REVIEW: BUT WE TRY IT

Posted by Thomas On Oktober - 13 - 2013

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Das Leben kann ab und an auf grausamste Weise sehr ironisch werden. Als sich die Wuppertaler Death - Thrasher BUT WE TRY IT das ihren Bandnamen passend erweiternde Motto “Hard times… BUT WE TRY IT!” gaben, waren sie garantiert nicht darauf aus, besagt schwere Zeiten förmlich anzuziehen. Doch leider erfüllt die jüngste Zeitspanne der Bandgeschichte dieses zweifelhafte Prädikat eher beeindruckend. So reichte es scheinbar nicht aus, dass nach dem gefälligen Massacre – Debüt “Dead Lights” und der dazugehörenden Tour zunächst ein neuer Drummer sowie ein neues Label aufgetrieben werden mussten. Nein, als mit Firefield Records aus Braunschweig endlich die vermeintliche neue Heimat der Jungs gefunden war, strich das Label pünktlich zum geplanten Veröffentlichungstermin der neuen Platte aus finanziellen und persönlichen Gründen die Segel. Doch selbst ein derartiger Super - GAU konnte den Willen der hoch motivierten Truppe nicht brechen: Um die digitale Online – Vermarktung kümmerte man sich kurzerhand selbst, während ein physischer Release nunmehr für den 18.10.2013 via Remedy Records ansteht. Die Beharrlichkeit, die BUT WE TRY IT hiermit unter Beweis stellen, verdient nicht nur höchsten Respekt. Vielmehr beschert sie der Welt mit “A Twisted Sanctuary” ein hochklassiges Album modernen Death Metals, welches dem eingangs zitierten Leben unbeeindruckend den Mittelfinger zeigt und die Szene endgültig aufhorchen lassen sollte.

Vor allem in puncto Musikalität und Songwriting zeigt sich der neue Longplayer als deutliche Verbesserung des ohnehin schon gelungenen Vorgängers “Dead Lights”. Hatte dieser insbesondere durch die hervorragende Gitarrenarbeit glänzen können, rückt nunmehr der Gesang wesentlich mehr in den Fokus. Hierbei hat man einen riesigen Schritt nach vorne getan, was den wesentlich eingängigeren Kompositionen von “A Twisted Sanctuary” spitzenmäßig zu Gesicht steht. Die oftmals mit Effekten versehenen cleanen Vocals machen so manchen Refrain unwiderstehlich (’Through The Peril’, ‘Pretender To Your Throne’, der Titeltrack). Zusätzliche Unterstützung geben überdies geschickt in den Hintergrund gelegte Keyboardsphären. In diesem Zusammenhang fühlt man sich positiv an das sträflich unterbewertete Album “Sindustries” von GARDENIAN (Kennt die überhaupt noch wer?!) erinnert. Großartig!

Aber auch das bereits erwähnte Gitarrenspiel hat sich tatsächlich noch weiter verbessert. Dort zeigt sich die neugewonnene Klasse vor allen Dingen im Detail. Es gibt über die vollständige Laufzeit immer wieder kleine Schmankerl zu entdecken, die Langeweile verhindern. Dies kommt natürlich dem Langzeitvergnügen an der Platte extrem zu Gute. Exemplarisch nennen lassen sich beispielsweise die klassisch anmutende Melodielinie gegen Ende der Eröffnungswalze ‘Iron Reign‘, den Melodieteil von ‚Contemporary Delusions’ oder auch die atmosphärischen Nicht-von-dieser-Welt-Gitarren-Leads im Soloteil von ‚Promises’. Letztgenanntes ist ohnehin allein schon aufgrund seines hypnotisierend-geilen Basisriffs der strahlende Höhepunkt dieser Platte. Als weitere Anspieltipps gesellen sich noch das dynamische ‘Lose Control’ mit seinem mitreißenden Knüppelrefrain oder das eingängige ‚Through The Peril’ hinzu. Bis einschließlich des soundtrackartigen Keyboard-Outros des abschließenden, leicht epischen Titelsongs finden sich in der Tat kaum Ideen, die nicht vollends zünden können. Auch vereinzelte, eher im Hintergrund gehaltene elektronische Klänge fügen sich nahtlos in das Gesamtbild ein. “A Twisted Sanctuary” meistert zudem den oft begehrten aber höllisch schweren Spagat zwischen spielerischem Anspruch und songdienlicher Klarheit. Wesentlich besser kann man technisch versierten Metal irgendwo zwischen Death und Thrash nicht darbieten.

Eine weitere, positiv hervorzuhebende Sache ist der Mix von Dennis Koehne. Gekonnt wurden die zehn Tracks in ein jederzeit funktionierendes bzw. passendes Soundgewand gesetzt. Betrachtet man die Erfahrung, die der Mann bei Arbeiten für u.a. SODOM, MELECHESH und EXUMER schon sammeln konnte, ist dies auch wenig verwunderlich.

“A Twisted Sanctuary” ist ein Meisterstück mit welchem man so nicht wirklich rechnen durfte. Nicht vorzustellen, diese Perle wäre uns beinahe vorenthalten geblieben. Ich kann zwar nur für mich selbst sprechen, aber mir hätte dann wahrlich etwas gefehlt! Mit ungespielter Dramatik in der Stimme vergebe ich deshalb gerne eine entsprechend hohe Punktzahl. Den Namen BUT WE TRY IT kann man sich in der Death- und Thrash-Szene nun endgültig merken. Wird man noch öfter hören.

5,5/6 Punkten

Thomas

Veröffentlichung: 18.10.2013

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