe man sich erneut in die musikalischen Pyramiden stĂŒrzt. Karl Sanders hat besonders gute Laune getankt und liefert sich Gitarrenduelle oder gibt auch mal zwischendurch die Ghettofaust. Im Nachgang hört man Fans sagen, daß man sie aber auch schon mal besser gehen hat. FĂŒr das Party San reicht es jedoch dieses Jahr allemal.

Was ist theatralisch und erinnert irgendwie an Ronnie James Dio in langsam? Ein Blick auf die Running Order verrĂ€t, daß CANDLEMASS gerade die BĂŒhne beackern. Die Truppe hat einiges an Pech, denn ihre Instrumente sind mal eben im Flughafen verloren gegangen, so daß sie zum GlĂŒck das Euqipment von GUT benutzen dĂŒrfen. Statt Grind rollt astreiner Doom durch die Nacht, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht und zum staunen einlĂ€dt. Epische Darbietung und stimmlich eine gelungene Abwechslung zum Geröchel des Tages.

Regen, mĂŒde, AUTOPSY wiegen mich auf dem Zeltplatz in den Schlaf.

Samstag

Neuer Tag, neues GlĂŒck; pĂŒnktlich um 11 Uhr weckt uns der zarte Knall von Esmiralda und lockt uns zum PartygelĂ€nde. Vorher wird jedoch gefrĂŒhstĂŒckt, weshalb GRUESOME STUFF RELISH leider ausfallen mĂŒssen.

Mourning Beloved_Thorsten Fiolka 03MOURNING BELOVETH spielen Doom; laaangsamen Doom. Um so erstaunlicher ist die ĂŒbereifrige Performance der Gitarristen, die so gar nicht zu den Songs passen will. Egal, die StĂŒcke selbst sind ĂŒber jeden Zweifel erhaben und so zaubert man 4 StĂŒcke in 35 Minuten auf den Teller, die der AtmosphĂ€re vom Album in nichts nachstehen. Leider bleibt es auch bei der AlbumatmosphĂ€re, mehr kann man hier nicht rausholen. Vielleicht hĂ€tte man sie doch besser bei Dunkelheit spielen lassen sollen.

MERCILESS sind eher was fĂŒr die Thrash/Death Fraktion mit Punk EinflĂŒssen. Ich kann mit dem Uftah Uftah Schlagzeug einfach nichts anfangen, aber die Songs fallen auf fruchtbarem Boden. Die Meute freut sich, ich geh zum Merchandise Stand einkaufen.

HADES ALMIGHTY sind musikalisch mein Hauptgrund fĂŒr das diesjĂ€hrige Party San. Um so erstaunlicher, wie durchwachsen der Gig alle Facetten des Möglichen durchlĂ€uft. Gleich zu Beginn werden meine Gebete erhört und `The Dawn Of The Dying Sun` bricht aus den Boxen heraus. Danach entschließt man sich `Funeral Storm` darzubieten, das auf der neuen Split EP erscheint, was teilweise arg ins Beinkleid geht; trotz großer Stimmbandbreite rutschen die Vocals ins belanglose, der Bassist post spontan in seiner viel zu engen Lederhose, wĂ€hrend der Waldschrat an der Klampfe das Minimum an Stageacting prĂ€sentiert. Der Platz leert sich stellenweise, ehe man `Awakening Of Kings` anstimmt und die Stimmung der Anwesenden bis zum Anschlag nach oben reißt. Man hat sich nun auf ein festes Standbein gespielt und zieht den Gig ohne weitere Blamage durch. Das Charisma von Ask Ty ist einfach unglaublich, aber live wĂ€re hier mehr drin gewesen.

Ein 20 Jahre altes Album nochmal live aufzuwĂ€rmen ist eine wackelige Angelegenheit. Es sei denn, man heißt CRYPTOPSY und hat die „Non So Vile“ im GepĂ€ck, die erbarmungslos auf die Leute eingeprĂŒgelt wird. Manche behaupten, das Album in einem Rutsch zu hören grenzt an Körperverletzung; der Gig gleicht demnach eher einer auditiven Vollzeitvergewaltigung. Brachial und ohne Vorwarnung röchelt Matt McGachy bis zur Unkenntlichkeit verunstaltete Vocals inmitten eines kranken Gitarren- und Basssounds raus, wĂ€hrend das Schlagzeug in unregelmĂ€ĂŸigen AbstĂ€nden zu explodieren scheint. Die Meute geht steil und bereits nach wenigen Songs geht den ersten die Puste aus. Interessiert die Band in keinster Weise, denn sie fordert alles und schmeißen im Gegenzug alles in die Waagschale, was an BrutalitĂ€t vorhanden ist. Der Platz fĂŒllt sich und die Circle Pit wĂ€chst geschwĂŒrartig heran, wĂ€hrend das Trommelfeuer aus der RĂŒlpskanone gnadenlos durchzieht. Man hört den StĂŒcken in keinster Weise ihr Alter an, weil CRYPTOPSY jedes GerĂ€usch konstant im roten Drehzahlbereich zelebrieren, als wĂŒrde es um ihr Leben gehen. Brutal, krank, genial!

Am Samstag eröffnen BLOOD OF SEKLUSION um 17.10 Uhr im Zelt. Die Italiener entzĂŒnden ein Schweden-Death-Feuerwerk erster GĂŒte, das stellenweise an Klassiker wie Dismember und Bloodbath erinnert und können durchaus ĂŒberzeugen. So ein Opener macht Laune und macht Lust auf die HauptbĂŒhne


…denn hier spielen im Anschluss nun INQUISITION. Es bleibt unverstĂ€ndlich, wieso INQUISITION auf diesem Festival jedes Mal so einen frĂŒhen Slot bekommen, dennoch spielen sie dieses Mal nicht bei brĂŒtendem Sonnenschein. Tristes Grau, leichter Regen und Wind passte besser wesentlich besser zum mĂ€chtigen repetetiven Black Metal, den das Duo aus den USA (vormals Kolumbien) erzeugt. Wie gewohnt spielen sie ein gemischtes Set aus ihrer Schaffenszeit, darunter Klassiker wie ‚Desolate Funeral Chant‘. Es ist immer wieder lohnenswert, sich diese Band anzusehen, auf INQUISITION ist Verlass.

Es wird Zeit fĂŒr NECROPHOBIC ein Black/Death Metal-Klassiker aus Schweden um 17.30 Uhr die BĂŒhne. Bei diesen Herren gab es nicht nur viel Oldschool und viele Nieten, sondern auch viel Spielfreude: Selten sieht man eine Band aus diesem Genre, die so viel Spaß auf der BĂŒhne ausstrahlt wie NECROPHOBIC. Dazu ein ballerndes Set, was will man mehr!

Es bleibt weiterhin oldschhool und zwar in Form der legendĂ€ren POSSESSED. Die Erfinder des Death Metal liefern eine astreine Show ab und zogen alle Register, um das Publikum mit knackigem Death/Thrash zu unterhalten. Dass SĂ€nger Jeff Becerra im Rollstuhl sitzt, hindert daran kein bisschen (umso beeindruckender!), sie kommen sehr gut an und bereiten ordentlich Partystimmung fĂŒr den letzten Festivalabend.

Marduk_Thorsten Fiolka 01MARDUK bilden um 22.10 Uhr das Abendprogramm und sind einfach eine Macht. Das weiß jeder, der sie schon einmal gesehen hat. Und an diesem Abend wird der Opener „Panzer Division Marduk“ auch noch mit SchĂŒssen aus den neben der BĂŒhne stehenden GeschĂŒtzen untermalt – GĂ€nsehaut pur. Der ein oder andere mag Kriegsverherrlichung vorwerfen, doch  beeindruckend ist es allemal. Und wo passt so etwas besser als bei MARDUK?! Die Schweden reißen an diesem Abend wirklich alles ab! Neben Songs vom aktuellen Album ‚Frontschwein‘ gibt es Knaller wie ‚Throne of Rats‘ und ‚Cloven Hoof‘. Hier stimmt einfach alles und fĂŒr TRIPTYKON könnte es schwierig werden, als Headliner noch eine Schippe draufzulegen. Mit Sicherheit einer der denkwĂŒrdigsten Auftritte sowohl von MARDUK selbst als auch in der Party San-Historie!

Doch die erst kurz vor dem Festival fĂŒr MORBID ANGEL eingesprungenen Jungs und MĂ€dels um Tom G. Warrior werden ihrem Slot gerecht! Als Besonderheit spielen sie an diesem Abend mehr Material von CELTIC FROST als von TRIPTYKON selbst, z.B. ‚Ain Elohim‘, ‚Circle oft he Tyrants‘ und ‚Morbid Tales‘. Die Überraschung ist wirklich gelungen! Aber wenn wir ehrlich sind, hĂ€tten sie ansonsten nach MARDUK eventuell auch ein wenig wie Waisenknaben wirken können, da die letzte Band auch immer Gefahr lĂ€uft, zum Rausschmeißer zu werden. HĂ€tte, wĂ€re, könnte – sagen wir lieber, wie es wirklich war: ein großartiger Gig mit toller doomiger AtmoshphĂ€re und so sind TRIPTYKON ein wĂŒrdiger Headliner und Abschluss des Party Sans 2017!

Samir & Radu
Fotos von Thorsten Fiolka

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