NOVA ROCK 2011 2. Tag
Nova Rock Tag 2, Sonntag, 12. Juni 2011, Pannonia Fields II, Nickelsdorf, AUT Nach dem famosen ersten Festivaltag, etlichen Konzerten sowie Bieren und ca. 3 Stunden Schlaf, war das Bedürfnis nach etwas Körperpflege & einer ordentlichen Stärkung sehr groß. Also machte ich mich als erstes auf den Weg zu den Duschen, wo mich bereits eine riesengroße Warteschlange erwartete.
Deshalb trat „Plan B“ in Kraft: mit zwei Plastikflaschen „bewaffnet“ drehte ich kurzerhand um und fĂĽllte diese mit herrlich frischen, kĂĽhlen Wasser und nahm eine berĂĽhmt – berĂĽchtigte „Festivaldusche“. Die Suche nach einer Stärkung bzw. einem Kaffee inklusive Imbiss entpuppte sich da schon um einiges schwieriger – vorausgesetzt man war nicht willig horrende Summen fĂĽr ein undefinierbares Getränk (dieses als Kaffee zu bezeichnen wäre eine Beleidigung fĂĽr das Original) zu löhnen. So beschloss ich kurzerhand einen Abstecher in das, knappe 30 Autominuten entfernte, Podersdorf zu machen. Ich war wohl nicht der Einzige mit dieser Idee, da der kleine (aber feine) Ort direkt am Neusiedlersee, gestopft voll mit schwarz bekleideten Menschen war. Die AuswĂĽchse grenzten an einer Invasion und darum konnte man unter Gleichgesinnten gemĂĽtlich frĂĽhstĂĽcken, den ersten Tag des Nova Rock nochmal Revue passieren lassen und sich gemeinsam auf die nächsten musikalischen Highlights freuen. Gleichzeitig bot der Neusiedlersee die Möglichkeit sich so gut wie möglich zu kultivieren…Podersdorf war tatsächlich eine „Reise“ wert.
Zurück am Festivalgelände, wurde ich von einer genialen Flugshow des Profi Kunstflugpiloten Hannes Arch empfangen. Wirklich beeindruckend, was dieser „Tollkühne Mann mit seiner fliegenden Kiste“ aufführte!
Ă„hnlich atemberaubend war dann auch der erste musikalische Act an diesem Sonntagnachmittag: die CAVALERA CONSPIRACY. Die GebrĂĽder Max & Igor Cavalera lassen mit ihrem aktuellen und gleichzeitig zweiten Album – „Blunt Force Trauma“ – den einzigartigen Thrash bzw. Death Metal der glorreichen 90er Jahre wieder auf erleben (SEPULTURA lassen grĂĽĂźen). Mit „Warlord“ und „Inflikted“, gefolgt von „Sanctuary“ eröffneten CAVALERA CONSPIRACY, mit drei ihrer stärksten Eigenkompositionen eine Show, bei welchen die brasilianischen BrĂĽder ein geschicktes Händchen fĂĽr ihre Songauswahl bewiesen. Denn mit u. a. „The Doom Of All Fires“, „Killing Inside“ und „Thrasher“ bot man einen perfekten Querschnitt aus ihren zwei bisher veröffentlichten Alben. Typisch fĂĽr den Familienmensch Max Cavalera, dass bei „Black Ark“ sein eigener Sohn Richie die Vocals ĂĽbernahm. Apropos Max Cavalera: mit deutlich mehr Fleisch an den Knochen und seinem mittlerweile ĂĽberdimensionalen braunen Dread, stellt man sich schön langsam die Frage, ob dieser „Riesendread“ nicht bereits sein eigenes Leben fĂĽhrt…wirklich verblĂĽffend!
ZurĂĽck zur Setlist: diese war – auf der anderen Seite – gespickt voll mit SEPULTURA Cover Versionen. Angefangen von „Refuse/Resist“ ĂĽber „Territory“ bis hin zum finalen Rausschmeisser „Roots Bloody Roots“ ergänzten Max & Co. ihren Set mit eben genannten Titeln im makellosen Thrash bzw. Death Metal Gewand. So soll und muss sich diese Art von Musik anno 2011 anhören. Dieser Auftritt von Max war weitaus mehr als eine bloĂźe Daseinsberechtigung der CAVALERA CONSPIRACY, welche musikalisch nämlich rein gar nichts mit seiner Hauptband „SOULFLY“ zu tun hat und obendrein noch dazu das Prädikat „sehenswert“ mehr als nur verdient hat. Diese Tatsache unterstrich einmal mehr das Publikum, die ihre Häupter im Takt schĂĽttelten & Crowd surften, als gäbe es kein Morgen!
Gleich danach kam man in den seltenen Genuss, einen der mehr als raren europäischen Gigs von – „The One & Only“ Mr. Glen DANZIG – live zu erleben. Nach einer Reihe von mittelmäßigen Alben, hat man mit „Deth Red Sabaoth“, nun endlich wieder zu alten Stärken zurĂĽck gefunden. Doch wie setzen DANZIG das Ganze auf der BĂĽhne um? Musikalisch sind die Amis nach wie vor ĂĽber jeden Zweifel erhaben, stampft doch die Gitarrenfraktion bei Nummern wie z.B.: „Bringer Of Death“ oder „Ji Ji Bone“ alles in Grund und Boden. Da fällt auch der mangelnde Einsatz beim Stageacting nicht mehr so enorm ins Gewicht. Vor allem auch deshalb, weil „Schinkengott“ Glen DANZIG wie „Rumpelstilzchen“ ĂĽber die Blue Stage hĂĽpft. Klar ist der Gute nicht jĂĽnger geworden, doch bei ihm verhält es sich wie bei einer guten Flasche Wein: je älter desto besser…zumindest was seine gesangliche Leistung betrifft. „Hammer Of The Gods“ oder „On A Wicked Night“ werden der Bezeichnung „Elvis Metal“ mehr als gerecht. Das bei einer DANZIG Show die Hymne“Mother“ nicht fehlen darf, ist beinahe schon Ehrensache! Dabei erwiesen sich die Fans als enorm textsicher und sorgten fĂĽr Gänsehautstimmung. Lediglich die grenzgeniale Ballade „Sistinas“ schaffte es nicht in das Set, was man mit einem weinenden Auge zur Kenntnis nehmen musste.
Nach diesem Konzert machte sich bei mir, dank des sonnigen Wetters, wieder Durst breit und bestimmte mein Handeln. Auf dem schnellsten Weg zum nächstliegendsten Getränkestand erwartete mich jedoch ErnĂĽchterung in doppelter AusfĂĽhrung: erstens verlangte man im Konzertgelände fĂĽr ein Bier 4,50 EUR und zweitens bedeutete die Warteschlange vor einem der zwei Bankautomaten am gesamten Festivalgelände (!) stundenlanges Warten. Mir blieb nichts anderes ĂĽbrig, als mich brav anzustellen und eine gute Stunde durstig zu warten…endlich wieder mit Geld in der Tasche (und dem Verdursten nahe) entschied ich mich logischerweise fĂĽr die gĂĽnstigere Variante am Campingplatz und machte bis zum nächsten Konzert Highlight eine wohlverdiente Pause. Zwischendurch spendete die eine oder andere willkommene Wolke etwas Schatten. Die Staubwolken begannen sich allmählich zu verdichten, was die Pannonia Fields in ein WĂĽsten ähnliches Szenario verwandelte. Dabei entdeckte ich meine neue persönliche Lieblingsbeschäftigung: Bier schlĂĽrfend die ausgefallensten Outfits so mancher Besucher bewerten. Mein absoluter Favorit war Biene Maja, gefolgt vom Osterhasen, zahlreichen Wikingern und den verschiedensten Variationen von Bier spendenden HĂĽten. Hingegen nahezu beängstigend war die enorm hohe Anzahl an Männern im Bikini und die nahezu geisterhafte Erscheinung eines KORN Fans…
Womit wir schon bei der nächsten Band angelangt wären: niemand geringerer als eine der wichtigsten Initiatoren der Nu Metal Bewegung, nämlich KORN, standen nun am Programm. Mir ist durchaus bewusst, dass ich mich zu wiederholen beginne, aber: Auch die Mannen um Jonathan Davis haben, nach sehr umstrittenen Werken, wieder ein starkes Album („KORN III: Remember Who You Are“) vorzuweisen. Außerdem ließ die Tatsache, dass sich die Amis bei ihren letzten Shows wieder auf ihre älteren und zugleich härteren Nummern konzentrierten, große Erwartungen zu.
Diese wurden mit dem Opener „Blind“ nahezu übertroffen und in dieser Tonart ging es dann auch weiter. „Pop A Pill“ und „Oildale (Leave Me Alone)“ vom letzten Album, sowie die aktuelle Single „Get Up“ gehörten zum Neuestem, was die Setlist zu bieten hatte. Angesichts der schwachen Single „Get Up“, welche eher Sorgenfalten als ein begeistertes Lächeln ins Gesicht der Fans zauberte, wahrscheinlich gar keine schlechte Idee. Denn mit „Here To Stay“, „Freak On A Leash“ oder“Shoots & Ladders“ begeisterten die Kalifornier ihr Publikum mit den KORN typischen, tief gestimmten Gitarren und der facettenreichen Stimme von Mr. Davis. Für mich waren die vielen Medleys eine Überraschung, ebenso wie die Tatsache, dass die Jungs aus Bakersfield mit „One“ (METALLICA) und „We Will Rock You“ (QUEEN) zwei Coverversionen mit im Gepäck hatten. Eine Band vom Format KORN hat meiner Meinung nach mehr als genug starke Songs geschrieben und müssen deshalb nicht großartig herum experimentieren, was das Liedgut bei Live Gigs betrifft. Auf jeden Fall machten mir Eigenkompositionen à la „Got The Life“, „Falling Away From Me“ oder „Y`All Want A Single“ eindeutig mehr Spass. Der Mehrheit vor der Bühne scheint es gefallen zu haben, wenn man den Stimmungsbarometer als Maßstab nimmt.
Viel Zeit blieb nicht, um sich auf eines meiner absoluten persönlichen Nova Rock Konzert Highlights vorzubereiten: dem Auftritt von VOLBEAT! Wie sehr wĂĽnschte ich mir meinen Lieblingstrack „The Human Instrument“ als Opener, geschweige der monatelangen Vorfreude…und ich wurde nicht enttäuscht!! Die Dänen begannen mit eben genannten Song und spielten ihn mit einer derart groĂźartigen Ăśberzeugung, dass die Jubelrufe wohl in ganz Burgenland zu hören waren.
Michael Poulsen traf jeden Ton wie den Nagel auf den Kopf und unterstrich seine Performance mit einem heiĂźblĂĽtigen Stageacting, das seinesgleichen sucht. Bereits nach dem Opener war ich den Tränen nahe…mir fehlen noch heute die Worte! Gefolgt von „Guitar Gangsters & Cadillac Blood“ nahm der Gig der ChartstĂĽrmer seinen Lauf und gipfelte in Klassikern wie u. a. „The Mirror & The Reaper“, dem einzigartigen „The Gardens Tale“ sowie der DUSTY SPRINGFIELD Coverversion von „I Only Wanna Be With You“. Die Spielfreude war den Jungs auch aus weiter Entfernung anzusehen und die Zuseher feierten VOLBEAT nach allen Regeln der Gunst ab. Fast schon selbstverständlich, dass die Hitsingle „Fallen”" genauso wenig fehlen durfte, wie der schnellere Titel „16 Dollars“ und das finale „Pool Of Booze“. Auch wenn es sich etwas seltsam anhört: mir gehen die Superlative fĂĽr diese Show aus…sagen wir einfach mal, dass dieses Konzert eindeutig unter die Top drei des gesamten Festivals mit ca. 80 Bands fällt. VOLBEAT punkteten vor allem mit viel Sympathie, musikalischem Können und hinterlieĂźen ein völlig berauschtes Publikum in die Sonntagnacht…
…im Freudentaumel ging es dann zurĂĽck zum Zeltplatz, wo die Vorfreude auf den dritten und letzten Festivaltag ĂĽberwog. To be continued…
Gunther
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