VINTERSORG-”ORKAN”

Posted by Radu On Juni - 23 - 2012

VINTERSORG – „Orkan“

VINTERSORG Orkan ReviewGerade mal 1 Jahr hat sich Andreas Hedlund Zeit gelassen, bevor er die Welt mit seinem neunten Output beglĂĽckt. Bereits im Vorfeld hat er auf dem letzten BORKNAGAR Album wieder eine Glanzleistung abgeliefert und sich die eigene Messlatte fĂĽr sein Album recht hoch gelegt. Man darf also gespannt sein, was hierbei raus gekommen ist.

Bereits zu Beginn kracht `Istid` aus den Boxen und ballert einem sämtliche VINTERSORG Markenzeichen um die Ohren: epischer Gesang, provokantes Schlagzeug, sägende Gitarren und eingestreute Keyboardparts. Die Stimmbänder toben sich auch sofort im cleanen und krächzenden Bereich aus, während der Songs sich innerhalb weniger Sekunden zur vollen Größe entfaltet. Der dreckige Unterton ist vorhanden, kippt die Stimmung jedoch nicht ins Aggressive rein. Es passiert extrem viel innerhalb des Songs, so dass Reaktionen zwischen zuhören, Matte schwingen, mitsingen oder einfach nur Staunen an der Tagesordnung sind, bevor der Hörer mit offener Kinnlade weiter durch das Album geführt wird. ´Ur Stjärnstoft Är Vi Komna` wird progressiver eingeläutet und kommt auch um einiges verschachtelter daher, hält den Hörer aber konstant bei der Stange. Wer demnächst im Auto unterwegs ist, sollte `Polarnatten` in voller Lautstärke genießen, denn krachende Riffs und episches Gitarrenspiel wechseln sich dermaßen genial ab, dass im Kopf bereits Landschaften entstehen. `Myren` spielt mit den Elementen Stille und eingängigen Melodien, wobei der Fokus hier auf die (wirklich geniale) Gesangsleistung gelegt wird, die Extremfreunde und Gesangslehrer gleichermaßen begeistern dürfte. Der Titeltrack lässt doch glatt wieder ein `Till Fjälls` Feeling aufkommen, ohne sich selbst zu kopieren. Freunde der ersten Stunden bekommen Freudentränen, dem Rest sei dieses Album alleine schon wegen diesem Song ans Herz gelegt. ´Havets Nåd` zeigt das Talent, Aggression und Melodik zu vereinen, was seit Beginn schon VINTERSORG´s größte Stärke darstellt. ´ Norrskenssyner´ kommt etwas verträumter daher, lockert aber durch innovative Gitarrenarbeit und dominante Doublebassteppiche auf. ´Urvädersfången´ schließt das Album mit progressiven Klängen.

Das Album wurde wieder komplett auf norwegisch eingesungen, wobei kein Song unter der 5 Minuten Grenze fällt. Mit sehr viel Liebe zu Detail ist man hier vorgegangen, so dass innerhalb der Songs viel passiert, ohne den Hörer gleich zu überfordern. Nach dem ersten Durchhören staunt man dermaßen, dass die Scheibe gleich mehrfach im Player rotiert, wobei es nach jedem Durchlauf immer mehr zu entdecken gibt.

Der Titel „Orkan“ hätte nicht passender gewählt sein können, denn das Album reißt den Hörer von Beginn an mit und führt ihn durch einen musikalischen Sturm in Hochform: mal episch voranschreitend, im Auge des Orkans ruhend oder auch heftigst hervorpreschend, hier ist für jeden etwas dabei. Mit einem Augenzwinkern werden die Pagan Black Metal Freunde der ersten Stunde mit an Bord genommen, aber auch progressive Metalheadz dürften hier nichts zu Meckern finden. Die eingängigen Melodien öffnen auch anderen Neugierigen Tür und Tor und dadurch schafft es das Album über jegliches Schubladendenken hinaus.

In Sachen Produktion hat man hier alles richtig gemacht und auch das Artwork reiht sich nahtlos in die geniale Diskographie ein, wobei es Fans der ersten Stunde und Neulinge gleichzeitig anspricht.

Fazit: Pflichtkauf, egal welches Genre man bevorzugt, hier wird jeder Richtung eine eigene BĂĽhne geboten, bei der alles Platz zum atmen hat. Wer auf Stromgitarren und eine geniale Mischung von Aggression und Melodik steht, die im progressiven Soundgewand wuchtig verpackt wurde, kommt hier nicht vorbei!

5,5/6 Punkten
Radu

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