Rock im Park 2013
Sommer, Sonne, Rock im Park! Was in den letzten Jahren so gut wie nie vorgekommen ist, wurde 2013 tatsĂ€chlich Wirklichkeit. Anstatt den ĂŒblichen Regenschauern am Festival Wochenende, strahlte die Sonne fast durchgehend ĂŒber dem NĂŒrnberger GelĂ€nde und schuf so den perfekten Rahmen fĂŒr ein gelungenes Musik Wochenende.
Auch das diesjĂ€hrige Billing konnte sich sehen lassen und beinhaltete von Nu Metal, ĂŒber Pagan und Hard Rock, bis zu deutschem Rap, so ziemlich die gröĂte musikalische Bandbreite, die man sich denken kann.
FREITAG
Nach einer schnellen Anreise und ebenso fixer Abwicklung vor Ort (groĂes Lob hierbei an die Organisation), geht es am frĂŒhen Freitagnachmittag direkt mit HACKTIVIST auf der Center Stage los. Trotz der frĂŒhen Uhrzeit haben sich bereits einige Zuschauer vor der BĂŒhne versammelt und feiern die Mischung aus Hardcore und Rap, den die EnglĂ€nder zelebrieren. Gelungener Auftakt ins Wochenende!
AnschlieĂend folgt bereits eine der Fehlbesetzungen in der Running Order. Warum lĂ€sst man eine weltweit erfolgreiche Band wie PAPA ROACH schon so frĂŒh auf die BĂŒhne, wĂ€hrend Rapnewcomer CRO am Sonntag einen traumhaften Slot erhĂ€lt? Dass die Band um Frontsau Jacoby Shaddix eine der besten Livebands unserer Zeit ist, beweisen sie nun schon seit 20 Jahren und sind keineswegs mĂŒde dies auch weiterhin zu tun. Mit einem Querschnitt durch die sechs Studioalben begeistern die Amis die zahlreichen Fans, die sich vor der BĂŒhne eingefunden haben und bringen mit Hits wie “Still Swinging”, “Getting Away With Murder” und dem finalen “Last Resort” den Platz zum Beben. Respekt!
Die nachfolgenden AIRBOURNE sind ebenfalls ein Garant fĂŒr geniale Stimmung. Und sie entĂ€uschen auch heute nicht. Simple Rock Songs ĂĄ la AC-DC werden mit purer Hingabe gespielt und vom Publikum abgefeiert. So einfach ist das.
Davon sollten sich THE BOSS HOSS mal eine Scheibe abschneiden. Den Möchtegern Cowboys fehlt es leider an Allem, was man fĂŒr eine gute Show braucht. Musikalisch ist man allenfalls unterer Durchschnitt, innovativ ist das Konzept ebenfalls nicht mehr und die Ansagen auf Englisch sind einfach nur peinlich. Es bleibt nur die Flucht zur Clubstage.
Dort wartet schon die erste groĂe Neuentdeckung des Festivals. Vom Duo THE BOTS hatte ich vor dem Festival noch niemals gehört, doch klang der Stilmix der beiden BrĂŒder sehr interessant. Live sind die Jungs jedoch um ein Vielfaches interessanter, als sie es auf Platte zeigen können. Man mischt psychedelischen Rock mit Funk und hĂ€rteren EinflĂŒssen und kredenzt das Ganze mit voller Hingabe, dass es eine Freude ist den beiden jungen Musikern zuzusehen. Wenn das mal keine Band mit Zukunft ist!
Zu fortgeschrittener Stunde zieht es eine enorme Menge Zuschauer wieder zur Center Stage, wo STONE SOUR auf dem Plan stehen. Die Band hat sich in den vergangenen Jahren durch beeindruckende Alben und Shows vom SLIPKNOT- Sideproject zur ernstzunehmenden GenregröĂe entwickelt, so dass der enorme Andrang nicht verwunderlich ist. Und die Jungs aus Iowa geben den Fans das, was sie wollen, nĂ€mlich eine Setlist vom Feinsten. Man findet die perfekte Abstimmung zwischen neuen und alten, ruhigen und schnellen Nummern und animiert das Publikum mehrfach gekonnt zum Mitsingen. Auch Frontmann Corey Taylor ist, trotz seines Sturzes zu Anfang der Show, in blendender Verfassung und beweist erneut in OhrwĂŒrmern wie “Bother” und “Get Inside”, dass er einer der besten und variabelsten SĂ€nger der Metal Welt ist.  GroĂes Kino.
Der gelungene erste Festivaltag endet mit einem Abstecher zum Headliner VOLBEAT. Die DĂ€nen haben einen regelrechten Hype um ihre Band erzeugt, so dass der Zuschauerandrang nicht verwunderlich scheint. Leider ist die Band in meinen Augen noch nicht so weit, ein Festival dieser GröĂenordnung zu headlinen, so dass der Auftritt allenfalls als nett anzusehen ist. Wirklich schade, auf der Alterna Stage hĂ€tte man eventuell besser gepasst.
SAMSTAG
WĂ€hrend die meisten Besucher noch ihren Rausch des Vorabends auskurieren, macht sich eine kleine Meute bereits Mittags auf den Weg zur Alterna Stage, wo DIE ORSONS zum Tanzen einladen. Das Quartett ist derzeit eine der interessanten Combos des deutschsprachigen Rap, setzt sie sich doch aus einigen der talentiertesten Sprachartisten dieses Landes zusammen. Genau das beweist man auch wieder in NĂŒrnberg und bringt mit technisch versierten Songs wie “Wodka Apfel Z” oder “Jump”, sowie melancholischen Nummern wie “Lagerhalle”, das Publikum in ein Wechselbad der GefĂŒhle. Besonders die Mitglieder Maeckes und Tua beherrschen so ziemlich alle Facetten, die Rap in sich birgt und sorgen fĂŒr einen groĂartigen Auftritt.
Dass die Alterna Stage an diesem Samstag eher von Rap KĂŒnstlern beherrscht wird, wird spĂ€testens mit DIZEE RASCAL deutlich. Leider ist der Brite hierzulande nicht so bekannt wie in seiner Heimat, so dass nicht ganz so viele Zuschauer sich vor der BĂŒhne einfinden, wie beispielsweise bei deutschen KĂŒnstlern. Die Anwesenden erleben jedoch eine wirklich klasse Show, die standesgemÀà ihren Abschluss im Song “Bonkers” findet.
AnschlieĂend wird einmal mehr deutlich, was fĂŒr ein musikalisches Spektrum dieses Festival hat. Vom Rap DIZEE RASCALs geht es hinĂŒber zur Alterna Stage, auf der NEKROGOBLIKON Extreme Metal aus den Boxen jagen. Eine nĂ€here Definition des Subgenres ist dabei gar nicht so leicht, da die Sechs neben EinflĂŒssen diverser Genres wie Pagan, Progressive und Death auch optisch aus dem Rahmen falle und einen Troll als Einheizer verwenden. Strange, aber unterhaltsam!
Weniger unterhaltsam sind da schon die SPORTFREUNDE STILLER. Zugegeben, das Trio hat eine Hand voll Hits, die wirklich jeder mitsingen kann und die auch immer fĂŒr Stimmung sorgen, aber auf die Dauer eines Co- Headliner Gigs ist der schiefe Gesang, sowie die klischeehaften Texte kaum zu ertragen. Auch das Publikum feiert lediglich genannte Ausnahme Songs und bleibt beim restlichen Liedgut eher regungslos stehen.
Ganz anders beim Headliner der Alterna Stage, CASPER. Der Bielefelder ist nicht nur durch die jedermann bekannten Songs seines Nummer Eins Albums “XOXO” wie fĂŒr diese Position gemacht, sondern ist auch live eine absolute Macht! Egal ob drĂŒckende Nummern oder Wut Songs ĂĄ la “Mittelfinger hoch”, das Publikum frisst ihm und seiner Band aus der Hand und feiert eine Stunde komplett ab.
Auch auf der Center Stage kann man endlich von einem richtigen Headliner sprechen, den in diesem Fall GREEN DAY darstellen. Die Amis wissen einfach wie sie ihre Songs zu prÀsentieren haben, so dass es zwei Stunden (Fun) Punk vom feinsten hagelt!
SONNTAG
Der letzte Festival Tag bricht gleich mit einem wahren Metalcore Gewitter der Marke ASKING ALEXANDRIA an. Zur frĂŒhen Stunde finden leider erneut zu wenige den Weg zur Stage, so dass die Briten vor einem halbleeren Platz ihr musikalisches Können beweisen, bevor anschlieĂend BRING ME THE HORIZON genau das gegenteilige Schicksal ereilt. Die Band um Szeneikone Oliver Skyes, der am Auftritt keinen SpaĂ zu haben scheint, ist qualitativ bei weitem nicht so hochwertig wie ihre VorgĂ€nger, doch fĂŒllt sich in der Umbaupause der Raum vor der Alterna Stage so schnell, dass BMTH sich ĂŒber weitaus mehr Publikum freuen können.
Was passt besser zu einem sonnigen Tag als Rock? Richtig, stadiontauglicher Gute Laune Rock! Dieser wird in Form von PARAMORE geboten und von Front-Pumuckl Hayley Williams besungen! Die wandelnde Energiebombe ist dabei wĂ€hrend des gesamten Auftritts nicht unter Kontrolle zu bekommen und springt, turnt und robbt sich durch die einzelnen Songs, wĂ€hrend sie zeitgleich eine durchgehend professionelle Gesangsleistung ablegt. So macht das SpaĂ!
Einen erneuten Stilbruch gibt es auf der zweiten Open Air BĂŒhne, auf der AMON AMARTH ihr Unwesen treiben. Die Wikinger begeistern mit einem imposanten BĂŒhnenbild und einem Feuerwerk, das nicht mal die Headliner ĂŒberbieten können und lassen die Frage aufkommen, warum man hier auf einer schlechteren Position einen um LĂ€ngen besseren Auftritt abliefert, als auf dem letztjĂ€hrigen Summer Breeze als Headliner.
Einer der im Vorfeld am heiĂesten diskutierten Acts dĂŒrfte wohl Newcomer CRO gewesen sein, der mit seinem Mix aus Pop und Rap die Menge spaltet. Doch der PandabĂ€r lĂ€sst sich davon nicht beirren und liefert einen wirklich sehenswerten Gig ab, bei dem sich das Publikum glĂŒcklicherweise sehr textsicher zeigt. Da man aber nicht auf viel Material zurĂŒckgreifen kann, spielt CRO mit seiner Band fast sĂ€mtliche Songs, die man im Repertoire hat. Ein etwas frĂŒherer Slot hĂ€tte hier bestimmt nicht geschadet.
Mit Kontroversen kennen sich auch BULLET FOR MY VALENTINE aus, spalten sie die Metalgemeinde doch schon seit ihrer ersten EP von 2004. Auch live sind die Jungs nicht gerade unbestritten und lieferten in der Vergangenheit schon so manchen verkorksten Gig ab. Doch heute nicht. Die Band um Frontmann Matt Tuck zeigt sich bestens aufgelegt und prĂ€sentiert einen Querschnitt ihrer bisherigen vier Alben, wobei speziell Songs des DebĂŒts “The Poison” frenetisch gefeiert werden. In dieser Form kann sich die Band auch in Zukunft noch bessere Positionen erspielen!
Was anschlieĂend folgt, ist schon alleine den Preis des Tickets wert. Die zwei Nu- Metal Legenden LIMP BIZKIT und KORN entern beide in nahezu originaler Besetzung die Alterna Stage und beweisen, was ein Headliner ausmachen sollte.
Den Anfang machen LIMP BIZKIT mit einem Best- Of -Set, das keine WĂŒnsche offen lĂ€sst. Die Band um Oberproll Fred Durst weiĂ wie man Stimmung macht und lĂ€sst einen Klassiker nach dem anderen auf das Publikum los. Dieses feiert sĂ€mtliche Songs, egal ob “Nookie”, “RollinÂŽ“, oder auch “My Way” und springt, singt und feiert, als gĂ€be es kein Morgen. Auch die Band, die sogar die Setlist im Vergleich zu ihrem Auftritt bei Rock am Ring variiert, hat sichtlich SpaĂ und Gitarrist Wes Borland (im absolut krĂ€nksten KostĂŒm des ganzen Festivals) weiĂt mehrfach darauf hin, dass er gerne den Auftritt beenden wĂŒrde, um ,die auf der Center Stage spielenden, 30 SECONDS TO MARS anzuschauen. Schön zu sehen, dass die Band mittlerweile wieder so viel SpaĂ am Auftreten hat. Eines der Highlights des Festivals!
Schaffen es KORN an diese Stimmung anzuknĂŒpfen? Oh ja! Die Amis, die fast in Originalbesetzung auf Tour sind, verzichten heute glĂŒcklicherweise fast vollkommen auf AusflĂŒge in den Dubstepbereich, sondern konzentrieren sich auf das was sie am besten können, nĂ€mlich groovigen Nu- Metal, dass die Schwarte kracht. Dabei lĂ€sst man keinen Hit aus und prĂ€sentiert ein Bes- Of- Set, dass sich hören lassen kann. Egal ob “Falling Away From Me”, “Did My Time”, oder das finale “Freak On A Leash”, jeder Song sitzt und wird mit gegrölt. Die RĂŒckkehr von Gitarrist Brian “Head” Welch wirkt anscheinend wie eine Frischekur, obwohl dieser den gesamten Auftritt wirr in der Gegend herum starrt. Aber genau das passt zum verrĂŒckten Haufen, der von Jonathan DavisÂŽ paranoidem Geschrei angepeitscht wird. In dieser Form darf man sich eventuell auch wieder auf ein starkes nĂ€chstes Album freuen. Hut ab!
Fazit:
Pro: Sound, Wetter, Stimmung, Organisation, Limp Bizkit, Korn, Papa Roach, Stone Sour, Casper,…
Contra: Preise auf dem GelÀnde, manchmal seltsame Running Order, Sportfreunde Stiller
Rock im Park 2013, einfach Top. Das Ausbleiben der ganz groĂen Headliner wurde durch teilweise brillante Gigs der auftretenden Bands mehr als wett gemacht und die super Organisation, das Wetter und die durchgehend gute Stimmung sorgten fĂŒr ein absolut gelungenes Wochenende, dass auch die Ticketpreiese rechtfertigt. Ich freue mich auf 2014!
Fotos: Anna Schaller
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